17-Jährige stirbt an toxischem Schock durch Tampon

<p>Eine junge Frau aus Namur ist an einem toxischen Schock gestorben. Ein Tampon hat ihn verursacht.</p>
Eine junge Frau aus Namur ist an einem toxischen Schock gestorben. Ein Tampon hat ihn verursacht. | Illustrationsfoto: belga

„Unsere 17-jährige Maëlle war ein sehr sportliches Mädchen. Sie war voller Lebensfreude und hatte so viele Pläne“: Ihre Mutter Laurence kann nicht begreifen, was mit ihrer Tochter passiert ist. „Sie ist innerhalb von 48 Stunden von uns gegangen“, schrieb sie am Freitagabend auf Facebook. Sie sei fünf Stunden nach den ersten Symptomen sofort zum Arzt gegangen.

Letzten Montag fingen die ersten Symptome an. „Maëlle war gerade vom Sport zurück, gegen 20 Uhr. Sie sah völlig gesund aus. Aber später am Abend fing sie an, Fieber zu bekommen und sich zu übergeben. Wir dachten, es sei eine Magen-Darm-Grippe“; erzählt ihre Mutter gegenüber der Tageszeitung „Het Nieuwsblad“.

Die Nacht verging, aber Maëlles Fieber hielt an. „Früh am Morgen riefen wir den diensthabenden Arzt an. Er dachte auch, es sei eine Magen-Darm-Grippe und verschrieb eine entsprechende Behandlung.“ Aber nichts habe geholfen, sagt sie. „Es wurde so schlimm, dass wir einen Krankenwagen gerufen haben. Auch im Krankenhaus sprach man von einer Magen-Darm-Grippe: Maëlle war dehydriert, die Krankenschwestern haben sie entsprechend behandelt.“

Als sich die Situation nicht besserte, wurde die Jugendliche auf die Intensivstation eines anderen Krankenhauses verlegt. Erst dort wurde die Diagnose des toxischen Schocks gestellt. Aber dann war es schon zu spät: Die Ärzte konnten nichts mehr tun. Am Donnerstag verstarb sie.

Das toxische Schocksyndrom

Laut dem Gynäkologen Hendrik Cammu ist das toxische Schocksyndrom (TSS) – umgangssprachlich gelegentlich auch als „Tamponkrankheit“ bezeichnet – sehr selten. Amerikanische Daten zeigen, dass 0,8 bis 3,4 von 100.000 Menschen betroffen sind. „Diese Zahl sind auch auf Belgien übertragbar“, sagt Cammu gegenüber „Het Nieuwsblad“. „Ich selbst habe einen solchen Fall nur einmal in meiner Karriere miterlebt. Wir haben die Patientin damals mit Antibiotika behandelt, und damit war die Gefahr auch vorüber.“

Die Tatsache, dass jemand an TSS stirbt, sei ihm zufolge noch seltener. In den 1970er Jahren war die Krankheit jedoch häufiger wegen einer bestimmten Tamponmarke anzutreffen: Rely. „Es handelte sich dabei um supersaugfähige Tampons“, berichtet Cammu: „Aber sie wurden später vom Markt genommen.“

TSS tritt auf, wenn Bakterien – Staphylokokken und Streptokokken –, die natürlicherweise in der Vagina vorkommen, bestimmte Giftstoffe absondern. Diese können sich vermehren, wenn sich zu viel Blut sammelt. „Wenn man Tampons nicht oft genug wechselt, erhöht sich auch die Chance, diese Giftstoffe abzusondern“, fährt Cammu fort: „Sie infizieren über die Blutbahn den ganzen Körper. Das geht mit einem enormen Blutdruckabfall einher, wodurch den Organen das Blut ausgeht. Es läuft auf Organversagen hinaus, der Körper wird in einen Schock versetzt. Die ersten Symptome ähneln in der Tat denen einer Magen-Darm-Grippe.“

Generell werde empfohlen, einen Tampon nicht länger als acht Stunden zu verwenden, aber das hinge auch von der Stärke der Menstruation ab, so der Gynäkologe.

Aufruf zur Sensibilisierung

Die Familie der 17-jährigen Maëlle möchte, dass junge Mädchen, Krankenschwestern und Ärzte besser über die möglichen Risiken informiert werden. „Wir wollen, dass alle informiert werden“, sagt Maëlles Mutter. Daher auch der Facebook-Post. „Die Symptome des Schocks sind der einer Magen-Darm-Grippe sehr ähnlich. Also sollten Schwestern jede Patientin mit diesen Symptomen fragen, ob sie Tampons benutzen.“ (alno)

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