St. Nikolaus Kirche Eupen: Schlaflos durch die Nacht

<p>Die Glocken der St. Nikolaus Kirche läuten jede Viertelstunde.</p>
Die Glocken der St. Nikolaus Kirche läuten jede Viertelstunde. | Foto: Alain Noel

Der Mann, der auf der Website von RTL Info bloß Homan genannt wird, sei erst kürzlich von Herstal nach Eupen gezogen. Seine Freundin kommt aus dem deutschen Grenzraum. Auf der Suche nach einer gemeinsamen Wohnung haben sie sich für Eupen entschieden – quasi als räumlichen Kompromiss. „Ich möchte gerne Deutsch lernen. Meine Freundin spricht die Sprache fließend und kann in dieser Region leicht Arbeit finden“, erklärt der 33-Jährige gegenüber dem Fernsehsender.

Ein Umzug ist immer mit Komplikationen verbunden. Hin und her fahren, Kartons und Möbel schleppen, Papierkram erledigen. Mit dem folgenden Problem hatte der Mann jedoch nicht gerechnet: In direkter Nähe zu seiner Wohnung am Eupener Marktplatz befindet sich die St. Nikolaus Kirche. Das Problem ist nicht das Gebäude an sich, auch nicht die Lage an dem im Sommer stark besuchten Marktplatz. Was ihn stört, sind die Kirchenglocken. Ihr Läuten lässt das Paar nachts kein Auge zu tun. Und bei den derzeitigen heißen Temperaturen sei es schwierig, mit geschlossenen Fenstern zu schlafen. „In der ersten Woche habe ich fast gar nicht geschlafen“, berichtet er RTL und ist vor allem über die Häufigkeit des Läutens der Glocken erstaunt. „Ist es normal, dass die Kirchenglocken alle 15 Minuten läuten, und sogar nachts?“

Um diese Frage zu klären, hat das GrenzEcho beim zuständigen Eupener Pfarrsekretär nachgehakt. „Das gesamte Uhrwerk ist vorprogrammiert, alles geschieht automatisch über einen Computer“, erklärt dieser. Jede Viertelstunde wird mit der kleinsten Glocke des Glockenturms angekündigt: Um Viertel nach läutet eine Glocke, um halb ertönen zwei Schläge und um Viertel vor sind es drei Glockenschläge. Zu jeder vollen Stunde gibt es vier Schläge, um die neue Stunde einzuleiten, gefolgt von der Anzahl Schläge passend zur vollen Stunde. „Die maximale Anzahl Schläge hintereinander sind 16. Das ist zur vollen Stunde um 12 Uhr mittags und um Mitternacht. Mehr Schläge gibt es im normalen Ablauf nicht. Natürlich wird eine Viertelstunde vor der Messe immer drei Minuten lang geläutet, aber das ist zu normalen Uhrzeiten.“ Der Pfarrsekretär betont, dass dies schon seit mindestens 15 Jahren so sei. „Wir haben fünf verschiedene Glocken und die größte hört man nur zu Beerdigungen und zu ganz großen Festen. Meistens läuten die kleinste oder die zweitkleinste“, fährt er fort. Diese Glocken seien eigentlich nicht so laut, behauptet der Pfarrsekretär. Die Glocken der Friedenskirche seien im Vergleich dazu viel lauter. Das sehen der neue Wahleupener und seine Freundin jedoch anders: „Wo bin ich hier nur gelandet?“, lautet seine Frage.

Bei der Frage, ob sich schon viele Leute über das Läuten beschwert haben, winkt der Pfarrsekretär ab: „In letzter Zeit ist er der einzige gewesen. Zwischenzeitlich kommen immer mal wieder vereinzelt Beschwerden“, ergänzt der Pfarrsekretär.

Auch Claudia Niessen (Ecolo), Bürgermeistern der Stadt Eupen, versteht den ganzen Aufruhr nicht. In der Anfrage von einem Journalist von RTL hieß es, man wolle von der Stadt Eupen eine Stellungnahme zum Läuten der Kirchtürme hören. Die Bürgermeisterin war darüber überrascht, berichtet sie dem GrenzEcho auf Nachfrage: „Ich dachte zuerst, er wolle mich auf den Arm nehmen.“ Als sie dann aber merkte, dass die Frage ernst gemeint war, stellte sie klar: „Die Kirche war schließlich zuerst da. Das Glockenläuten gehört zu Eupen einfach dazu“. Man könne nicht alles „im Leben der Stadt umdrehen, weil einzelne Personen sich gestört fühlen“. Wenn man in die Nähe einer Kirche ziehe, müsse man damit rechnen.

Am Ende hat sich jedoch auch das Paar an das nächtliche Geläute gewöhnt. „Man hört sie zwar immer noch. Aber da sie den ganzen Tag läuten ist es irgendwann so, als würde man sie nicht mehr hören. Es ist ja nicht das Ende der Welt“, sagt der 33-jährige Neu-Eupener abschließend. Also Ende gut, alles gut.

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