Morgen schon Partner? Patienten und Fachkräfte aus Großregion äußern Ansichten

<p>Der Partner soll auf Augenhöhe mitdiskutieren, lautet ein Ansatz des APPS-Projektes.</p>
Der Partner soll auf Augenhöhe mitdiskutieren, lautet ein Ansatz des APPS-Projektes. | Foto: belga

Das Projekt zielt darauf ab, die Versorgungsqualität, die Prävention und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern, indem es die Partnerschaft zwischen den Patienten und den Gesundheitsfachkräften in der Großregion fördert. Im Folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse einer der Studien des Projekts zusammengefasst, in der Patienten und Fachkräfte in der Gesundheitsversorgung ihre Erwartungen darüber ausgedrückt haben, wie sie sich die Entwicklung der Beziehungen als „Partner“ wünschen würden.

Die qualitative Studie, die in den vier Regionen mit dem gleichen Interviewleitfaden durchgeführt wurde, zielte darauf ab, die Erfahrungen und die Bedürfnisse der Gesundheitsfachkräfte und der Patienten hinsichtlich des APPS zu verstehen und zu erforschen. Die Interviews wurden von März 2018 bis Mai 2019 einerseits mit Patienten, die an chronischen Krankheiten leiden, und andererseits mit Fachkräften in der medizinischen Versorgung (Ärzten und Pflegepersonal) durchgeführt. Insgesamt wurden 85 Patienten und 73 Gesundheitsfachkräfte in der Großregion befragt.

„Was die Patienten angeht, haben sich manche bereits in Patientenvereinigungen, Patientenausschüssen usw. eingebracht bzw. engagiert... Für diese war es leichter, eine genauere Vorstellung davon zu haben, worum es beim APPS gehen könnte. Andere hingegen, die noch nie vom ‘Patienten als Partner in der Gesundheitsversorgung’ gehört hatten, konnten sich erst im Kontakt mit anderen Patienten davon eine Idee bilden“, berichtete einer der Forscher, der die Interviews führte.

Bei den Gesundheitsfachkräften hatte ein Großteil bereits von dem "Patient-als-Partner-Ansatz" gehört. Für die Wissenschaftler, welche die Gespräche auswerteten, ist jedoch klar, dass sie manchmal ganz unterschiedliche Aspekte unter APPS verstanden und nicht den gleichen Nutzen bei der Durchführung des Ansatzes wahrgenommen haben. „Manche Fachleute finden hier einen utilitären Zweck, nämlich die Verbesserung der Einhaltung von Behandlungen, oder den Patienten dazu zu bringen, besser auf die Anweisungen zu hören. Andere Fachleute, die bereits in der Partnerschaft engagiert sind, sehen darin eine Möglichkeit, dem Patienten auf Augenhöhe zu begegnen“, fuhr der Forscher fort.

Allgemein ließe sich in der Großregion ein allgemeiner Wille feststellen, in Richtung einer besseren Partnerschaft zwischen Patienten und Gesundheitsfachkräften vorankommen zu können, auch wenn der Begriff „Partnerschaft" nicht der am häufigsten gebrauchte ist und für eine große Anzahl unter ihnen auch nicht einheitlich verwendet wird. Sowohl Patienten als auch Fachkräfte sind sich einig, dass es in den letzten Jahren eine spürbare Entwicklung gegeben hat, dass die konkreten Praktiken jedoch noch verändern und an die kulturellen Besonderheiten angepasst werden müssen.

Eine deutliche Feststellung: Patienten und Gesundheitsfachkräfte erklären, dass sie zahlreiche Vorteile in dieser Art von Partnerschaft sehen. Auf der Patientenseite berichteten die Befragten von einer besseren Lebensqualität, einer größeren Akzeptanz (der Krankheit und der Behandlungen), einer stärkeren Einbindung und davon, dass neue Kompetenzen sichtbar würden. Ebenfalls wird den Patienten das Gefühl vermittelt, dass der Patient in seiner Gesamtheit betrachtet werden müsse und „nicht bloß auf seine Krankheit reduziert werden dürfe“, wie es die Befragten bei ihren Konkretisierungen formulierten.

Die Gesundheitsfachkräfte berichteten von einem besseren Verständnis der Erfahrungen mit der Krankheit und der Möglichkeit, sich dadurch in ihrer Rolle als Behandelnde und Pflegende zu stärken. Einige betonten auch die Möglichkeit, durch diesen partnerschaftlichen Ansatz einen zusätzlichen Sinn in ihrer Arbeit zu finden. Die Patienten identifizierten darüber hinaus Vorteile für Familienmitglieder (Betreuer), insbesondere hinsichtlich eines Gefühls der Beruhigung und Bestärkung durch den Ansatz für sich selbst oder für ihre kranken Angehörigen. Schließlich scheint der APPS hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit des Gesundheitswesens die Entwicklung von besser auf die Patienten abgestimmten Behandlungs- und Pflegeprotokollen zu ermöglichen, was langfristig eine Garantie für Effizienz ist.

Damit diese Partnerschaft in der Praxis Gestalt annehmen kann, geht aus der in der Großregion durchgeführten Studie hervor, dass die Patienten wie auch die Gesundheitsfachkräfte bei diesem Prozess unterstützt werden müssten. Um in eine solche Dynamik einzutreten, müssten Ärzte, Pflegekräfte und andere Akteure von ihren Vorgesetzten unterstützt oder sogar ermutigt werden. Es brauche Zeit, um diesen Strukturwandel zu erreichen, aber vor allem erfordere es zunächst ein Umdenken, wie chronisch erkrankte Patienten wahrgenommen werden und wie die Behandlung von chronischen Krankheiten in der Großregion unterstützt wird. Was die Patienten betreffe, so zeige sich, dass ihnen für einen partnerschaftlichen Ansatz Vertrauen entgegengebracht werden müsse und dass sie sich angenommen, gehört und respektiert fühlen müssten. Das gegenseitige Vertrauen erweise sich hier als ein grundlegendes Element. (red)

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