Deutsche Bank und Commerzbank: Wann fällt die Entscheidung im Fusionspoker?

<p>Die Zentralen der Deutschen Bank (l.) und der Commerzbank in Frankfurt/Main.</p>
Die Zentralen der Deutschen Bank (l.) und der Commerzbank in Frankfurt/Main. | Foto: dpa

In den Fusionsgesprächen von Deutscher Bank und Commerzbank rückt eine Entscheidung näher. Münden die Sondierungsgespräche tatsächlich in konkrete Verhandlungen über einen Zusammenschluss? Und wird am Ende der von der Politik herbeigesehnte „nationale Champion“ geschmiedet? Oder kommen die Vorstände der beiden Frankfurter Konzerne schon nach knapp sechs Wochen intensiver Prüfung zu dem Schluss, dass die Banken-Hochzeit keinen Sinn ergibt?

Mitarbeiter und Kunden, Investoren und Aufseher erwarten Klarheit über den weiteren Kurs. In dieser Woche könnte es so weit sein: Ende März hatte Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner angekündigt, Deutschlands größtes Geldhaus wolle sich im Umfeld der Quartalszahlen zum Stand der Gespräche äußern. Der Dax-Konzern veröffentlicht seine Zwischenbilanz an diesem Freitag (26.4.).

Nach Einschätzung von Analysten dürfte die Deutsche Bank in den ersten drei Monaten dieses Jahres noch weniger verdient haben als im schon mageren Vorjahresquartal. Analysten rechnen im Schnitt mit 55 Millionen Euro Gewinn. Im ersten Quartal 2018 hatte das Institut 120 Millionen Euro Gewinn ausgewiesen nach 575 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Zum Vergleich: Die größte US-Bank JPMorgan Chase steigerte im Zeitraum Januar bis Ende März 2019 ihren Überschuss auf den Rekordwert von 9,2 Milliarden Dollar (8,1 Mrd Euro).

Rettet die Commerzbank die Deutsche Bank? In einer größeren Einheit könnten auf Dauer die Kosten deutlich gedrückt werden - dies allerdings wahrscheinlich auch über den Abbau Tausender Jobs und Filialschließungen. Zusammen haben Deutsche Bank und Commerzbank bundesweit gut 1500 Filialen - ohne die Postbank-Standorte. Manche der Geschäftsstellen befinden sich in Laufnähe zur derzeitigen Konkurrenz - und könnten daher auf die Streichliste kommen.

Die Gewerkschaft Verdi rechnet im schlimmsten Fall mit dem Abbau von 30 000 Jobs. Ende 2018 hatten die beiden Institute zusammen gut 133 000 Vollzeitstellen. Zunächst würde ein Personalabbau in dieser Größenordnung allerdings viel Geld kosten.

Große Widerstände gegen eine Fusion gibt es in der Belegschaft beider Häuser. Der Gesamtbetriebsrat der Commerzbank hatte den Vorstand des teilverstaatlichten Instituts bereits Ende März aufgefordert, das Fusions-„Abenteuer“ zu beenden. Das Vorhaben habe „im Management, bei den Mitarbeitern, in den Gremien, bei den Kunden unserer Bank wie auch in der Gesellschaft keinen Rückhalt“, schrieben die Arbeitnehmervertreter in einer „Protestnote“.

Ein klares „Nein“ gab es auch von Mitarbeitern im Deutsche-Bank-Konzern, die sich an einer Umfrage des dortigen Gesamtbetriebsrats beteiligten: Knapp 70 Prozent der 7840 Teilnehmer wollen demnach keine Übernahme der Commerzbank. Fast 84 Prozent forderten, zunächst die Integration der Postbank abzuschließen. (dpa)

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