Rallye Korsika: Neuville siegt nach dramatischem Finale


Auf der letzten Wertungsprüfung profitierte der St.Vither Rallyeprofi von einem Reifenschaden des Walisers Elfyn Evans im Ford. Der M-Sport-Pilot hatte am Sonntagmorgen auf der vorletzten WP der legendären „Tour de Corse“ Thierry Neuville an der Spitze abgelöst und lag vor der abschließenden Powerstage mit 11,5 Sekunden Vorsprung auf Kurs zu seinem zweiten WM-Sieg.

Mit dem rechten Vorderreifen platzte Evans‘ Traum vom zweiten WM-Sieg.

Doch dann platzte der rechte Vorderreifen seines Ford Fiesta WRC – und mit ihm Evans Hoffnungen auf einen wohlverdienten Sieg. Diesen staubte Thierry Neuville ab, während Evans hinter Sebastien Ogier (Citroën) auf Rang drei zurückfiel. „Es ist schwierig zu akzeptieren, aber so was kommt vor“, sagt Evans. „Das liegt in der Natur des Sports. Ich glaube, es ist auf gerader Strecke passiert, irgendein Teil oder ein Stein hat den Reifen aufgeschlitzt. Wenigstens stehen wir auf dem Podium, aber das ist nicht das, was ich wollte.“

So kam Neuville etwas unerwartet zu Saisonsieg Nummer eins für ihn und Hyundai. Allerdings fühlte er mit seinem Rivalen Evans. „Für Elfyn tut es mir wirklich leid, er hat hier einen tollen Job gemacht“, sagte Neuville. „Aber auch wir haben es verdient, denn wir haben ständig angegriffen und nie aufgegeben.“ Mit insgesamt drei WP-Bestzeiten zeigte Neuville auf Korsika immer wieder sein Tempo, bei manchen WP war er aber nicht in der Lage, das Tempo der Schnellsten mitzugehen.

Vor allem am Samstagnachmittag drehte Neuville auf. Bei der zweiten Durchfahrt der 47,14 km langen Königsetappe (WP 12) schlug der gebürtige St.Vither mit einer starken Leistung zu und konnte mit einer Bestzeit den zu diesem Zeitpunkt an der Spitze der Gesamtwertung liegenden Waliser Elfyn Evans (Ford) entthronen. Der 30-Jährige war begeistert: „Ich hatte vollstes Vertrauen ins Auto und konnte deshalb auf Angriff fahren. Wir hatten den Wagen etwas höher gelegt, womit sich die Straßenlage merklich verbesserte.“ Thierry Neuville führte somit am Samstagabend nach zwölf von 14 WP die Rallye Korsika mit 4,5 Sekunden Vorsprung vor Elfyns Evans an, der auf der betreffenden Marathonprüfung nur die fünftbeste Zeit (+16,0 Sekunden) erzielte und naturgemäß sehr enttäuscht war: „Eigentlich war das eine gute WP für uns. Keine Ahnung, wo wir uns diesen erheblichen Rückstand eingehandelt haben.“
Doch am Sonntagmorgen wendete sich erneut das Blatt: Bei der 31,85 Kilometer langen WP „Eaux de Zilia“ nahm Evans seinem Rivalen Neuville am Sonntagmorgen 16 Sekunden ab und ging mit 11,5 Sekunden Vorsprung in die Powerstage, der wegen des Reifenschadens aber nicht reichen sollte. Evans rettete sich so gerade noch als Gesamtdritter hinter Neuville und Ogier ins Ziel.

<p>Mit seinem insgesamt dritten Sieg bei der Rallye Korsika eroberte Thierry Neuville im Hyundai die Gesamtführung in der Rallye-Weltmeisterschaft.</p>
Mit seinem insgesamt dritten Sieg bei der Rallye Korsika eroberte Thierry Neuville im Hyundai die Gesamtführung in der Rallye-Weltmeisterschaft. | Photo News

Zuvor schon war eine weitere wichtige Vorentscheidung gefallen. Der Este Ott Tänak (Toyota), der sich nach WP 9 an die Spitze gesetzt hatte, beklagte in WP 11 einen Reifenschaden, verlor dabei zwei Minuten und war damit aus dem Rennen für den Sieg bei diesem vierten WM-Lauf. Tänak musste sich am Ende mit Platz 6 begnügen.
Weltmeister Sébastien Ogier, der zu keinem Zeitpunkt um den Sieg mitfahren konnte, gelang mit Rang zwei immerhin eine erfolgreiche Schadensbegrenzung. Nachdem der Citroën C3 WRC bisher auf Asphalt immer besonders stark war, hatte Ogier vor dem Wochenende als Topfavorit gegolten. Doch vom Start weg klagte der Franzose über Untersteuern. „Wir können nicht mithalten, das ist frustrierend“, sagte der sechsfache Weltmeister.

Als Vierter komplettierte Dani Sordo ein starkes Teamergebnis von Hyundai. Damit rechtfertigte er seine Nominierung und die „Degradierung“ von Andreas Mikkelsen auf die Ersatzbank. Weniger überzeugend war der Auftritt von Sébastien Loeb im dritten Hyundai i20 WRC. Ein Abflug samt Aufhängungsschaden am Freitag, ein Dreher am Samstag und insgesamt für seine Verhältnisse durchschnittliche Zeiten sorgten dafür, dass der WRC-Rekordchampion nicht über Rang acht hinauskam.

In der Fahrerwertung hat sich die Spitze nach vier von 14 Rallyes dicht zusammengeschoben. Neuville führt nun mit 82 Punkten vor Ogier (80) und Tänak (77). In der Herstellerwertung liegt nun Hyundai mit 114 Punkten in Führung. Citroën folgt mit 102 Punkten, Toyota (98) fällt von Rang eins auf drei zurück.
Der nächste WM-Lauf findet vom 25. bis 28. April in Argentinien statt. (hs/red)

  • Das Endergebnis nach 14 WP im Überblick:
  1.  Neuville / Gilsoul (Hyundai i20)  03:22:59.0
  2. Ogier / Ingrassia (Citroën C3)  +0:40.3
  3. Evans / Martin (Ford Fiesta)  +1:06.6
  4. Sordo / Del Barrio (Hyundai i20) +1:18.4
  5. Suninen / Salminen (Ford Fiesta) +1:24.6
  6. Tänak / Järveoja (Toyota Yaris) +1:40.0
  7. Lappi / Ferm (Citroën C3) +2:09.1
  8. Loeb / Elena (Hyundai i20) +3:39.2
  9. Meeke / Marshall (Toyota Yaris)  +5:06.3
  10. Latvala / Anttila (Toyota Yaris)  +6:44.6
  • Zur Info: Der fünfte von 14 WM-Läufen findet vom 25. bis 28. April in Argentinien statt.

Thierry Neuville: „Sehr guter Start in die neue Saison“

  • Erst die Führung verloren, dann nach einem dramatischen Schluss doch noch gewonnen: Thierry Neuville erlebte am Sonntag ein Wechselbad der Gefühle, hatte aber das bessere Ende für sich.
  • „Dieser Sieg kommt vollkommen unerwartet, vor allem nachdem Elfyn Evans uns in der Spezialprüfung 16 Sekunden auf einen Schlag abnehmen konnte“, so Neuville in einer ersten Reaktion.
  • Er habe von Beginn an gewusst, dass ein Sieg nur schwer einzufahren ist. „Trotzdem haben wir den Glauben an einen Sieg nie verloren. Wir sind einfach so schnell gefahren, wie wir konnten. Auch, um ein Maximum an Punkten zu holen“, so Neuville.
  • Er fuhr bei der ersten vierten Rallye der noch jungen Saison zum dritten Mal auf das Podium. „Ich denke, wir können von einem sehr guten Start in die Saison sprechen. Momentan ernten wir die Früchte unserer Arbeit. Es ist nicht immer einfach, aber wir arbeiten hart und geben niemals nach. Außerdem haben wir eine Mannschaft, die voll und ganz hinter uns steht und ständig versucht, das Auto zu verbessern. Auch das hat sich an diesem Wochenende ausgezahlt.“
  • Durch seinen zehnten Sieg bei einem WM-Lauf übernimmt Neuville die Führung im Gesamtklassement. „Nun nehmen wir die 20 Siege ins Visier. Wir glauben sehr an den Titel. Und, genau wie unsere beiden Hauptkonkurrenten, haben wir auch alle Chancen darauf, ihn zu erreichen.“
  • Was den nächsten WM-Lauf in Argentinien betrifft, setzt Neuville indes auf Regen. „Das könnte uns helfen“, so der gebürtige St.Vither. „Sonst wird es dort sehr schwer“. (mn)

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