ECA demonstriert Einfluss

<p>ECA demonstriert Einfluss</p>

In Amsterdam kommen die 232 Mitglieder zu ihrer jährlichen Vollversammlung zusammen. Aus Belgien gehören CLub Brügge, AA Gent, KRC Genk, RSC Anderlecht und Standard Lüttich der ECA an.

Was ist die ECA und wer sind die treibenden Kräfte?

Die European Club Association ging 2008 aus dem Zusammenschluss der sogenannten G14 und des European Club Forums hervor. Unter dem Vorsitz von Karl-Heinz Rummenigge wurde eine Interessengemeinschaft gegründet, um den Einfluss der Topvereine auf Entscheidungen bei der Europäischen Fußball-Union UEFA und beim Weltverband FIFA zu sichern. Mittlerweile hat die ECA 232 Mitglieder und ist in allen wichtigen Institutionen bestens vernetzt. Ihr Chef Andrea Agnelli von Juventus Turin und PSG-Boss Nasser al-Khelaifi haben jeweils einen Sitz im UEFA-Exekutivkomitee, im Stakeholder-Komitee der FIFA sitzen fünf ECA-Vertreter unter anderem von Real Madrid, AS Rom, Ajax Amsterdam und dem FC Arsenal.

Wieso wollen die reichen Clubs eine Super League?

Nichts ist für die wie Großunternehmen organisierten Top-Clubs des Kontinents schlimmer als Planungsunsicherheit. Ein Jahr ohne Teilnahme an der Champions League ist für Teams dieser Kategorie ein ökonomischer Alptraum. In einem Ligensystem wie in den USA wäre der Zugang zu den Milliarden-Geldtöpfen immer gesichert.

Wie sieht der konkrete Plan aus?

Die neueste Idee ist praktisch die Einführung einer Super League durch die Hintertür und unter dem Dach der UEFA. In einer dreigeteilten Champions League spielen von 2024 an die besten 32 Teams in vier Achtergruppen gegeneinander. Die je vier besten Mannschaften ziehen in die K.o.-Runde ein. Auf- und Abstieg sind nur begrenzt möglich. Eine Qualifikation für das nächste Jahr über den nationalen Wettbewerb entfällt. Statt sechs Spielen sind zudem mindestens 14 auf kontinentaler Ebene pro Saison für jedes Team garantiert.

Wieso gibt es keinen Widerstand von der UEFA?

Europas Dachverband ist in einem Dilemma. Ohne die Topclubs funktioniert die große Geldmaschine Champions League nicht. Ohne die Milliarden-Einnahmen würde die Alimentierung der insgesamt 55 nationalen Verbände nicht funktionieren. Nach und nach wurden durch Veränderungen des Formats den Top-Clubs schon Zugeständnisse gemacht, aber das längst diskutierte Boykott-Szenario von Real Madrid und Co. einer externen Super League bleibt hinter den Kulissen eine konkrete Bedrohung. UEFA-Chef Aleksander Ceferin versucht mit einer Einbindung von ECA-Vertretern in die UEFA-Gremien den Interessenausgleich zwischen Arm und Reich hinzubekommen, sein Erfolg ist bislang überschaubar.

Was passiert konkret in Amsterdam?

Eine Entscheidung über die Super League kann es beim ECA-Meeting nicht geben. Die Champions-League-Reform muss die UEFA-Exekutive beschließen. In Hollands Fußball-Mekka werden aber viele Gespräche hinter den Kulissen laufen. Agnelli und seine Vorstandscrew, zu der auch Michael Gerlinger vom FC Bayern gehört, werden versuchen, auch unter den kleineren der 232 Mitglieder einen Zusammenschluss für ihre Super-League-Pläne zu finden.

Was bedeutet die Super League für die neue Club-WM?

Die Reform der Champions League ist eine Funktionärs-Ohrfeige für FIFA-Chef Gianni Infantino. Mit einer jährlichen Super League der europäischen Top-Clubs im Saisonverlauf würde die gerade eingeführte Club-WM der FIFA im Sommer massiv an (Werbe)-Wert verlieren. Der von allen ECA-Vorstandsmitgliedern unterschriebene Boykott-Aufruf für das Infantino-Projekt macht nun auch Sinn. Im Kampf um Marketing-Milliarden stehen beide Wettbewerbe in Konkurrenz. (dpa/jph)

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