Das Durchschnittsalter der PFF-Liste für die Gemeinschaftswahlen betrage zum Zeitpunkt der Wahlen am 9. Juni rund 44 Jahre, „und repräsentiert somit ideal das breite Spektrum der ostbelgischen Bevölkerung“, sagt Spitzenkandidat Gregor Freches im Gespräch mit dem GrenzEcho. Sieben Kandidaten sind demnach jünger als 35, darunter sind fünf Kandidaten in der JFF, der Jugendorganisation der ostbelgischen Liberalen.
Gregor Freches verweist auch auf die territoriale Ausgewogenheit, denn alle neun Gemeinden der DG seien auf den ersten neun Plätzen der PFF-Liste repräsentiert. „Neben vielen neuen Gesichtern sind auch altbekannte Profile aus der Zivilgesellschaft und der Privatwirtschaft vertreten. Es war uns wichtig, als Partei für den Mittelstand, so viele Kandidatinnen und Kandidaten wie möglich aus dem Unternehmertum und dem Ehrenamt für uns zu gewinnen und das liberale Profil unserer Bewegung zu schärfen“, so Gregor Freches.
Hinzu kommen Kandidaten mit sehr viel politischer Erfahrung auf verschiedenen Ebenen, ob nun in Gemeinden, Provinz, PDG oder in anderen Parlamenten. Zehn Kandidaten (5 Frauen, 5 Männer) kommen aus der Eifel, 15 Kandidaten (7 Frauen und 8 Männer) aus dem Norden der DG. Die Liste sei bereits Mitte Februar dem Regionalvorstand und danach der Mitgliederversammlung vorgestellt und einstimmig angenommen worden. Neben Isabelle Weykmans, die am Freitagabend erkrankt fehlte, tritt auch der ehemalige PDG-Präsident und DG-Senator Alexander Miesen nicht mehr an. Auf Platz 2 steht diesmal Evelyn Jadin, die PFF-Fraktionsvorsitzende im PDG und Lontzener Schöffin.
Dahinter treten zwei politische Newcomer an: auf Platz drei Ralph Schröder, der Sohn des langjährigen PFF-Politikers Ferdel Schröder, der Anfang 2013 an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben war. Ralph Schröder leitet ein Architektenbüro in Lüttich und ist Mitglied der Einspruchskammer der Raumordnungsbehörde in der DG. Auf Rang vier tritt Gerhard „Camillo“ Löfgen an, der Vertreter der deutschsprachigen Vereine im Lütticher Provinzialkomitee.
Thevissen kandidiert für das PDG, in das er nicht einziehen darf.
Der Lontzener Bürgermeister Patrick Thevissen kandidiert auf Rang 21. Das ist deshalb erstaunlich, weil er als Bürgermeister zwar kandidieren, aber dem PDG gar nicht angehören darf. Sein politisches Comeback gibt derweil Christoph Gentges (Platz 23), der dem PDG bereits von 2014 bis 2019 angehört hatte. Listendrücker auf Platz 25 ist der Eupener Schöffe Michael Scholl, davor kandidiert die ostbelgische Regionalabgeordnete Christine Mauel auf Platz 24 der PDG-Liste.
Im Mittelpunkt des Termins am Freitagabend stand ganz klar Gregor Freches, der erstmals zu einer öffentlichen Listenvorstellung einlud und deshalb auch Mitglieder und Sympathisanten begrüßen durfte. Darunter war beispielsweise auch der ehemalige DG-Minister Bernd Gentges. „Wir wollen zurück zur alten liberalen Stärke“, erklärte er. „Mindestens 4 Sitze“ seien das Wahlziel, fügte er hinzu. Die Umfragewerte seien vielversprechend auf anderen Ebenen, sagte Gregor Freches dem GrenzEcho. Sollte die PFF in Regierungsverantwortung bleiben und er Minister werden, „dann würden mir die Ressorts von Isabelle Weykmans schon sehr gefallen“, meinte er auf Nachfrage. Das wären im Wesentlichen Kultur, Sport, Beschäftigung und Medien. Hinzu käme aber noch die duale Ausbildung als „Hebel für liberale Politik“.
Vorgestellt wurde bei der Listenvorstellung am Freitagabend auch das vorläufige Wahlprogramm der PFF. Dabei geht es um einen „Fortschrittsplan“, der sich praktisch mit allen Zuständigkeitsbereichen der DG und darüber hinaus befasst. „Dieser Plan zeigt auf, wo unsere Schwerpunkte liegen“, erläuterte Gregor Freches. Die wichtigsten Stichworte sind Bekämpfung des Fachkräftemangels, Finanzen, Raumordnung und Bildungspolitik, aber auch „weiche“ Standortfaktoren wie Kinderbetreuung. „Arbeit muss sich wieder lohnen“ – das war mehrfach an diesem Abend zu hören. Eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich, wie es die PS vorgeschlagen hatte, sei eine Illusion, betonte Gregor Freches. Der Unterschied zwischen dem, was ein Arbeitnehmer verdient, und was ein Sozialhilfeempfänger erhalte, müsse deutlich größer sein. Außerdem forderte er Kohärenz bei den Zuständigkeiten der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Zur Raumordnung gehöre die Befugnis für Umwelt unbedingt dazu. Dafür ist bisher noch Namur verantwortlich. Gleiches gelte für die Verkehrspolitik, die die DG übernehmen sollte.
Pierre-Yves Jeholet: „Keine leeren Versprechungen machen“
Mit Beschäftigungsfragen, aber auch mit der Zukunft der öffentlichen Finanzen befasste sich ebenfalls Pierre-Yves Jeholet (MR), der Ministerpräsident der Französischen Gemeinschaft, der bei den Wahlen Spitzenkandidat für die Kammer im Wahlkreis Lüttich ist. „Wir müssen Verantwortung übernehmen und dürfen keine leeren Versprechen machen“, sagte er.
Dazu gehöre ebenfalls, angesichts der „desaströsen“ Lage der öffentlichen Haushalte den Menschen ehrlich zu sagen, was man sich noch leisten könne und was nicht. Mehrfach bekamen Ecolo und die PS an diesem Abend ihr Fett weg. „Angebote kostenlos zu machen, das geht nicht. Kostenlosigkeit existiert auch nicht. Irgendjemand wird immer darunter leiden“, so Pierre-Yves Jeholet. Genauso müsse das Arbeitslosengeld zeitlich begrenzt sein und nicht wie eine dauerhafte Unterstützung betrachtet werden. Er forderte eine Steuerreform, die der Mittelschicht zugute kommt, indem diese von höheren Nettolöhnen profitiert.
Die Liste der PFF für die PDG-Wahlen 2024
1. Gregor Freches, 61, Gemeinschaftssenator, Recht
2. Evelyn Jadin, 36, Juristin, Lontzen
3. Ralph Schröder, 45, Architekt, Eupen
4. Gerhard „Camillo“ Löfgen, 62, Unteroffizier, Büllingen
5. Shayne Piront, 27, Angestellte, Maldingen
6. Frederik Wertz, 26, Dozent an der AHS, Raeren
7. Sacha Brandt, 44, Unternehmer, Kelmis
8. Dajana Collignon-van Beek, 42, Angestellte, Elsenborn
9. Daniel Müller, 31, Technischer Zeichner, Amel
10. Yvonne Christmann, 55, Angestellte, Hauset
11. Donovan Niessen, 31, Parl. Mitarbeiter, Eupen
12. Nicole Enders, 62, Gastgeberin von Ferienhäusern, Eupen
13. Christoph Heeren, 48, Elektroniker an der RWTH, Raeren
14. Verena Posch, 45, Altenpflegerin, Reuland
15. Melanie Clos, 33, Optikerin, St.Vith
16. Alice Vanloffelt, 32, Selbstständige Kosmetikerin, Kelmis
17. Michael Heck, 28, Pflegerischer Dienstleiter, Amel
18. Nicole Potiuk, 37, Angestellte, Raeren
19. Manuel Jodocy, 44, Lokführer, Lommersweiler
20. Katja Kreins, 36, Lohnbuchhalterin, Emmels
21. Patrick Thevissen, 44, Rechtsanwalt, Lontzen
22. Doris Schaus, 69, Unternehmerin, Eupen
23. Christoph Gentges, 49, Unternehmer, Hergenrath
24. Christine Mauel, 42, Architektin, Hauset
25. Michael Scholl, 58, Unternehmer, Eupen
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