Fragen und Antworten zum Investoren-Einstieg im Profibereich

<p>Vor allem die Fans (hier an der Bremer Straße beim Zweitligisten VfL Osnabrück) sind gegen den Investoren-Einstieg im deutschen Profifußball.</p>
Vor allem die Fans (hier an der Bremer Straße beim Zweitligisten VfL Osnabrück) sind gegen den Investoren-Einstieg im deutschen Profifußball. | Foto: dpa

Eine Nein-Stimme oder eine Enthaltung mehr hätten dafür gesorgt, dass der von der Deutschen Fußball Liga (DFL) geplante Deal wie schon beim ersten Anlauf im Mai geplatzt wäre. Auufgrund dieser Entwicklung ergeben sich einige Fragen. Hier die wichtigsten:


Gibt es einen Aufreger?


Den gibt es – und er trägt den Namen Martin Kind. Der Geschäftsführer von Hannover 96 liegt im Clinch mit der Klubführung des Muttervereins. Diese hatte ihn angewiesen, den Deal abzulehnen. Kind allerdings gilt als Befürworter. Sollten sich alle Klubs, die nicht zugestimmt haben, öffentlich erklären und Kind damit als Ja-Sager identifizieren, könnte ein juristisches Nachspiel folgen.


Wie sieht der Deal aus?


Der Plan sieht vor, sechs bis acht Prozent der Anteile einer DFL-Tochtergesellschaft, in welche die kompletten Medienrechte ausgelagert werden, für 20 Jahre zu verkaufen. Dafür soll es zwischen 800 Millionen und einer Milliarde Euro geben. Das heißt auch, dass die Klubs in den nächsten 20 Jahren in jeder Saison auf sechs bis acht Prozent aus dem Verkauf der Medienrechte zugunsten des Geldgebers verzichten müssen.


Was heißt das konkret?


Die Beispielrechnung ist einfach: Derzeit erlöst die Liga (national plus international) 1,37 Milliarden Euro pro Spielzeit. Sollte dieser Preis stabil bleiben, würde der Geldgeber in jeder Saison um die 100 Millionen Euro kassieren. Über 20 Jahre wären das zwei Milliarden. Die Anschubfinanzierung für die DFL-Pläne ist also erst einmal ein großes Verlustgeschäft.


Warum dann also der Deal?


Die DFL braucht das Geld, weil sie den Profifußball fit für die Zukunft machen möchte. Von der erhofften Milliarde sollen 600 Millionen Euro in die Digitalisierung und die Internationalisierung gehen. Dabei soll unter anderem eine Streamingplattform aufgebaut, die Auslands-Vermarktung angeschoben, bessere Werbung ermöglicht und illegales Streamen bekämpft werden. 300 Millionen erhalten gemäß dem gültigen Verteilerschlüssel die Klubs, um die zunächst entstehenden Medien-Mindereinnahmen auszugleichen. Mit den restlichen 100 Millionen soll ein Vergütungssystem geschaffen werden, das die Klubs belohnt, die zu Werbezwecken ins Ausland reisen.


Was ist das Ziel?


Der Profifußball soll so aufgewertet werden, dass mit der Zeit mehr Geld reinkommt als an den Investor verloren wird. Im Grunde ist das Ganze also ein Wette auf ein bessere Zukunft. Die DFL ist zur Erlös-Steigerung verdammt, andernfalls war das Geschäft ein teurer Fehler.


Ist eine Erlös-Steigerung realistisch?


Das wird sich bereits beim Verkauf der nationalen Medienrechte in einem halben Jahr zeigen. Die Befürworter des Deals sehen durch den Investoren-Einstieg schon jetzt eine Aufwertung der Rechte. Dennoch herrscht große Ungewissheit darüber, wie hoch der Erlös sein wird – auch wenn die DFL-Bosse die Interessenten mit einem „hochwertigen Produkt“ ködern will. Derzeit kassieren die Klubs 1,1 Milliarden Euro pro Saison.


Um welche Investoren geht es eigentlich?


Es soll vier bis sechs interessierte Geldgeber aus dem sogenannten „Private-Equity-Bereich“ (Kapitalbeteiligungsgesellschaften) geben. Nach den Beratungen im DFL-Präsidium am Dienstag werden im Januar Verhandlungen aufgenommen, der Deal soll bereits im März in trockenen Tüchern sein. Dabei gibt es laut DFL „rote Linien“, die den Einfluss des Investors in Grenzen halten sollen


Was steht zukünftig noch bevor?


Es wird wohl über kurz oder lang einen Namenssponsor für die Liga geben. Das soll einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag bringen.


Was sagen die Kritiker?


Das Fanbündnis „Unsere Kurve“ spricht von einem Rückschlag, das Geld stehe über allem. Weitere Protestaktionen in den Stadien werden erwartet. Die Kritiker in den Reihen der Klubs verurteilen die riskante Wette auf die Zukunft. Sie hätten es lieber gesehen, wenn die Vereine die nötigen Investitionen aus eigenen Mitteln gestemmt hätten. (sid/leo)

Kommentare

Kommentar verfassen

0 Comment