Die Chancen der Grenzvereine in der Ersten Division

Bis in die letzte Minute war es offen, ob Royal Antwerpen, KRC Genk oder Union Saint-Gilloise den Titel in die Höhe strecken darf. Die Entscheidung fiel erst in der Nachspielzeit der zweiten Hälfte, als Toby Alderweireld Royal Antwerpen zum ersten Meistertitel seit 1957 schieß. Jetzt steht bereits die Vorbereitung auf die neue Saison an. Diese wird nicht weniger spannend. Wir schauen uns die Chancen der drei Grenzvereinen an.

Standard Lüttich

Bei Standard Lüttich stehen erneut Veränderungen an. Überraschenderweise wird Carl Hoefkens der neue Trainer und erhält einen Vertrag bis 2026. Hoefkens war erst im vergangenen Winter von FC Brügge entlassen worden, obwohl er den Einzug ins Achtelfinale der Champions League schaffen konnte. Schlussendlich waren die Leistungen in der Liga und im Pokal zu schwach für eine weitere Zusammenarbeit. Dennoch könnte Hoefkens der perfekte Trainer für Lüttich sein. Gegen übermächtig wirkende Gegner in der Champions League war Brügge stets gut eingestellt, bei vermeintlich schwachen Gegnern enttäuschte die Mannschaft aber zu oft. Lüttich ist bekannt dafür, dass sie immer wieder für Überraschungen gut sind, oftmals finanziell und sportlich hinter den Top-Teams angesiedelt sind. Im kommenden Sommer muss ebenfalls Philip Zinckernagel ersetzt werden. Der offensive Mittelfeldspieler wird wieder zu Olympiakos Piräus zurückkehren. Aufgrund der finanziellen Situation sind im Sommer keine großen Sprünge zu erwarten. Deswegen wird der Fokus erneut auf Leih- und vertragslosen Spielern liegen. Standard Lüttich gilt somit als die Wundertüte der kommenden Saison.

KAS Eupen

KAS Eupen ist noch relativ neu in der höchsten Spielklasse. Dennoch haben sie sich in den sieben Jahren seit dem Aufstieg in der Erste Division etabliert. Der Weg an die Spitze ist noch ein langer. So reichte es noch nie für eine Platzierung unter den besten zehn Mannschaften, man gilt somit als das Augsburg von Belgien. In den letzten Wochen konnte der Verein eine überraschende Verpflichtung bestätigen. Mit Florian Kohfeldt kommt ein bekannter Name nach Belgien. Der 40-Jährige ist vorrangig durch sein Engagement bei Werder Bremen bekannt, bei welchen er kurz vor dem Abstieg entlassen wurde. Kurz darauf übernahm er den VfL Wolfsburg, bei welchen er von Mark van Bommel ersetzt wurde. Brisanterweise wurde van Bommel dieses Jahr mit Royal Antwerpen belgischer Meister. Die Hoffnungen von Eupen liegen auf Konan N-Dri.

Der Rechtsaußen aus der Elfenbeinküste rettete den Verein in der abgelaufenen Saison mit sieben Treffern und fünf Torvorlagen. Somit war er an 30 % aller Tore beteiligt. An ihm soll LOSC Lille interessiert sein. Ebenfalls steht Smail Prevljak vor dem Abschied nach Deutschland. An ihm sind Hertha Berlin und SV Darmstadt 98 interessiert. Der Bosnier war in seiner Debütsaison noch einer der besten Vollstrecker in Belgien, die vergangene Saison war leider stark unterdurchschnittlich. Im Sommer muss Eupen neue Stars finden, um erneut den Abstieg zu vermeiden.

KRC Genk

Denkbar knapp hat Genk den Titel verspielt. Der belgische Dominator wird bei den besten Wettanbietern im Vergleich dennoch einer der Top-Favoriten auf den Meisterteller in der kommenden Saison sein. Dabei soll der Kader bestmöglich zusammengehalten werden. Derzeit gibt es nur Gerüchte um einen Abgang von Mike Tresor. Der offensive Mittelfeldspieler wird von Brighton and Hove Albion und dem FC Burnley gescoutet. In der vergangenen Saison war Tresor der Dreh- und Angelpunkt in der Offensive. Bis auf ein Spiel war er immer gesetzt und kommt in 34 Begegnungen auf acht Tore und 21 Vorlagen. Mit seinem Abgang würde der Fokus verstärkt auf Bilal El Khannouss fallen. Der 19-Jährige ist ebenfalls im offensiven Mittelfeld beheimatet und seit einem Jahr ein fixer Punkt in der Mannschaft. Derzeit kommt er noch nicht auf die Scorerpunkte von Tresor, mit einer weiteren Entwicklung möchte er jedoch mehr anschreiben.

In der Defensive will sich vor allem Maarten Vandevoordt in den Fokus spielen. Der 21-Jährige hat sich in den vergangenen Jahren stark entwickelt und ist unangefochtener Stammtorhüter. Sein Wechsel zu RB Leipzig ist bereits besiegelt, dieser wird jedoch erst in einem Jahr stattfinden. Dann soll er Peter Gulasci ersetzen. Um diese Aufgabe anzunehmen, benötigt er in Belgien eine starke Saison. Ein Meistertitel würde seiner Reputation in Deutschland helfen.

Wer sind die Favoriten?

Neben KRC Genk und dem Meister Royal Antwerpen wird ebenfalls Union Saint-Gilloise wieder ein Anwärter auf den Titel sein. Vergessen darf man jedoch nie auf FC Brügge und Gent. Zusätzlich wird sich Anderlecht nicht dauerhaft mit dem Platz im Mittelfeld zufriedengeben. Damit darf man ein spannendes Jahr erwarten, wo der Meister wahrscheinlich erneut erst kurz vor Schluss entschieden wird.

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