Am Ende des Regenbogens

<p>Am Ende des Regenbogens</p>
Illustrationsfoto: picture alliance/dpa

Der Regenbogen wird allgemein als Symbol für Toleranz betrachtet. Nutzen Firmen dieses Symbol jedoch ausschließlich während des Pride Months für ihre Marketingstrategie aus, so spricht man von „Rainbow-Washing“ oder „Regenbogenkapitalismus“. Nicht alle Produkte für Mitglieder der LGBTQIA+ Gemeinde gelten dabei direkt als Regenbogenkapitalismus. Findet man den Regenbogen allerdings nur im Juni wieder, kommt der Verdacht auf, dass das Unternehmen sich eher wenig für die Rechte von queeren – also nicht-heterosexuellen und nicht-geschlechtskonformen – Personen interessiert. Wie LGBTQIA+ freundlich ist es beispielsweise, wenn Textilkonzerne ihre Pride-Kollektion in queer-feindlichen Ländern produzieren lassen? Oder brauchen Mitglieder der LGBTQIA+ Gemeinde wirklich noch ein weiteres Paar Socken mit Regenbogenaufdruck?

Dass es auch sinnvolle Beiträge im Pride Month gibt, zeigen diverse Konzerne, die sich augenscheinlich tatsächlich mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Das US-amerikanische Unternehmen Target machte zum Beispiel Binder, also Unterwäsche zum Kaschieren der Brust von transgender Personen, günstiger und zugänglicher. Eine eigentlich positive Entwicklung wurde zur Hetzjagd: Mitarbeiter wurden von transfeindlichen Kunden nicht nur beleidigt, sondern sogar attackiert.

Leider müssen queere Personen tagtäglich mit solchen Anfeindungen rechnen. Eine Umfrage der Uniklinik Gent/Transgender Infopunt ergab, dass ein Drittel der befragten Mitglieder der LGBTQIA+ Gemeinde in Belgien bereits physische Gewalt erleben musste. 93 Prozent der Befragten wurden zuvor schon einmal Opfer von psychischem Missbrauch. Verglichen mit einem Land, das sich 2021 auf Platz zwei der LGBTQIA+ freundlichsten Länder befand, darf man sich dann wohl nicht fragen, wie die Zustände in anderen Ländern aussehen.

Die Verhältnisse lassen zu wünschen übrig, doch Aktivisten haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Damit Belgien in Zukunft wieder als Vorreiter der LGBTQIA+ Toleranz gelten kann, finden auch weiterhin Veranstaltungen, wie „Brussels Pride“ oder in Ostbelgien der Christopher Street Day am 29. Juli in St. Vith, statt. Der Pride Month, und somit der Regenbogenkapitalismus, mag vielleicht im Juni ein Ende gefunden haben, doch der Kampf für Toleranz geht über die Grenzen des Junis hinaus.

Dieser Beitrag erscheint im Rahmen des Projektes „Media and Me“. Während drei Tagen erhalten Teilnehmer ab 16 Jahren unter anderem Einblicke in die Abläufe der GrenzEcho-Redaktion und erstellen journalistische Texte zu aktuellen gesellschaftlichen Themen.

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