Gerichtshof verurteilt Russland wegen mangelnder Nawalny-Ermittlung

<p>Alexej Nawalny während einer Demonstration in Moskau 2017.</p>
Alexej Nawalny während einer Demonstration in Moskau 2017. | Foto: dpa

Der prominenteste Kritiker von Präsident Wladimir Putin war im Sommer 2020 bei einer Reise in Sibirien mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok vergiftet worden. Er überlebte nur knapp.

Nawalny wirft dem russischen Inlandsgeheimdienst FSB vor, hinter der Vergiftung zu stecken. Die Behörden bestreiten dies. Nach einer Behandlung in Deutschland kehrte er trotz drohender Verhaftung nach Russland zurück. So kam es dann auch. Derzeit verbüßt er eine neunjährige Haftstrafe in einem russischen Straflager. Zwei Jahre davon hat er bereits abgesessen. In einem neuen Prozess drohen ihm nun jedoch weitere 30 Jahre Lagerhaft.

Der EGMR urteilte nun einstimmig, dass Nawalny in seinem Recht auf Leben aus der Europäischen Menschenrechtskonvention verletzt worden sei. Die Ermittlungen der russischen Behörden seien nicht nachvollziehbar. Nawalnys Recht auf Beteiligung am Verfahren sei ebenfalls nicht berücksichtigt worden. Russland wurde deshalb zur Zahlung von 40.000 Euro Schadenersatz verurteilt. Putin hat allerdings bereits angekündigt, Urteile des Gerichtshofs für Menschenrechte nicht mehr anzuerkennen.

Russland wurde wegen seines Angriffskrieges gegen die Ukraine aus dem Europarat ausgeschlossen. Damit ist es auch kein Mitglied der Europäischen Menschenrechtskonvention mehr, für deren Einhaltung der Gerichtshof sorgt. Am Gerichtshof für Menschenrechte sind aber noch mehrere Tausend Klagen gegen Russland anhängig. Europarat, Menschenrechtskonvention und Gerichtshof sind unabhängig von der EU. (dpa/jod)

Kommentare

  • Die rechtsstaatliche Machtlosigkeit gegenüber Unrechtsstaaten, wie dem verbrecherischen Putin-Regime (u.a.) zeigt sich am Beispiel Nawalny überdeutlich.

    Am Tag der Verurteilung Russlands erwarten Nawalny weitere 30 Jahre Haft. Damit würde Putins Plan, dass Nawalny während seiner Gewaltherrschaft das Gefängnis nicht mehr verlassen soll, abschließend von willfährigen Richtern in die Tat umgesetzt.

    Schuld daran ist wohl mal wieder - wenn man die Gedanken eines GE-Kommentators aus der Münchener Diaspora zu Ende denkt - ,,die Arroganz des Westens”, die dazu beigetragen hat, aus dem “lupenreinen Demokraten” Putin, einen verbrecherischen Diktator, Mörder und Kriegsverbrecher zu machen, dessen “Hilferufe” niemand hören wollte.

    Täter-Opfer-Umkehr? Ach wo…

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