„Mission Impossible“? Bayern beschwören Wunder von München

<p>Die Bayern werden Kevin De Bruynes (Mitte) Manchester City den Einzug ins Halbfinale nicht kampflos überlassen.</p>
Die Bayern werden Kevin De Bruynes (Mitte) Manchester City den Einzug ins Halbfinale nicht kampflos überlassen. | Foto: afp

Oliver Kahn beschwört das größte Fußball-Wunder der 123-jährigen Vereinsgeschichte und das verloren gegangene „Mia san mia“ - doch das Gigantenduell mit Manchester City um „Tormonster“ Erling Haaland erscheint für den FC Bayern als „Mission Impossible“. Vor dem Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League heute Abend (21.00 Uhr/Club RTL) spricht alles gegen die Münchner: Die schwere Hinspiel-Hypothek, die an Aufholjagden arme Historie der Königsklasse, der bärenstarke Gegner mit Rückkehrer Pep Guardiola an der Spitze - und erst recht die eigene Krise.

„Wir müssen alles reinhauen, um das scheinbar Unmögliche noch möglich zu machen“, fordert Vorstandschef Kahn unverdrossen - wohl wissend, dass ein Scheitern auch auf die ohnehin angeschlagenen Bosse zurück fiele. Trainer Thomas Tuchel bekräftigt kämpferisch: „Es ist erst vorbei, wenn wir nach dem Rückspiel unter der Dusche stehen.“

Auch City-Teammanager Guardiola warnt vor dem „top, top, top Team“ des deutschen Rekordmeisters - aus seinen drei Jahren dort (2013-16) wisse er: „Wenn du auch nur ein bisschen passiv bist, wirst du leiden.“

Doch sind die Tuchel-Bayern wirklich reif für eine magische Nacht in der von Kahn zur „Festung“ hochstilisierten Allianz Arena? Die Zweifel sind riesig, erst recht nach dem bitteren 0:3 auf der Insel und dem erschreckend schwachen Auftritt bei der Generalprobe gegen Hoffenheim (1:1). Deutlich wahrscheinlicher als ein sensationeller Halbfinal-Einzug ist das dritte vorzeitige Aus in Serie - das gab es zuletzt 2009.

Aber aufgeben? Gibt's nicht! „Wir wissen, dass im Fußball schon ganz andere Dinge passiert sind“, sagt Kapitän Thomas Müller, der das Abschlusstraining mit einem Lächeln aufnahm. Der FC Bayern hat in seiner über 60-jährigen Europacup-Historie zwar noch nie einen Rückstand von drei oder mehr Toren wettgemacht - vier anderen Klubs ist es in der Champions League aber gelungen.

Kahn glaubt, das Wunder-Rezept zu kennen. „Dazu braucht es die totale Überzeugung und den Glauben daran“, meint er und ergänzt vermeintlich optimistisch: „Mit der Unterstützung der Fans in der Arena ist alles machbar. Das habe ich selbst oft genug erlebt.“ Müller verspricht, die Mannschaft werde „All-in“ gehen, Tuchel meint unerschütterlich: „Im Fußball ist nichts unmöglich. Ich spüre, dass wir auf die Revanche brennen.“

Ein paar wenige Mutmacher gibt es: Sturmspitze Eric Maxim Choupo-Moting ist wieder fit und könnte die Offensivprobleme beheben: In den jüngsten vier Pflichtspielen glückten nur drei Tore, allesamt erzielt von Abwehrspielern. City verlor unter Guardiola (seit 2016) dreimal mit drei oder mehr Toren Differenz, zuletzt 2018 gegen Liverpool - mit Torschütze Sadio Mane.

Die Krise macht Bayern noch gefährlicher.

Der Senegalese, nach seiner Suspendierung wegen des handfesten Kabinenstreits mit Leroy Sane zurück im Kader, traf sieben Mal gegen die „Himmelblauen“ und ist ein Wunderspezialist: 2019 kam er mit den Reds gegen Barcelona nach einem 0:3 im Hinspiel noch weiter.

Wie das geht? „Du kommst nur auf den Berg, wenn du Schritt für Schritt gehst“, sagt Tuchel, der die letzte Einheit dick eingemummelt mit Mütze und Schaltuch leitete: „Es macht keinen Sinn, die ganze Zeit zum Gipfel zu schauen.“

Guardiola jedenfalls sieht sich zu eindringlichen Warnungen veranlasst - obwohl seine Elf mit Torgarant Haaland (14 Treffer in den vergangenen sechs Spielen) nach zehn Siegen in Folge vor Selbstvertrauen strotzt. Der Kabinenstreit mache die Bayern sogar gefährlicher, behauptet er: „Sie werden ihre beste Leistung zeigen.“

City-Kapitän Gündogan sieht bei den Münchnern „vor allem zu Hause die Qualität, gegen jeden Gegner mehrere Tore zu erzielen“ und mahnt: „Es gab etliche Comebacks, mit denen absolut niemand gerechnet hatte.“ (sid/jod)

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

München: Sommer - Pavard, Upamecano, de Ligt, Davies - Kimmich, Musiala - Coman, Müller, Sane - Choupo-Moting. - Trainer: Tuchel

Manchester: Ederson - Walker, Ruben Dias, Ake - Stones, Rodrigo - De Bruyne, Gündogan - Bernardo Silva, Grealish - Haaland. - Trainer: Guardiola

Schiedsrichter: Clement Turpin (Frankreich)

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