„Journalist für einen Tag“: Die Jugend von heute

<p>Schüler von BSTI St.Vith hatten am letzten Donnerstag den Abschluss bei „Journalist für einen Tag“ gemacht.</p>
Schüler von BSTI St.Vith hatten am letzten Donnerstag den Abschluss bei „Journalist für einen Tag“ gemacht. | Foto: David Hagemann

Tiraden über die „Jugend von heute“ sind höchstwahrscheinlich schon viele Tausende Jahre alt. Die jungen Menschen von heutzutage gelten als die „Generation Z“, die auf die „Generation Y“ (auch „Millennials“ genannt) folgt und als erste Generation mit dem Smartphone aufwächst. Wie eine „Schneeflocke“ würden die junge Menschen „unter Druck schmelzen“, seien ohne Biss und nur auf sich selbst bezogen – so zumindest lautet die verächtliche Kritik. Pauschalurteile sind aber nun mal Pauschalurteile, und starke Verallgemeinerungen treffen niemals automatisch auf alle zu. Bei der Aktion „Journalist für einen Tag“ (J1T), bei der GrenzEcho und BRF sechs Sekundarschulen in ihre Redaktionen eingeladen haben, ist zumindest ein anderer Eindruck hängen geblieben – und auch dieser Eindruck erhebt naturgemäß keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

Viele Jugendliche zeigten sich selbstreflektiert, interessiert, kritisch und zeigten, dass sie sehr wohl Verantwortung übernehmen möchten. Rund 80 Abiturienten aus sechs Sekundarschulen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft hatten zwischen dem 14. bis und dem 30. März daran teilgenommen, Artikel verfasst, jeweils vier Zeitungsseiten gestaltet, Radio- und Fernsehbeiträge erstellt sowie Online-Inhalte produziert.

Zumindest bezogen auf das GrenzEcho könnte die Aktion auch „Journalist für mehrere Tage“ lauten, denn mit leeren Händen kamen die jungen Menschen nicht in der Redaktion an, ansonsten wären die vier Seiten, die jeweils am Tag danach in der Printzeitung erschienen sind, niemals fertig geworden. Die Abiturienten hatten sich im Vorfeld schon Gedanken gemacht, Texte vorbereitet und, so zeigte sich erneut, für ein vielfältiges Themenspektrum gesorgt: Fachkräftemangel, Rolle der Sozialen Netzwerke, Künstliche Intelligenz, Gendern, Bodyshaming, Gerichtswesen, bedingungsloses Grundeinkommen, Herausforderung Abitur, Ausgehkultur, Legalisierung von Cannabis, Führerscheinprüfung, Abireise, Glücksspiel, religiöse Bräuche, Rolle der Kirche, Nahtoderlebnisse, Medienkonsum und einige Umweltthemen standen auf der Tagesordnung. Auffallend: Der Krieg in der Ukraine wurde dagegen gar nicht oder wenn, dann nur indirekt aufgegriffen.

Und so unterschiedlich die Charaktere waren, denen wir begegnet sind, schienen mitunter auch ihre Leistungsstände zu sein. „Zufrieden und stolz“ seien die Schülerinnen und Schüler nach Hause gegangen, schrieb uns eine Lehrerin hinterher. Das Dankeschön geben wir gerne an die Schülerinnen und Schüler, aber natürlich auch an die Lehrerinnen und Lehrer zurück.

Die Aktion „Journalist für einen Tag“ wurde in den 1990er Jahren belgienweit durchgeführt, und seinerzeit schon waren GrenzEcho und BRF dabei. 2009 starteten beide Medienunternehmen eine Neuauflage, bevor 2018 dann die vorerst letzte Ausgabe von „J1T“ stattgefunden hatte. Hintergrund waren die Umbauarbeiten am GrenzEcho-Verlagsgebäude in Eupen, aber auch die Corona-Pandemie. In diesem Jahr also endlich die Wiederkehr.

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