Das gesegnete Parlament der DG?

Es ist noch nicht allzu lange her, dass ein neuer sozialistischer – die Partei, die richtigerweise die Laizität (Trennung von Religion und Staat) in der Verfassung verankern will – Parlamentspräsident der DG sein Amt aufgenommen hat, und seine Rede am Präsidiumspult hinter der „Segnung“ „20*C*M*B*23“, also „Christus Mansionem Benedicat“ (übersetzt „Christus segne dieses Haus“ und nicht die Namen irgendwelcher Kasperle wie oft vermutet) gehalten hat. Wie ist das zu vereinbaren? Wie würde unsereins wohl reagieren, wenn das Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft – das Haus des Volkes – den Segen von Allah erhielte und auf das Präsidiumspult kritzelte? Oder von Vishnu oder Thor (dem historischen oder der Comic-Figur?)?

Natürlich wird man argumentieren, das alles sei „Tradition“ – die Verstümmelung von weiblichen Geschlechtsorganen ist in einigen Kulturen auch „Tradition“ und die Unterdrückung von Frauen ist im gemeingefährlichen Aberglauben (sowohl der mit dem „großen“ C als der mit dem I und alle anderen), der in Europa glücklicherweise im freien Fall ist, auch „Tradition“... Soviel dazu.

„Unsere“ Tradition oder Kultur ist die der Aufklärung, der Gleichheit und Freiheit der Menschen!

Die der Emanzipation des freien Geistes von der Unterdrückung der Religionen. Warum wird also das höchste Amt der Volksvertreterversammlung mit einem solchen Symbol der religiösen Unterwerfung beschmiert und entwürdigt? Die Neutralität des höchsten Hauses der DG ist hier eindeutig geschädigt. Sind die Menschen in der DG, die anders oder gar nicht „glauben“ weniger von der Parlamentspräsidentschaft repräsentiert?

Was würde der DG-Bürger denken, wenn vor dem Sitz des DG-Parlamentspräsidenten „allah akhbar“ stünde? Was haben solche religiösen Sprüche überhaupt auf einer der Neutralität und der Vertretung *aller* Weltanschauungen verpflichteten Institution zu suchen? Ist es das Parlament „unter Christus“, oder doch noch das eines jeden von uns, egal welcher Auffassung?

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