Russland und Europa

Der Überfall Russlands auf die Ukraine hat sichtbar gemacht, dass die Mehrheit der Bewohner Russlands in ihrem Denken und Handeln im 19. Jahrhundert stecken geblieben ist. Die im Westen Europas vor über 500 Jahren angestoßene Aufklärung hat den Osten nie wirklich erreicht. Denn in vielen Bereichen sind auch manche der jetzt zur EU gehörenden Länder des ehemaligen Ostblocks von der Aufklärung nie erreicht worden. Ganz wichtig war für die Aufklärer die Trennung von Kirche (Religion) und Staat. Diese Trennung, von den Kommunisten in Russland und in den Ostblockländern mit Gewalt vorgenommen, ist jetzt in Putins Reich wieder aufgehoben worden. Gleichzeitig wurden auch, zur Freude der orthodoxen russischen Kirche, noch sexfeindlicher als die katholische, die Freiheiten der Bürger gewaltig eingeschränkt. Doch auch in Westeuropa haben wir bis in die 1968er Jahre warten müssen, bis die Freiheiten des Einzelnen auch in dem Zusammenleben mit den anderen nicht mehr durch alte Konventionen und Moralvorstellungen bestimmt wurden. Diese Freiheiten wünscht auch die Mehrheit der Ukrainer und Ukrainerinnen. Jahrzehntelang lebten die Russen und die anderen Völker im Osten Europas unter einer Glocke aus Diktaturen verschiedener Couleur, Religion und Gewalt, abgeschirmt vom restlichen Europa, das zwar auch Diktaturen gekannt hat, aber schließlich sich davon selbst befreite oder befreit wurde. Kein Wunder, dass noch heute in diesen Ostländern viele der Demokratie mit Skepsis gegenüber stehen. Leider auch manche Ewiggestrigen im Westen.

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