Digitale „Bildung“ um jeden Preis?

Die Digitalisierung der Schulen ist nicht so unumstritten, wie es in der DG den Anschein hat, wo die „école numérique“ fast durch die Bank als alternativlos gilt und scheinbar nur noch ein paar technische und logistische Probleme zu lösen sind. Die zentrale Frage ist jedoch: Lernen unsere Schüler digital besser?

Sieht man einmal von der Eigenwerbung der IT-Branche und den Argumenten ihrer politischen Lobby ab, so bleibt wenig übrig: Sogar die OECD kam 2015 zu der ernüchternden Erkenntnis: „Schüler, die Computer sehr häufig in der Schule verwenden, haben sehr viel schlechtere Lernergebnisse, auch nach der Berücksichtigung von sozialem Hintergrund und Demographie.“ Und: „Die Technologie ist wenig hilfreich beim Ausgleich der Fähigkeiten zwischen fortgeschrittenen und zurückgebliebenen Schülern.“ In den Niederlanden begann man 2014 sog. „Steve-Jobs-Schulen“ zu gründen, in denen jeder Schüler als Unterrichtsmaterial nur noch sein Tablet hatte. Der Hype endete 2017 mit einem finanziellen und pädagogischen Desaster: Die Schulen gingen pleite, und da ihr Niveau laut Inspektion „zeer zwak“ war, konnten ihre Schüler an anderen Schulen nicht mithalten.

Beim Apple-Gründer Steve Jobs diskutierte man abends am Tisch über Literatur, Geschichte und vieles mehr: ohne Computer oder iPad. Die Kinder der Top-Manager der IT-Branche in Silicon Valley erhalten bis zum 14. Lebensjahr kein Smartphone und besuchen eine computerfreie Waldorfschule. Auch Steve Jobs meinte anfangs, „dass Technologie der Bildung helfen könnte“. Doch er erkannte schnell: „Was mit der Bildung nicht stimmt, kann Technologie nicht besser machen. Sie wird auch in großen Mengen keine Spuren hinterlassen. Das ist ein politisches, ein sozialpolitisches Problem.“ Und er ergänzte: „Das Wichtigste ist der Mensch. Eine Person, die Ihre Neugier anregt und Ihre Neugier nährt. Maschinen können das nicht auf die gleiche Weise erreichen wie Menschen.“

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