„Mega Bock auf Wembley“: DFB-Frauen bereit für Les Bleues

<p>Die deutsche Abwehr um Kathy Hendrich (links) spaziert bislang gegentorlos durch die EM.</p>
Die deutsche Abwehr um Kathy Hendrich (links) spaziert bislang gegentorlos durch die EM. | Foto: Photo News

Ihr Traumziel Wembley konnten die deutschen Fußballerinnen schon beim Umzug für den Halbfinal-Showdown gegen Frankreich aus dem Busfenster erspähen. Eine allerdings fehlte: Klara Bühl. Die 21 Jahre alte Offensivspielerin von Bayern München wurde positiv auf das Coronavirus getestet und fällt am Mittwoch (21 Uhr) gegen Les Bleues aus. Die gute Nachricht: Der Rest der Mannschaft und des Betreuerstabs blieb bei weiteren Tests negativ.

Die letzte Ausfahrt vor dem EM-Endspiel hat es damit zusätzlich in sich: Bühl, zweiter Coronafall nach der mittlerweile genesenen Lea Schüller, war im bisherigen Turnierverlauf eine Leistungsträgerin. Sie wird durch Jule Brand (VfL Wolfsburg) ersetzt werden. Die märchenhafte Reise der DFB-Frauen soll dennoch weitergehen bis zum Höhepunkt im legendären Fußball-Tempel Wembley vor fast 90.000 Fans.

„Wir sind taktisch gut vorbereitet, aber es wird Mentalität brauchen und es wird wehtun“, erklärte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg: „Wir sind bereit und werden alles reinwerfen, was wir haben.“

Erstmals seit Olympiagold 2016 kämpft der achtmalige Europameister wieder um den Einzug in das Endspiel eines großen Turniers. Im MK Stadium werden deshalb auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf und -Geschäftsführer Oliver Bierhoff auf der Tribüne mitfiebern. „So nah waren wir seit vielen Jahren nicht mehr dran“, sagte Rechtsverteidigerin Giulia Gwinn schon mit Blick auf das ausverkaufte Finale am Sonntag: „Der Traum lebt in uns als Mannschaft. Deswegen ist da pure Vorfreude auf das Halbfinale und alles, was danach kommt.“

Das Minimalziel ist sogar ohne ein einziges Gegentor erreicht, der Druck weg. Entsprechend befreit kann und will das DFB-Team um Verteidigerin Kathy Hendrich, die bislang in sieben von acht Halbzeiten auf dem Platz stand, aufspielen. „Das Viertelfinale war so ein bisschen der Knackpunkt“, sagte Co-Trainerin Britta Carlson: „Jetzt können wir es einfach genießen. Klar hast du den Druck, du möchtest den nächsten Step machen, aber mit noch mehr Lächeln ins Gesicht.“

Und mit zwei Tagen mehr Erholung als der Gegner. Die „verwundbaren“ Französinnen (Voss-Tecklenburg) musste im mühsamen Viertelfinale gegen den Titelverteidiger aus den Niederlanden (1:0) sogar über 120 Minuten gehen.

Damit der Traum vom neunten EM-Triumph am Leben bleibt, bringt Sara Däbritz ihr Insiderwissen ein. Nach drei Jahren bei Paris St. Germain geht es für 27-Jährige nach der EM beim Champions-League-Sieger Olympique Lyon weiter. Die beiden Topklubs stellen das Gros des französischen Kaders. „Ich kann ihnen allen versichern, dass wir bei dem Spiel 1.000 Prozent geben wollen und werden“, gab Däbritz angriffslustig zu Protokoll. Ihre zukünftige Teamkollegin Wendie Renard ist das Gesicht des gefühlt ewigen Geheimfavoriten, der erstmals im EM-Halbfinale steht und nach dem ersten großen Titel bei den Frauen lechzt.

Die 1,87 Meter große Kapitänin und Abwehrchefin der Französinnen sorgt bei Standards für Torgefahr, hier muss wohl insbesondere Alexandra Popp gegenhalten. „Ich bin auch recht überzeugt von meinem eigenen Kopfballspiel. Es gab schon die ein oder anderen Duelle, die ich gegen sie gewonnen habe“, sagte die DFB-Spielführerin, die in den bisherigen vier EM-Spielen jeweils ein Tor erzielt hat, der Bild-Zeitung.

Erwartet wird generell ein physisches Duell – umso besser, dass Voss-Tecklenburg personell aus dem Vollen schöpfen kann. Alle 23 Spielerinnen im Kader sind einsatzbereit, auch Ersatztorhüterin Almuth Schult ist nach einem fiebrigem Infekt wieder fit.

Auch wenn das letzte Länderspiel im Juni 2021 0:1 verloren ging – die Bilanz spricht klar für Deutschland. In bisher 20 Duellen holte der zweimalige Weltmeister elf Siege bei fünf Niederlagen. In bislang vier Begegnungen bei großen Turnieren setzte sich stets die DFB-Auswahl durch. (sid/tf)

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