Frauen-EM stößt in neue Dimensionen vor - Belgien will mehr erreichen als vor fünf Jahren

<p>Die Red Flames laufen zum zweiten Mal bei einer EM auf.</p>
Die Red Flames laufen zum zweiten Mal bei einer EM auf. | Foto: belga

Mittwochabend, Old Trafford, über 71.000 Zuschauer: Im Theater der Träume fällt vor einer Rekordkulisse der Startschuss für die Frauen-Europameisterschaft. Der legendäre Fußball-Tempel, jener magische Ort, an dem bis zuletzt Cristiano Ronaldo dem Ball hinterherjagte, ist mit Bedacht gewählt. Die Endrunde in England wird ein Turnier der Superlative – der Frauenfußball stößt in neue Dimensionen vor.

Die bevorstehende EM, das betonte die deutsche Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg im FAZ-Interview, bedeute „die riesige Chance, auf einer großen Bühne äußerst attraktiven Sport zu zeigen. Die Aufmerksamkeit auf den Frauenfußball zu lenken und die nächsten Schritte zu machen.“

Ein Quantensprung liefert allein das Eröffnungsspiel (21 Uhr) zwischen Gastgeber England und Österreich. Die bisherige Zuschauerbestmarke bei einem EM-Spiel vom Endspiel 2013 (41.301 im schwedischen Solna) wird pulverisiert - und dürfte doch nur ein paar Wochen Bestand haben. Denn für das diesjährige Endspiel am 31. Juli in Wembley sind schon jetzt über 87.000 Tickets vergriffen.

Überhaupt sind für die 31 EM-Spiele vor dem ersten Anpfiff über 500.000 Eintrittskarten abgesetzt. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren in den Niederlanden waren es nach dem Turnier rund 240.000. Es tut sich was im Frauenfußball – auch in Sachen Bezahlung.

So wurde das Preisgeld für die 16 teilnehmenden Teams von der UEFA in diesem Jahr auf 16 Millionen Euro verdoppelt. Und, mehr noch: In den Verbänden steht die Diskussion über Equal Pay, also die gleiche finanzielle Vergütung von Männer- und Frauennationalteams, auf der Agenda.

Vor allem aber auf dem Rasen soll das Spektakel auf der Insel die vergangenen Turniere in den Schatten stellen. Diesmal haben mit Spanien, England, Frankreich, den Niederlanden, Schweden, Dänemark, Norwegen und Deutschland um die aus Kettenis stammende Spielerin Kathy Hendrich (VfL Wolfsburg) gleich acht Mannschaften das Potenzial für den großen Wurf. „Das gab es in der Form, zumindest aus meiner sportlichen Perspektive, noch nie“, sagt Voss-Tecklenburg.

Großer Sport ist garantiert, wenn Ausnahmekönnerinnen wie Norwegens Torjägerin Ada Hegerberg oder die dänische Spielerin Pernille Harder ab Mittwoch loslegen. Auch auf das belgische Team darf man gespannt sein.

Belgien trifft auf Frankreich, Italien und Island

Die Red Flames, die in dem FIFA-Ranking auf Platz 19 liegen, sind zum zweiten Mal bei einer EM dabei. Vor fünf Jahren gab die Frauen-Nationalmannschaft ihr Debüt bei der Endrunde in den Niederlanden. Große Erfolge konnte das Team von Cheftrainer Ives Serneels bei dem Turnier aber nicht feiern: Für die Red Flames war die EM bereits nach der Gruppenphase beendet.

Nach dem frühen Aus bei der EM 2017 wollen Wullaert und Co. in diesem Jahr mehr erreichen. Leicht wird das Unterfangen allerdings nicht, denn die Red Flames erwischten bei der Auslosung eine Hammergruppe: Sie spielen in der Vorrunde gegen Island (10. Juli) und Italien (18. Juli) im Manchester City Academy Stadium sowie gegen Frankreich (14. Juli) in Rotherham. Um den Sprung in das Viertelfinale zu schaffen, müssen die Belgierinnen einen der ersten beiden Plätze der Gruppe sichern.

<p>Ives Serneels ist seit 2011 der Cheftrainer der Red Flames.</p>
Ives Serneels ist seit 2011 der Cheftrainer der Red Flames. | Foto: belga

Um sich für das Turnier zu wappnen, haben die Red Flames in den letzten Wochen einige Trainingsspiele bestritten. Neben zwei Siegen gegen Nordirland (4:1) und Luxemburg (6:1), hagelte es auch zwei Pleiten, und zwar gegen England (3:0) und Österreich (0:1).

Was die Startelf angeht, ist Coach Trainer Serneels sich seiner Sache sicher – zumindest fast. In der Defensive ist noch unklar, wer neben Laura De Neve auflaufen wird - und im Mittelfeld gibt es noch eine Position, die geklärt werden muss. „Ich habe mehr als elf Spieler, die für einen Startplatz gegen Island infrage kommen“, sagte Serneels nach dem Auswärtsspiel gegen Luxemburg in Lier (Provinz Antwerpen). „Das macht es für mich nicht leichter, denn es müssen Entscheidungen getroffen werden. Aber das ist im Prinzip eine gute Sache.“ Positiv stimmte den 49-jährigen Coach auch die Tatsache, dass die langzeitverletzten Spielerinnen Elena Dhont, Kassandra Missipo und Ella Van Kerkhoven ihr Niveau wieder gefunden haben.

Die Red Flames sind am Mittwochvormittag von Zaventem aus mit dem Flieger in Richtung Manchester gefolgen, um von dort aus zu ihrem Basislager in Wigan zugelangen. (belga/sid/calü)

Kommentare

Kommentar verfassen

0 Comment