Kriegseuphorie in der DG?

In seinem Kommentar beschäftigt sich Oswald Schröder mit dem ernst zu nehmenden Problem, dass wir im Ukrainekrieg in einen Automatismus geraten, der zu einem atomaren Weltkrieg führt. Dabei verrutschen ihm allerdings die Maßstäbe in geradezu grotesker Weise.

Während die russische Armee ukrainische Städte und Industrieanlagen in Schutt und Asche bombt und unzählige Menschen ermordet, stellt er sich besorgt die Frage: „Arbeitet man etwa an einem Morgenthau-Plan (die Umwandlung in einen Agrarstaat) für Russland?“ Bei der westlichen Bevölkerung („Vox populi“) meint Herr Schröder eine Kriegseuphorie festzustellen. Ich habe in meinem Freundes- und Bekanntenkreis niemanden getroffen, der sich euphorisch über diesen Krieg geäußert hat. Alle – ausnahmslos alle – haben sich entsetzt und besorgt darüber gezeigt, dass mitten in Europa eine atomare Großmacht einen anderen Staat überfällt und ihm seine Daseinsberechtigung abspricht.

An die westlichen Staaten gerichtet stellt Herr Schröder die ungeheuerliche Frage: „Will man diesen Krieg überhaupt noch beenden?“ – ein Krieg, bei dem Tag für Tag Abertausende von ukrainischen Kindern, Frauen und alten Menschen dem mörderischen Tod durch die Flucht in westliche Staaten zu entkommen suchen. Am selben Tag, an dem Herr Schröder seinen Kommentar veröffentlichte, beschrieb Jürgen Habermas in der Süddeutschen Zeitung „das Dilemma, das den Westen zur risikoreichen Abwägung im Raum zwischen zwei Übeln nötigt – einer Niederlage der Ukraine oder der Eskalation eines begrenzten Konflikts zum dritten Weltkrieg“. Seine differenzierten Äußerungen enden mit den Sätzen: „Wir müssen einen konstruktiven Ausgang aus unserem Dilemma finden. Diese Hoffnung spiegelt sich in der vorsichtigen Formulierung des Zieles, dass die Ukraine den Krieg nicht verlieren darf.“

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