Witt weint um Walijewa: Keine Medaille, Platz acht für Hendrickx

<p>Der Druck auf Kamila Walijewa war zu groß.</p>
Der Druck auf Kamila Walijewa war zu groß. | Foto: EPA

Kamila Walijewa winkte ab, dann verbarg sie ihre Tränen hinter ihren roten Handschuhen, und Katarina Witt weinte im ARD-Studio tief betroffen mit: Die unter Dopingverdacht stehende Russin, schon als Jahrhundertläuferin gefeiert, blieb nach einer fehlerhaften Kür bei Olympia in Peking als Vierte ohne Medaille. Die legendären Klänge von Maurice Ravels Bolero erschlugen die 15-Jährige förmlich, der übermenschliche Druck war zu groß.

„Man hat sie der Welt zum Fraß vorgeworfen“, sagte ARD-Expertin Katarina Witt, die ihre Tränen nicht zurückhalten konnte: „Ich kann nur hoffen, dass sie das verwindet und wiederkommt. In vier Jahren möchte ich sie wiedersehen.“ Die Goldmedaille, die nun doch in Peking vergeben wird, ging an Walijewas Teamkollegin Anna Schtscherbakowa, hinter ihr holten Alexandra Trussowa (Russland) und die Japanerin Kaori Sakamoto Silber und Bronze. Die Belgierin Loena Hendrickx wurde Achte.

Fast alles ging bei Walijewas Vortrag auf dem Eis schief, darunter litt auch der künstlerische Gesamteindruck. Trost von ihrer umstrittenen Trainerin Efteri Tutberidse war kaum zu erkennen. Nach der Notenvergabe wollte Walijewa nur noch raus aus dem Capital Indoor Stadium.

<p>Kamila Walijewa</p>
Kamila Walijewa | Foto: dpa

Im Fall Walijewa befürwortete Witold Banka, Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, derweil sogar Gefängnisstrafen für Menschen, die Kindern Dopingmittel verabreichen. „Das ist böse und nicht zu verzeihen. In einigen Ländern ist das schon strafbar und eine harte, aber sehr gute Lösung“, sagte der Pole im Eurosport-Interview.

Der 37-Jährige zeigte sich enttäuscht über die Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofs CAS im Fall Walijewa. Die WADA hatte mit dem IOC und der ISU Einspruch gegen die Aufhebung der vorläufigen Suspendierung Walijewas durch die russische Anti-Doping-Agentur RUSADA eingelegt – vor dem CAS aber verloren.

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Loena Hendrickx | Foto: EPA

Unterdessen gerät der russische Mannschaftsarzt Filipp Schwezki mehr und mehr ins Zwielicht. Wie der Leiter einer kardiologischen Abteilung eines Moskauer Krankenhauses der russischen Website „Dossier Center“ bestätigte, habe weder das verbotene Dopingmittel Trimetazidin noch die erlaubte Substanz Hypoxen eine leistungssteigernde Wirkung. Da sich aber beide Medikamente leicht nachweisen ließen, so der Arzt weiter, müsse man die medizinische Betreuung der russischen Eiskunstläufer als wenig kompetent einstufen. „Dossier Center“ ist eine investigative Website eines im Exil lebenden russischen Geschäftsmanns, die in Russland gesperrt ist.

Eine spezielle Untersuchungmethode brachte der Kölner Dopingexperte Mario Trevis ins Spiel. „Mit einer Haaranalyse kann man möglicherweise unterscheiden, ob es sich um eine mehrmalige Einnahme in größeren Mengen gehandelt hat oder um eine versehentliche, einmalige Gabe, sagte Thevis im ARD-Interview.

Die olympischen Eiskunstlauf-Wettbewerbe werden am Freitag (18.30 Uhr OZ/11.30 Uhr MEZ) mit dem Kurzprogramm der Paare fortgesetzt. (sid/tf)

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