Omikron schlägt weiter gnadenlos zu: Der DHB erwägt den Rückzug

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Julian Köster lieferte gegen die Polen eine starke Leistung ab. | Foto: dpa

Am Tag vor dem Handball-Klassiker gegen Spanien schlug Omikron erneut gnadenlos zu und stellte die gesamte deutsche EM-Mission infrage. Beim freiwilligen Training in Bratislava stand Bundestrainer Alfred Gislason nur noch ein Restkader zur Verfügung, wenig später sickerte durch: Drei weitere Spieler haben sich mit Corona infiziert – die personelle Lage im DHB-Team nimmt vor dem Auftakt in die Hauptrunde dramatische Züge an. Unverzüglich wollten sich der Verband und die Liga zu einer Krisensitzung treffen.

„Wir haben in den vergangenen Tagen gelernt, wie schnell sich die Lage ändern kann“, sagte der DHB-Vorstandsvorsitzende Mark Schober: „Wir werden diese Lage gemeinsam bewerten müssen.“ Aktuell stehen dem DHB nur noch 13 Spieler zur Verfügung, sollten noch mehr ausfallen, ist ein Rückzug kaum noch zu verhindern. „Man muss momentan festhalten, dass die Infektionskette nicht abreißt. Da ist unser EM-Team leider ein Spiegelbild der Gesellschaft“, sagte Ligapräsident Uwe Schwenker: „Jetzt aber unendlich mit Spielern aus der Bundesliga nachzuladen, macht keinen Sinn.“

Bei den positiven Fällen handelt es sich um Christoph Steinert, Djibril M'Bengue und Sebastian Heymann – die Zahl der deutschen Spieler in Quarantäne erhöhte sich damit auf zwölf. Beim Training fehlten zudem der nachgerückte Kieler Rune Dahmke und Simon Ernst, auch ein Mitglied des Funktionsteams wurde positiv getestet. Titelverteidiger Spanien hat bislang noch keinen Ausfall vermeldet. Alles läuft auf ein ungleiches Duell mit dem großen Turnierfavoriten am Donnerstag (18 Uhr/ARD) heraus – wenn überhaupt.

Bob Hanning warnte allerdings vor Schnellschüssen, zumal die Krankheitsverläufe bei den Spielern „milde“ seien und kaum über einen Schnupfen hinausgingen. Der frühere DHB-Vizepräsident und Manager der Füchse Berlin sagte, er sei selbst „ein großer Freund davon, das Turnier fortzusetzen, weil ich auch glaube, dass einige Spieler zum Ende der Gruppenphase wieder zurückkommen“. Nach fünf Tagen können sich Infizierte beim Turnier in der Slowakei freitesten.

Alfred Gislason hatte die „sehr absurde Situation“ bereits vor den nächsten Omikron-Nachrichten anschaulich beschrieben. „Das ist die spannendste Zeit des Tages, das Warten auf die Resultate des Covid-Tests“, sagte der Isländer. Die Lust auf die Kracher in der Hauptrunde ist ebenso groß wie die Angst vor weiteren Coronafällen. Und die blieben nicht aus. Dabei machen die bisherigen Vorstellungen sportlich Appetit auf mehr – und sorgten bei den Spielern im Kampf ums Halbfinale für eine breite Brust. „Wir haben jetzt vier Finalspiele, die wir im Idealfall gewinnen. Wenn wir das schaffen, ist ganz viel möglich“, hatte etwa Turnierdebütant Steinert forsch gesagt – bevor auch er ausgebremst wurde. Elf der ursprünglich 17 nominierten Spieler fallen mittlerweile aus, dazu noch der nachnominierte Hendrik Wagner. Nun wartet nicht nur für den erfahrenen Gislason der „auf dem Papier und in der Realität schwerste Gegner überhaupt“. Seine Mannschaft wäre auch ohne ein Dutzend Infektionen „krasser Underdog“.

Doch seit Mittwochnachmittag stehen die Vorzeichen noch schlechter. Wer gesund bleibt, hat riesige Vorteile. „Wir sehen an uns und auch an anderen Teams, dass es auf jeden Fall ein Faktor ist. Teams ohne Fälle haben bessere Chancen, das ist definitiv die Wahrheit“, sagte Paul Drux. (sid/tf)

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