Uns Uwe wird 85: „Würde gerne noch ein paar Jährchen machen“

<p>Was Uwe Seeler unbedingt noch einmal erleben will? Den Wiederaufstieg mit dem HSV in die Bundesliga.</p>
Was Uwe Seeler unbedingt noch einmal erleben will? Den Wiederaufstieg mit dem HSV in die Bundesliga. | Fotos: epa

Uwe Seeler freut sich schon. Die große Sause zu seinem 85. Geburtstag muss zwar ausfallen, Uns Uwe soll sich schonen, aber seine Ilka zaubert ihm natürlich eine seiner Leibspeisen: Rouladen und Rotkohl. „Das Schönste, was es auf der Welt gibt, ist normal zu sein“, sagte Seeler einmal dem SID – und das gilt bei dem Fußball-Idol auch fürs Essen.

Alles andere als normal ist für Seeler hingegen die Zeit rund um seinen Geburtstag am Freitag. Er, der so gerne unter Leute geht, der den Klönschnack liebt und so viel zu erzählen hat, musste alle offiziellen Termine absagen. „Uwe fühlt sich nicht gut“, sagte Ilka Seeler: „Die Lage ist nicht kritisch, aber der Arzt hat ihm eindringlich geraten, sich zu schonen.“ Gefeiert wird nur zu Hause im engsten Familienkreis, mit den drei Töchtern, den sieben Enkeln und der Urenkelin.

Seit 60 Jahren sind Uwe und Ilka Seeler miteinander verheiratet.

Sich schonen? Wer Seeler kennt, der weiß, wie schwer ihm das fällt. Zeit seines Lebens hat er sich nie geschont. Erst auf dem Platz. Für Deutschland und den Hamburger SV hat sich der Angreifer immer voll reingehauen, die Ärmel hochgekrempelt, gekämpft, gewühlt. Und das berühmte „Nein“ zu Inter Mailand machte Seeler endgültig zu einer Legende, dafür schlossen sie ihn nicht bloß in Hamburg auf ewig in ihre Herzen ein. Dann nach der Karriere. Seeler blieb ein Star zum Anfassen, immer ansprechbar, immer freundlich und nie um einen kecken Spruch verlegen. Uns Uwe eben. „Alt werden ist nichts für Feiglinge“, pflegt Seeler seit ein paar Jahren zu sagen. Die Probleme werden auch beim Hamburger Ehrenbürger nicht weniger. Seit einiger Zeit muss sich Seeler immer wieder einschränken. 2020 erlitt der Vize-Weltmeister von 1966 bei einem schweren Sturz einen Hüftbruch, er bekam eine künstliche Hüfte eingesetzt. Ihm machen zudem die Folgen eines unverschuldeten Autounfalls von vor elf Jahren zu schaffen, ihn plagen Rückenprobleme, auf dem rechten Ohr hört Seeler nicht mehr und er klagt über Gleichgewichtsprobleme. 2017 wurde ihm erfolgreich ein Herzschrittmacher eingesetzt, zuletzt stolperte er zu Hause und landete mit dem Gesicht im Kaffeeservice, das Blut strömte. „Ich sah aus wie Quasimodo“, sagte er danach der Hamburger Morgenpost.

Seeler ging es relativ schnell wieder besser, doch schon am Wochenende konnte er nicht dabei sein, als der NDR ihm zu Ehren einen Film („Uwe Seeler – Einer von uns: Die Fußball-Legende wird 85“) vorstellte. „Wir haben noch so viel vor uns, ich weiß manchmal nicht mehr, ob wir das schaffen“, sagt Ilka, seit über 60 Jahren mit ihrem „Mäuschen“ Uwe verheiratet, darin. Ein paar „Jährchen würde ich gerne noch machen“, sagt Seeler.

Zwangsläufig kommen auch bei Seeler Gedanken an den Tod hoch, zumal sein guter Kumpel Gerd Müller in diesem Jahr verstorben ist. „Davor weglaufen kann keiner. Es ist der Weg, den wir alle mal gehen“, sagte er der Bild-Zeitung. Einen großen Wunsch hat Seeler aber noch in seinem Leben. Und der betrifft natürlich den HSV: „Das wäre für mich das Allergrößte, wenn ich noch den Aufstieg in die Bundesliga miterleben könnte.“

<p>Mit Deutschland wurde Seeler 1966 Vize-Weltmeister.</p>
Mit Deutschland wurde Seeler 1966 Vize-Weltmeister.

Uwe Seeler ist nie um einen kecken Spruch verlegen. Eine Auswahl:

„Ich entscheide die großen Dinge und meine Frau die kleinen. Welche Dinge groß und welche klein sind, entscheidet meine Frau.“

„Also, ein normales Foul ist für mich nicht unfair.“

„Wenn sich der Gegner hinten etwas entblößt, ist es einfacher für unsere Jungs.“

„Ein Mittelstürmer verbringt die meiste Zeit seines Lebens im Strafraum.“

„Ich bin dafür, jetzt erstmal mit der Relation im Dorf zu bleiben.“

„Die Werte des Lebens habe ich von meinen Eltern mitbekommen. Besonders von meinem Vater und meiner Mutter.“

„Wir stehen mit dem Rücken nicht mehr an der Wand, sondern in der Wand.“

„Wenn im Fernsehen Fußball läuft, muss alles um mich herum ruhig sein. Da bin ich wie weggetreten.“

„Erst wenn der Schiedsrichter abpfeift, ist das Spiel zu Ende oder gewonnen.“

„Der große Favorit ist für mich Brasilien, der Geheimfavorit Italien – und Weltmeister wird Deutschland.“ (sid/tf)

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