Abwägen, ob richtig abgewägt wurde

<p>Es wird zu untersuchen sein, ob und in welchem Maße ein anderes Management der Wesertalsperre und die Information darüber den Verlust von Menschenleben und gewisse Verwüstungen hätte verhindern können.</p>
Es wird zu untersuchen sein, ob und in welchem Maße ein anderes Management der Wesertalsperre und die Information darüber den Verlust von Menschenleben und gewisse Verwüstungen hätte verhindern können.

An der Hill ergibt sich ein anderes Bild, obschon auch hier eine Teilentlastung möglich gewesen wäre, hätte man die zu diesem Zweck vorgesehenen Entlastungskanäle an Soor und Hill Richtung Gileppe respektive Wesertalsperre genutzt.

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Kommentare

  • Durch Abwägen enstehen Zweifel: Im Zweifel für den/die Angeklagten!

  • Das GE ließ diese Woche mehrere Experten zu Wort kommen, die äußerst interessante und hintergründige Sichtweisen auf die Katastrophe offenbarten und aufzeigten, wie vielschichtig die Probleme eines Trinkwasserreservoirs ist, das gleichzeitig als Hochwasserrückhalt dient.
    Der Hinweis auf die scheinbar gestörte Wasseraufnahme des Venns erweitert das Verständnis über die komplexen Zusammenhänge. Danke dafür!

    Der Hinweis der Experten auf vorhandene „Consignes“ lässt vermuten, dass die für die Regulierung des Wasserstandes der Talsperre Verantwortlichen nicht - und dieser Eindruck wurde auch im GE vermittelt - „nach Belieben“ entscheiden können, wann und wieviel Wasser aus der Talsperre abgelassen wird, sondern es dafür ein „Protokoll“ gibt.
    Falls dies so ist, wird zu klären sein, was dieses Protokoll beinhaltet, ob es respektiert wurde und wenn ja, warum dies die verheerenden Zerstörungen im Wesertal nicht verhindern oder mildern konnte.

    Verständnisfrage:
    Das GE titelte gestern auf seiner 1. Seite, dass die Rückhaltereserve der Talsperre hätte „verdoppelt“ werden können! Wie genau dies zu bewerkstelligen gewesen wäre konnte ich den Artikeln leider nicht entnehmen oder habe es einfach nicht verstanden.
    Wenn - wovon mittlerweile auszugehen ist - vor Beginn des Unwetters eine Reserve von rund 5,5 Millionen Kubikmeter Wasser in der Sperre bestand und der oder die Experten davon ausgehen, dass durch zeitiges Ablassen zusätzliche 2 Millionen Kubikmeter Rückhaltekapazität hätte geschaffen werden können, wie genau erzielt man dadurch eine „Verdopplung“ der Reserve?
    Ist das so wie bei der Meldung letzte Woche, die Sperre hätte trotz neuer zu erwartender Regenfälle ihren „Höchststand erreicht und sei wieder voll“? (in Wirklichkeit hatte sie zu diesem Zeitpunkt ihren niedrigsten Stand seit den Niederschlägen erreicht und lag 3,5 Meter unter dem Höchststand)

    Bei einem Zulauf von rund 150 Kubikmeter/sec hätten diese 2 Mio Kubikmeter zusätzlicher Reserve übrigens das Voll- bzw. Überlaufen der Sperre (um 150 kms) um weniger als… 4 Stunden verzögert.
    Hätte dies die Katastrophe im Wesertal verhindert oder abgemildert?

    Diese Fragen werden wohl im Laufe der Untersuchungen zu klären sein.
    Die Frage warum das GE von einer möglichen Verdopplung der Reserve spricht, dies aber nicht mit belastbaren Zahlen verdeutlicht, kann nur der Autor selbst erklären.

    Wer in einem Artikel von „Chronologie eines kolossalen Fehlers“ spricht sollte m.E. journalistisch-deontologisch korrekt, auch einmal die Chronologie der Falschmeldungen im GE zu der Unwetterkatastrophe dar- und diese richtig stellen. Auch darauf haben die Leser, die Opfer und die Öffentlichkeit Anspruch. Nicht mehr aber auch nicht weniger.
    Wer den Rücktritt des verantwortlichen Ministers fordert, muss die gleichen Maßstäbe auch bei der Bewertung der eigenen Arbeit anlegen.

    Hintergründige Berichterstattung und der Versuch - in Ermangelung offizieller Erklärungen - Fragen zu beantworten, die viele Menschen sich berechtigterweise stellen, verdient Anerkennung und Respekt. (Genau daran hat es der Medienlandschaft in der DG bisweilen gemangelt, vor allem wenn es um Beleuchtung der Gemeinschaftspolitik geht. Da ist und war die Hemmschwelle in unserer Mini-Gemeinschaft mit wenigen Ausnahmen immer zu groß.)

    Hintergründiger und investigativer Journalismus, der zu voreiligen Schlüssen, Falschinformationen und Vorverurteilung führt und letztlich nur dazu dient, die vorgefasste Meinung des Autors zu bekräftigen, nützt letztlich jedoch niemandem.

    Im Gegenteil. Er schadet dem bereits ramponierten Vertrauen in die Medien zusätzlich.

  • Sehr geehrter Herr Leonard,
    lieber Dieter,
    die Berichterstattung zu der Wesertalsperre ist ein Ganzes, bestehend aus mehreren Berichten. Diese bauen aufeinander auf. Ständige Wiederholungen bereits veröffentlichter und bekannter Fakten und Zahlen würden den verfügbaren Rahmen sprengen.
    Das GrenzEcho hat in seinem Beitrag mit den beiden Lütticher Wissenschaftlern Erpicum und Archambeau dargelegt, dass die technische Möglichkeit besteht, über die beiden Schleusen am Boden der Talsperre, bis zu 70 Kubikmeter Wasser pro Sekunde abzulassen. In 24 Stunden bei maximaler Öffnung können somit etwas mehr als 6 Millionen Kubik abgelassen werden. Berücksichtigt man, dass ab Montagmorgen eindeutige Hinweise auf außergewöhnlich schwere Regenfälle am Mittwoch und Donnerstag vorlagen, gab es also, abhängig von den angelegten Parametern, die Möglichkeit vor dem Höhepunkt der Krise zwischen 6 und 8 Millionen Kubikmeter abzulassen. Rechnet man die von ihnen erwähnten vermutlich "freien" 5 Kubikmeter hinzu, konnte die Sperre also um bis zu 13 Mio. m³ Freiraum verfügen.
    Es sei hier noch zur bessern Einschätzung erwähnt, dass der zuständige Klima-, Mobilitäts- und Infrastrukturminister Philippe Henry (Ecolo) in einem Interview behauptet (auch darüber hat das GE - in einem anderen Beitrag - berichtet) die Sperre sei "am Montagmorgen" "zur Hälfte gefüllt gewesen".

  • Epilog: „Die Unbelangbaren“

    „Politikwissenschaftler bezeichnen nicht erst seit gestern Medien als die Vierte Staatsgewalt. Journalisten selbst begreifen sich dementsprechend als zusätzliche Kontrollinstanz innerhalb demokratisch verfasster Staaten, deren Aufgabe nicht zuletzt darin bestehe, den politischen Prozess transparent zu machen und politischen Akteuren auf die Finger zu schauen. Der Politikwissenschaftler und Publizist Prof. Dr. Thomas Meyer von der Universität Dortmund glaubt, dass das journalistische Selbstverständnis inzwischen noch weiter reicht: Journalisten beobachteten und beurteilten Politiker nicht nur, sondern sie verkündeten politische Lösungen und machten immer offener selbst Politik. Sind Journalisten so gesehen die besseren Politiker? Und falls dem so sein sollte, wer kontrolliert die vierte Macht im Staat? Niemand, so Thomas Meyer in seinem neuesten Buch "Die Unbelangbaren".

    Aus der Einleitung eines Gesprächs mit dem Autor Dr. Thomas Meyer.

    https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/politischer_journalismus

    Affaire à suivre… Au revoir!

  • Nachtrag:

    Wer sich ein möglichst objektives Bild der Chronologie, der Ursachen, der getroffenen Entscheidungen und Folgen der Unwetterkatastrophe vom 13.-15. Juli in unserer Gegend machen möchte, sollte unbedingt das Dossier im „Le Soir“ von heute (4.8) lesen, das mit etwas zeitlicher Distanz, journalistischem Know-How und Verantwortungsbewusstsein, Hintergründe, Fakten und Antworten liefert.

    https://plus.lesoir.be/387689/article/2021-08-04/grand-format-qui-la-fau...

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