Königsklasse, Investoren und Financial Fairplay: UEFA schmiedet große Zukunftspläne

<p>Club Brügge (Brandon Mechele, hinten) und Zenit trafen in der Gruppenphase der Champions League aufeinander.</p>
Club Brügge (Brandon Mechele, hinten) und Zenit trafen in der Gruppenphase der Champions League aufeinander. | Foto: belga

Die mächtigsten Männer des europäischen Fußballs schmieden ihre Zukunftspläne in diesen Tagen gleich an mehreren Fronten. Während die Reform für eine „neue“ Königsklasse wohl unmittelbar bevorsteht, ist offenbar bereits eine noch deutlich schwerwiegendere Veränderung geplant. Es geht um die Öffnung für Investoren, den Einfluss von Geldgebern und eine Deregulierung des Financial Fairplay.

Dabei sollte nun eigentlich erst einmal Ruhe einkehren. Denn am Mittwoch wird wohl das Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA) zunächst die tiefgreifenden Änderungen an der Champions League ab 2024 auf den Weg bringen und den Top-Klubs damit eine millionenschwere Sicherheit bieten. Den offiziellen Beschluss wollen die UEFA-Entscheider erst Mitte April treffen. Diese Vertagung, hieß es nach einer vorbereitenden Versammlung am Dienstag, gehe auf einen Dissens über die Verteilung von Geldern zurück.

Mehr Teilnehmer, mehr Spiele und mehr Geld

Die Abspaltung der großen Vereine, die zuletzt immer wieder Thema gewesen war, dürfte damit vom Tisch sein. Dies sei der einzige Weg, um eine Super League der internationalen Topklubs zu verhindern. Mehr Teilnehmer, mehr Spiele und mehr Geld: Der grobe Plan steht zwar, doch gegen Teile des Vorhabens wächst vor der Entscheidung der Widerstand. Klar ist bislang, dass künftig 36 statt 32 Teams im sogenannten „Schweizer Modell“ in der Vorrunde antreten.

Financial Fairplay soll erheblich aufgeweicht werden.

Doch einige ungeklärte Fragen bergen Zündstoff. Wie viele Spiele soll es geben? Wie werden die zusätzlichen Plätze vergeben? Und wie hoch fallen die Zahlungen für Klubs aus, die nicht am Wettbewerb teilnehmen? So streitet der Ligaverband European Leagues mit der UEFA weiterhin über Details, während Andrea Agnelli, der Präsident der einflussreichen Klubvereinigung ECA das Vorhaben jüngst bereits als „bahnbrechend“ bezeichnet hatte.

Die neuen Berichte über die möglichen UEFA-Pläne zum Financial Fairplay (FFP) dürften die Gemüter derweil weiter erhitzen. Laut dem deutschen Magazin „kicker“ könnte das Limit für Investorengelder komplett aufgehoben werden. Während Geldgeber bislang innerhalb von drei Jahren maximal 30 Millionen Euro Defizit eines Vereins ausgleichen durften, könnten sie dann ungezügelt Geld zuschießen.

Die UEFA hielt sich zunächst allerdings bedeckt. Der Verband prüfe „in Absprache mit allen relevanten Interessengruppen und unter Berücksichtigung der sich entwickelnden Umstände ständig, wie das FFP verbessert werden kann“, hieß es. Derzeit gebe es aber „keine Entscheidungen oder irgendwelche Ankündigungen“. Für Mittwoch steht das Thema zumindest noch nicht auf der Tagesordnung.

<p>Die Königsklasse des europäischen Fußballs steht vor einer grundlegenden Reform.</p>
Die Königsklasse des europäischen Fußballs steht vor einer grundlegenden Reform. | Foto: dpa

Fragen und Antworten zur möglichen Champions-League-Reform


Was steht an?


Am Mittwoch tritt das Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA) zusammen. Das 18-köpfige Gremium soll dann über eine mögliche Reform der Champions League ab der Saison 2024/25 beraten. Es deuten sich tiefgreifende Änderungen an, auch um das Ausbrechen großer Vereine in eine mögliche Superliga zu verhindern. Die Entscheidung soll endgültig am 19. April fallen.


Wie soll die „neue“ Champions League aussehen?


Die UEFA will in Kooperation mit der Klubvereinigung ECA die Königsklasse angeblich von derzeit 32 auf 36 Teilnehmer aufstocken. Zudem soll der Wettbewerb künftig im sogenannten „Schweizer Modell“ gespielt werden. Demnach würde jeder Klub zehn Gruppenspiele gegen zehn zugeloste Gegner bestreiten. Daraus soll eine Gesamttabelle der 36 Teams ermittelt werden, anhand derer die bestplatzierten Mannschaften direkt in die K.o.-Runde einziehen. Weitere Teilnehmer der K.o.-Runde würden durch Play-offs ermittelt.


Wer würde von der Neuerung profitieren?


Vor allem die großen Nationen und Vereine wären Gewinner des neuen Formats. Frankreich würde als derzeit Fünfter in der UEFA-Fünfjahreswertung einen dritten Fixplatz in der Königsklasse erhalten, 19 von 36 Startplätzen wären somit von den großen fünf Nationen belegt. Dazu soll es noch zwei bis drei Startplätze über die Zehn-Jahres-Rangliste der Klubs geben. So würden Vereine, die sich über die Liga nicht qualifiziert haben, von ihren Erfolgen vergangener Tage profitieren. Prominente Ausfälle wären nahezu ausgeschlossen. Dazu würden zusätzliche Spiele sowohl der UEFA als auch den Klubs mehr Geld bringen.


Welche Streitpunkte gibt es noch?


Ein paar Fragen sind noch offen. Die Zahl der Gruppenspiele steht zur Debatte, auch acht oder gar zwölf Vorrundenpartien scheinen möglich. Zudem dürfte die Verteilung der Startplätze noch hitzig diskutiert werden. Vor allem die Fixplätze nicht über die Liga qualifizierter Vereine sind vielen ein Dorn im Auge. Dazu wird es ums liebe Geld gehen. Die Ligavereinigung European Leagues fordert bei den Einnahmen eine stärkere Einbeziehung der nicht teilnehmenden Klubs, um dem Ungleichgewicht in den Ligen entgegenzuwirken.


Welche Folgen hat das für die belgischen Vereine?


Nach den bislang vorliegenden Informationen ist der belgische Landesmeister (nur) noch in der kommenden Saison automatisch für die Gruppenphase der Champions League qualifiziert. Der Vizemeister startet in der dritten Qualifikationsrunde der Königsklasse. Angesichts der schwachen Europapokalergebnisse ist der Direktzugang zur Gruppenphase jedoch gefährdet und könnte bereits in der Saison 2023/24, also noch vor der Champions-League-Reform, wegfallen. (sid/jph/belga)

Kommentare

Kommentar verfassen

0 Comment