Die allerletzte Hoffnung für Schalke – Brisantes Wiedersehen mit Heidel

<p>Christian Heidel kehrt als Mainzer Sportvorstand nach Schalke zurück.</p>
Christian Heidel kehrt als Mainzer Sportvorstand nach Schalke zurück. | Foto: Photo News

Christian Heidel kann froh sein, dass dieses Schalke-Spiel des allerallerletzten Strohhalms ohne Fans stattfindet. Beim Debüt von Dimitrios Grammozis, dem fünften Trainer in einer absurd chaotischen Saison, ist Heidel mit dem FSV Mainz 05 zu Gast – der Mann, von dem sie in Gelsenkirchen sagen, er habe den gigantischen Scherbenhaufen, in dem sich seitdem alle die Füße blutig treten, maßgeblich mit zu verantworten.

Christian Heidel, der Architekt des Untergangs? Vor dem brisanten Wiedersehen am Freitag (20.30 Uhr) wäscht der frühere Schalker und jetzige Mainzer Sportvorstand seine Hände in Unschuld. Dabei hat er 160 Millionen Euro für die Mannschaft ausgegeben, die nun ungebremst auf die 2. Liga zurast. Die Liste seiner teuren Transferflops ist lang. „Nach mir wurden viele Spieler gekauft, Trainer gewechselt und Strukturen verändert. Zehn Monate nach meinem Abschied war Schalke Dritter in der Bundesliga, und alle waren voller Euphorie“, sagt Heidel. „Da kam keine Kritik, alles war prima. Dann erst begann die Talfahrt.“

Auf Heidels Kappe gingen die Transferflops von Embolo, Rudy, Matondo und auch Bentaleb.

Angesichts von 26,5 Millionen Euro für Breel Embolo, der dann für einen Bruchteil an Borussia Mönchengladbach verscherbelt wurde, wirkt das auf viele Schalker wie Hohn. Da wären ja auch noch 19 Millionen für den später mehrfach suspendierten Nabil Bentaleb, 16 für Sebastian Rudy, der längst wieder für die TSG Hoffenheim spielt, oder neun Millionen für das vermeintliche Supertalent Rabbi Matondo, das nun in der zweiten englischen Liga kickt.

Heidel (57), der Schalke im März 2019 verließ, wehrt sich gegen eine einseitige Sichtweise. „Ja, es hat nicht jeder Transfer gepasst. Aber 2018 waren wir Vize-Meister. Wir haben Champions League gespielt, den höchsten Umsatz und den höchsten Gewinn aller Zeiten gemacht“, sagte er. Ganz Schalke habe gefeiert: „Wir waren auf dem richtigen Weg.“ Heidel kann für sich reklamieren, dass seine Nachfolger es auch nicht besser gemacht haben, teils sogar noch schlimmer. Und doch hat er Schalke 04 einen großen Teil der Gewichte umgehängt, die den Traditionsklub scheinbar unaufhaltsam in den Abgrund ziehen.

Grammozis ist „voller Überzeugung“.

Es ist an Grammozis, die Schalker irgendwie von dieser Last zu befreien. Entweder jetzt, was unwahrscheinlich bis unmöglich erscheint, oder eben nach der Abwicklung eines Abstiegs in Würde. Er sei „voller Überzeugung“, betonte Grammozis, „das ist kein normaler Verein, das ist keine normale Aufgabe.“ Wohl wahr.

Christian Heidel hat sich nach dem kraftraubenden Abenteuer Schalke eine Auszeit genommen. Kurz vor dem Jahreswechsel kehrte er als großer Hoffnungsträger nach Mainz zurück, wo er vor seinem Abschied rund ein Vierteljahrhundert lang die Geschicke äußerst erfolgreich bestimmt hatte. Und siehe da: Es gibt eine Aufbruchsstimmung. Nur ein Punkt trennt die Mainzer von Rang 15 – für Schalke sind es neun. „Wir sind zufrieden, dass wir den Umschwung geschafft gaben“, sagte Heidel: „Aber es gibt keinen Grund, sich auf die Schulter zu klopfen. Wir sind auf einem Abstiegsplatz.“ Die Schalker würden dennoch jederzeit tauschen. (sid/tf)

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