Zwei Bora-Radprofis schwer verletzt

<p>Archivaufnahme von Wilco Kelderman</p>
Archivaufnahme von Wilco Kelderman | Foto: dpa

Andreas Schillinger und der als Kapitän für die Tour de France verpflichtete Niederländer Wilco Kelderman erlitten bei einem Zusammenprall mit einem Auto Frakturen und Gehirnerschütterungen. Rüdiger Selig kam ohne Knochenbrüche davon, muss aber ebenfalls wegen einer Gehirnerschütterung pausieren.

Für die gesamte Gruppe, die am Gardasee gemeinsam trainiert hatte, sei es ein „dramatisches Ereignis“ gewesen, sagte Ralph Scherzer vom Team Bora, „es hätte aber noch schlimmer ausgehen können.“ Ähnlich sieht es auch Marcus Burghardt (37), der den Zusammenstoß aus nächster Nähe erlebte. „Drei Kilometer hinter unserem Hotel kommt plötzlich ein SUV hinter einer Mauer herausgeschossen. Wir hatten überhaupt keine Zeit zu reagieren“, sagte er dem Münchner Merkur und der tz: „Ich habe in meiner Karriere jetzt schon viele Stürze erlebt, aber das war der schlimmste. Einfach weil es so eine Wucht hatte und alles so schnell ging.“

Noch keine Informationen gibt es darüber, wie lange das Trio ausfällt. Bisher geht Bora von konservativen Behandlungen der Verletzungen von Schillinger (Hals- und Brustwirbelsäule) und Kelderman (Rückenwirbel) aus, Operationen sind aber nicht ausgeschlossen. Beide Fahrer waren am Sonntag bereits auf dem Weg nach Hause.

Wie das niederländisch-belgische Portal „Wielerflits“ ausrechnete, habe sich Kelderman seit Ende 2014 insgesamt 17 Erkrankungen oder Verletzungen zugezogen, die ihn zu teils längeren Pausen zwangen. Es begann am 23. Dezember 2014 mit einem Schlüsselbeinbruch im Training, dem in der darauf folgenden Saison gleich drei Blessuren folgten: zunächst eine Handgelenksverletzung beim Critérium du Dauphiné, danach ein leichterer Trainingssturz und beim Tour-Debüt weitere Stürze, die in Paris ein besseres Ergebnis als Rang 79 verhinderten.

Auch in den folgenden beiden Jahren lief es nicht besser: 2016 Erkrankung bei der Katalonien-Rundfahrt und Sturz bei der Tour de France. Nach seinem Wechsel von LottoNL-Jumbo zu Team Sunweb in der Saison 2017 zog er sich im März bei der Strade Bianche einen Fingerbruch zu, der vier Wochen Pause nach sich zog. Eine weitere Fingerfraktur nach einem Zusammenstoß mit einem Begleitmotorrad sorgte im Mai beim Giro d’Italia ein vorzeitiges Saisonende.

Bei Tirreno-Adriatico 2018 brach sich Kelderman erneut das Schlüsselbein. Obwohl sich der Genesungsprozess lange hinzog, konnte der Rundfahrtspezialist mit Gesamtrang vier bei der Vuelta die Saison erfolgreich beenden. Doch bei der Katalonien-Rundfahrt 2019 folgte der nächste herbe Rückschlag, als Kelderman sich einen Halswirbel und ein weiteres Mal das Schlüsselbein brach. Nach einer weiteren Zwangspause musste er im Sommer die Tour de France wegen Rückenproblemen nach der 15. Etappe beenden.

Im vergangenen Jahr erlebte Kelderman erstmals seit 2014 wieder eine verletzungsfreie Saison, die aber durch die Corona-Pandemie durcheinandergewirbelt wurde. Beim Giro d’Italia, der vom Mai in den Oktober verschoben werden musste, präsentierte sich der 29-Jährige als Kapitän des Sunweb-Teams dann aber auf den Punkt topfit. Auch wenn der Traum vom Gesamtsieg auf der vorletzten Etappe platzte, so bedeutete Rang drei das bisher beste Ergebnis bei einer Grand Tour. (sid/belga/jph)

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