Corona-Beschlüsse: Wo ist das gesunde Mittelmaß?

<p>Weihnachten 2020 in Belgien darf nur eine zusätzliche Person mitfeiern.</p>
Weihnachten 2020 in Belgien darf nur eine zusätzliche Person mitfeiern. | Illustrationsfoto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa-tmn

Es war ein emotionaler Kater am Samstagmorgen, den höchstwahrscheinlich nicht alleine der Autor dieser Zeilen zu verkraften hatte. Die Ergebnisse des Konzertierungsausschusses von Freitagabend waren für viele Menschen im Land niederschmetternd. Das zeigten nicht zuletzt die vielen Kommentare bei Facebook, Instagram, Twitter und Co. Der Tenor: „Jetzt muss auch noch Weihnachten dran glauben. Ich lasse mir das doch nicht von den Politikern nehmen.“

Das Fest mit den Liebsten am Ende eines schrecklichen Jahres dürfte für viele Menschen der Rettungsanker in dieser dunklen Zeit gewesen sein. Diese Hoffnung ist nachvollziehbar. Weniger gilt das für die Beschlüsse des Politiker-Gremiums. Was soll das bitte schön, die Schwimmbäder und Museen zu öffnen? Zuckerchen für das „Team Belgium“, damit es die bittere Pille schluckt? Ein schlechter Witz. Die „Mannschaft der elf Millionen Belgier“, die Premierminister Alexander De Croo (Open VLD) immer wieder Gemeinsinn-stiftend betont, zerbröselt. Der Rückhalt in dem Teil der Bevölkerung, der sich bisher strikt an die strengen Corona-Maßnahmen gehalten hat, schmilzt wie das Polareis.

Ein kleiner Tipp: Die Öffnung der Restaurants (mit noch schärferen Auflagen) hätte als psychologischer Trick besser funktioniert. Und vielleicht kommt man in der Föderalregierung auch mal auf die Idee, FFP2-Atemschutzmasken an die gefährdete Bevölkerung zu verteilen… Sie dienen freilich nicht dazu, dass der Rest wieder in Saus und Braus leben kann. Aber sie würden Leben retten.

Klar ist, dass das heruntergesparte Krankenhauswesen eine dritte Welle allzu schnell nicht verkraften kann. Es ist nicht lange her, da standen die Spitäler im Süden des Landes kurz vor der Triage. Nur dank der aufopferungsvollen Hingabe des Gesundheitspersonals sowie der Hilfe aus dem Nachbarland Deutschland konnte das vermieden werden.

Allerdings muss es einen Mittelweg geben, einen (belgischen) Kompromiss. Statt sich der konsensorientierten Idee von DG-Ministerpräsident Oliver Paasch (ProDG) anzuschließen, ein Weihnachtstreffen mit vier Personen aus dem ersten und zweiten Verwandtschaftsgrad zu erlauben, gilt für die Feiertage weiter der harte Status quo. Mit Ausnahme von Alleinstehenden darf eine Familie nur eine Person zu sich einladen. Da gilt es zu entscheiden, ob der Vater oder die Mutter bzw. ob Opa oder Oma anreist… Für die Menschen, darunter mitnichten auch das Gesundheitspersonal, zusätzlicher Hohn ist, wenn es im Nachbarland erlaubt ist, ein Weihnachtstreffen mit bis zu zehn Menschen zu organisieren.

Es bleibt zu offen, dass die Zahlen aufgrund der strengen derzeit geltenden Maßnahmen weiter sinken. Und dass der Konzertierungsausschuss ob der bisherigen Entbehrungen vielleicht im Dezember doch noch „ein Weihnachtsgeschenk verteilt“.

In vier Wochen ist das „Fest der Liebe und der Familie“. Bis dahin wird, und das hat uns das Jahr 2020 eindrucksvoll bewiesen, noch viel Wasser die Weser hinuntergeflossen sein. Oder um es mit Goethe zu sagen: „Wir hoffen immer, und in allen Dingen ist besser hoffen als verzweifeln.“

Kommentare

  • .. hier gibt es kein gesundes Mittelmaß, entweder die Menschen halten sich an den Beschlüssen und haben eine Hoffnung das vielleicht alles vorbei geht oder wir werden einer nach dem anderen die Radischen demnächst von unten betrachten... Frohe Weihnachten..

  • Ich finde es nicht in ordnung das ZB. der Fussball und Biathlon und sonstige Veranstaltungen erlaubt sind und die Familien sich nicht einmal bei einem Fest wie Weihnachten teil haben duerfen. Haben die die von uns gewaehlten Politiker alle keine Familie oder duerfen die Ohne Kontrollen vielleicht aber Feiern.

  • Also, wenn ich den Herrn Vomberg richtig verstehe, dann müssen wir alle nur schön brav Daheim bleiben, und das möglichst alleine, dann wird alles Gut.
    Und wie lange soll das denn dauern? Das Virus wird bestimmt nicht verschwinden, aus Langeweile zum Beispiel, weil es ihm daheim zu Öde ist. Das einzige, was man vermutlich mit Sicherheit sagen kann, ist das es erheblich mehr Menschen mit Psychischen Problemen geben wird als zu "normalen" Zeiten. Aber die scheinen momentan niemanden zu interessieren.
    Ich denke, man muss kein Mediziner sein um zu erkennen, das das Virus erst ernsthaft bekämpft werden kann, wenn es ein wirksames Medikament gibt, das den Betroffenen gefahrlos Verabreicht werden kann. Und was die Impfungen bringen ist auch noch nicht gewiss.
    Ich will hier ganz sicher nichts verharmlosen, nur kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, das es im Moment egal ist woran die Menschen sterben, Hauptsache es war kein Covid 19! Und das kann nicht der Sinn der Sache sein.

  • .. Herr Schöpges, haben Sie, zur Zeit, eine andere Methode um den Virus etwas entgegem zusetzen...ich glaube nicht, also schön zu Hause bleiben und nur die nötigsten Angelegenheiten machen....

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