Auch Äpfel und Birnen unter dem Fairebel-Label erhältlich

<p>Auch Äpfel und Birnen unter dem Fairebel-Label erhältlich</p>

Die neue Ausrichtung der Genossenschaft Faircoop wurde am Donnerstagmorgen angekündigt: bei einer von Dirk Vandriessche auf Niederländisch und Französisch moderierten Video-Pressekonferenz mit dem Ameler Landwirt Erwin Schöpges, Präsident von Faircoop, sowie mit Xavier Laduron, einem Obstbauern aus der Region Visé. Die Genossenschaft Faircoop war vor zehn Jahren im Zuge der Krise der Milchwirtschaft entstanden. Verbunden war damit das Ziel, die Landwirte für ihre Milchproduktion kostendeckend zu entlohnen. Das Prinzip ist einfach: Vom Verkaufserlös, der durch einen fairen Preis erzielt wird, fließt ein Teil zurück in die Kasse der Genossenschaft und ihrer Mitglieder. Mit diesem Vorgehen habe man sehr viel erreicht und auch einiges in den Köpfen der Menschen bewegt, blickte Erwin Schöpges am Donnerstagmorgen zurück. „Uns war klar, dass wir nicht darauf warten, dass die Dinge einfach so vom Himmel fallen. Wir mussten etwas tun“, so der Ameler Landwirt. Inzwischen gelangten pro Jahr 13 Millionen Liter Milch auf diese Weise zum Verbraucher.

Auch die Supermärkte hätten mittlerweile begriffen, dass die Landwirtschaft einen Platz in den Geschäften verdient habe. „Ohne die Supermärkte wäre unser Projekt niemals erfolgreich gewesen. Das anfängliche Misstrauen in den Beziehungen ist einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen allen Gliedern in der Kette gewichen, vom Landwirt bis zum Supermarkt- oder Geschäftsinhaber. Davon haben wir alle profitiert. Der Produzent, der Verarbeiter und der Großhandel erhalten jeweils eine angemessene Vergütung für ihre Arbeit, und der Verbraucher erhält ein hochwertiges belgisches Produkt“, sagt Erwin Schöpges.

Dass Äpfel und Birnen jetzt zum Angebot der Genossenschaft hinzukommen, ist kein Zufall. Denn auf dem Obstmarkt hat man mit ähnlichen Problemen wie in der Milchwirtschaft zu kämpfen. Obstbauer Xavier Laduron verwies darauf, wie praktisch über Nacht im Zuge der Russland-Sanktionen ein wichtiger Absatzmarkt weggebrochen sei. Im Gegenzug müsse die öffentliche Hand einspringen, um Insolvenzen in der Obstproduktion zu vermeiden. Immer billigere Produkte und gleichzeitig eine steigende staatliche Unterstützung – das könne nicht gut gehen. „Steuergelder sollten für den Bau von Krankenhäusern verwendet werden, nicht für die Subventionierung von Obstunternehmen“, wird Xavier Laduron im Pressestatement zitiert.

Schöpges: Faircoop steht nicht nur Landwirten offen.

Erwin Schöpges sprach mit Blick auf die Erweiterung des Angebots von einem „historischen Tag“ und erinnerte daran, dass die Genossenschaft Faircoop nicht nur Landwirten offen stehe, sondern allen Bürgern. Beim Vertrieb von Äpfeln und Birnen gilt das gleich Prinzip wie beim Verkauf von Milch und Milchprodukten: Interessierte Obstbauern können sich anschließen, indem sie Aktien im Gesamtwert von maximal 5.000 Euro kaufen. Für jedes verkaufte Kilo Obst zahlt Faircoop 0,25 Cent an die Anteilhaber der Genossenschaft. 25 Obstbauern hätten sich bereits angeschlossen, hieß es am Donnerstagmorgen. Nicolas Lambert, Direktor von Fairetrade Belgium, lobte in einer Videonachricht die Zusammenarbeit. Zu Wort kamen bei der Pressekonferenz über Einspieler ebenfalls Mitglieder des EU-Parlamentes, der wallonische Wirtschaftsminister Willy Borsus (MR) sowie Vertreter der Supermarktkette Carrefour, die die Äpfel und Birnen unter dem Fairebel-Label verkaufen wird. Auch die Mestdagh-Gruppe und verschiedene Nahversorger gehörten dazu. Und weitere Gespräche liefen, betonte Erwin Schöpges. Verhandlungen laufen zurzeit auch mit Geschäften, um fair gehandelte Fleischprodukte ab Anfang des kommenden Jahres in den Supermärkten anzubieten. Etwa 150 Fleischbauern hätten sich sich bislang der Genossenschaft angeschlossen, erklärte Erwin Schöpges. Man sei offen für neue Ideen und sprühe vor Ehrgeiz, jedoch seien dem Wachstum auch Grenzen gesetzt: „Schließlich handelt es sich hier um Landwirte, die sich um alles kümmern müssen. Diese haben aber noch einen Hof zu bewirtschaften. Unter diesen Umständen leidet das Familienleben“, fügte der Ameler Landwirt hinzu. Man habe eine Verantwortung gegenüber den Genossenschafts-Mitgliedern und gegenüber den Verbrauchern, die man zu hundert Prozent wahrnehmen müsse.

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