Testevent in Tokio: Turner machen dem Weltsport Hoffnung auf Olympia

<p>Rund acht Monate vor Beginn der Olympischen Spiele in Tokio hat es am Sonntag eine weitere Testveranstaltung gegeben.</p>
Rund acht Monate vor Beginn der Olympischen Spiele in Tokio hat es am Sonntag eine weitere Testveranstaltung gegeben. | Foto: afp

Höflicher Applaus war erwünscht beim „Wettkampf für Freundschaft und Solidarität“, zustimmendes Murmeln erlaubt, ekstatischer Jubel aber (noch) streng verboten: 30 Weltklasseturner aus Japan, China, Russland und den USA haben zusammen mit 2000 disziplinierten Zuschauern bei allen Sportlern weltweit neue Hoffnung auf eine Austragung der Olympischen Spiele 2021 in Tokio unter Coronabedingungen geweckt.

In der Yoyogi-Sporthalle von Tokio wurde erstmals in Japan seit Ausbruch der Pandemie im März konkret getestet, wie man Athleten, Trainer, Kampfrichter, Besucher und Journalisten vor Ort vor einer Infektion schützen kann. Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), jedenfalls ließ sich umgehend über das Geschehen informieren und kam zu einem zumindest vorläufigen positiven Urteil.

„Diese Veranstaltung gibt uns Vertrauen für das Organisieren weiterer Events unter den aktuellen Bedingungen auf dem Weg zu Olympia. Ich hoffe, dass wir sichere Spiele für Athleten, Offizielle und Fans erleben können“, sagte der Fecht-Olympiasieger von 1976 in einer Video-Botschaft.

Aber der Aufwand war hoch und wird es vermutlich in den kommenden Monaten bleiben. Vor ihrer Einreise nach Japan hatten sich die ausländischen Athleten in ihrer Heimat in eine 14-tägige Quarantäne begeben müssen. Vor Ort wurden sie täglich getestet und bewegten sich ausschließlich in einer Blase. Nicht einmal das Magnesia durfte geteilt werden.

„Dieser Wettkampf kann uns im Hinblick auf Olympia eine wichtige Hilfe sein.“

Und jeder, der die 8700 Zuschauer fassende Arena betrat, musste sich einem Sprühnebel aus einem speziellen Desinfektionsmittel aussetzen. Auch für Sportminister Koichi Hagiuda, Olympiaminister Seiko Hashimoto und Yuriko Koike, Gouverneurin der Präfektur Tokio, gab es keine Ausnahmen.

Doch die Gerätartisten nahmen diese Widrigkeiten mit ihrem ganz großen Ziel vor Augen gerne in Kauf. „Dieser Wettkampf unter für alle Beteiligten schwierigen Bedingungen kann uns im Hinblick auf Olympia eine wichtige Hilfe sein. Er hält das Gefühl für unsere Hoffnungen und Träume am Leben“, sagte Japans Kunstturn-Idol Kohei Uchimura.

Der dreimalige Olympiasieger war im Vorfeld des Events offenbar einmal irrtümlich positiv getestet worden. Drei weitere Überprüfungen ergaben ein negatives Ergebnis.

Nikita Nagorny aus Russland, aktueller Mehrkampf-Weltmeister von Stuttgart 2019, teilte den Optimismus seines japanischen Kontrahenten: „Für jeden von uns ist Olympia der wichtigsten Wettkampf. Wir alle wollten der Welt zeigen, dass die Spiele auch unter Pandemiebedingungen möglich sind.“

Dafür sollen in der kommenden Woche intensive Auswertungen erarbeitet werden. Dabei ist auch Morinari Watanabe, Präsident des Turn-Weltverbandes FIG, eine treibende Kraft. Der 61-Jährige ist in Personalunion auch IOC-Mitglied und gehört dem Vorstand von „Tokio 2020“ an. „Die Welt hat auf uns geschaut, das ist eine Verpflichtung“, sagte der Japaner. (sid)

<p>Der japanische Athlet Wataru Tanigawa in Aktion</p>
Der japanische Athlet Wataru Tanigawa in Aktion | Foto: afp

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