Grüne freuen sich über historischen Machtwechsel

<p>Aufgewachsen in der Eifel: Sibylle Keupen wird neue Oberbürgermeisterin in Aachen.</p>
Aufgewachsen in der Eifel: Sibylle Keupen wird neue Oberbürgermeisterin in Aachen. | Foto: dpa

Historischer Machtwechsel in zwei rheinischen Metropolen: Aachen und Bonn werden künftig von grünen Oberbürgermeisterinnen regiert. In Bonn setzte sich nach Angaben der Stadt die Bundestagsabgeordnete Katja Dörner überraschend mit 56,3 Prozent gegen den bisherigen Amtsinhaber Ashok-Alexander Sridharan (CDU) durch, der auf 43,7 Prozent kam. In Aachen, der Heimatstadt von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), ließ die Kandidatin der Grünen, Sibylle Keupen, mit 67,4 Prozent der Stimmen ihren CDU-Konkurrenten Harald Baal weit hinter sich. In Bonn war Sridharan eigentlich als Favorit ins Rennen gegangen, bei der Kommunalwahl vor zwei Wochen hatte er noch die Nase vorn. Doch nach dem Scheitern der SPD-Kandidatin Lissi von Bülow im ersten Wahlgang dürften viele der SPD-Wähler ihre Stimme nun Dörner gegeben haben. Fast die Hälfte der Bonner, 48,7 Prozent, beteiligte sich an der Stichwahl. Im Bonner Stadtrat sind die Grünen nach deutlichen Zugewinnen bereits stärkste Kraft.

Auch im Aachener Stadtrat stellen die Grünen mit 36,7 Prozent die größte Fraktion – zuvor gab es dort eine schwarz-rote Koalition. Nun hat es in der Domstadt auch noch die Kandidatin der Grünen an die Stadtspitze geschafft. Parteimitglied ist die 57-jährige Keupen allerdings nicht. Ihr erklärtes Ziel als OB: „Den Stillstand in der Stadt Aachen beenden.“ Unter anderem will sie die Klima- und Verkehrswende umsetzen, bezahlbaren Wohnraum schaffen und die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen fördern. Dabei präsentiert sich die Frau mit dem Kurzhaarschnitt als bodenständig: Aufgewachsen in der Eifel als Kind von Kaufleuten seien in ihrer Familie Menschlichkeit und Respekt von Bedeutung gewesen, erzählt sie. Seit 27 Jahren leitet Keupen in Aachen eine Einrichtung der Weiterbildung und Jugendkunstschule, die „Bleiberger Fabrik“. Die verheiratete Diplom-Pädagogin war unter anderem in der katholischen Jugendarbeit und der Friedensbewegung aktiv. Die Wahlbeteiligung in Aachen lag bei 41,7 Prozent. Der CDU-Herausforderer Harald Baal wird von Kritikern als blass beschrieben. Für Ärger bei den Christdemokraten sorgte im Vorfeld, dass der auch in Ostbelgien bestens bekannte ehemalige StädteRegionsrat Helmut Etschenberg als langjähriges CDU-Mitglied Werbung für die Wahl Keupens gemacht hatte. Jubeln durften die Grünen am Sonntag auch über das Ergebnis in Monschau: Dort musste sich die bisherige Amtsinhaberin Margareta Ritter (CDU) mit 48,33 Prozent ganz knapp ihrer Herausforderin Silvia Mertens (51,67 Prozent) geschlagen geben.

Die parteilose Politikerin Henriette Reker bleibt derweil Oberbürgermeisterin von Köln. Nach Auszählung fast aller Stimmbezirke lag sie am Sonntagabend nach Angaben der Stadt mit rund 60 Prozent der Stimmen uneinholbar vor ihrem SPD-Herausforderer Andreas Kossiski. Reker war im Wahlkampf von CDU und Grünen unterstützt worden. Die 63-Jährige steht seit 2015 an der Spitze der einzigen nordrhein-westfälischen Millionenstadt. Damals war sie gleich im ersten Wahlgang gewählt worden - kurz nachdem ein rechtsextremistischer Attentäter sie lebensgefährlich verletzt hatte. Reker sagte am Sonntagabend der Deutschen Presse-Agentur, sie sei glücklich, dass ihr so viele Kölnerinnen und Kölner erneut ihre Stadt anvertrauten. Ihr gehe es darum, Köln zu einer modernen Metropole zu machen. „Ich bin ganz sicher, dass in fünf Jahren jedem, wenn er nach der viertgrößten Stadt Deutschlands gefragt wird, Köln einfällt und er nicht überlegen muss, ob das Frankfurt sein könnte“, sagte Reker.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat nach dem Stichwahlsieg seines Parteikollegen Stephan Keller bei der Düsseldorfer OB-Wahl scherzhaft auf eine Gemeinsamkeit der beiden hingewiesen. „Es hätte eigentlich jedem schon bei der Aufstellung klar sein müssen, dass er gewinnt, weil er in einem bedeutenden Krankenhaus geboren wurde. In Aachen-Burtscheid, wo ich auch geboren wurde“, sagte Laschet bei der Wahlparty Kellers am Sonntagabend in Düsseldorf. „Also, ein Siegerkrankenhaus“, fügte Laschet lachend hinzu. (sc/dpa)

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