Prozess gegen „Football Leaks“-Hacker Rui Pinto beginnt in Lissabon

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Rui Pinto | Foto: AFP

Rui Pinto nahm am Freitag im Strafgericht in Lissabon mit Corona-Schutzmaske auf der Anklagebank Platz, während draußen Beamte mit Maschinengewehren, Straßensperren und Hundestaffelführer für ein ungewöhnliches Bild im feinen Stadtviertel Parque das Nações am Tejo-Fluss sorgten. Pinto hatte gesagt, sein Leben sei wegen seiner Kenntnisse in Gefahr.

Dem 31-Jährigen werden insgesamt 90 Straftaten zur Last gelegt. Er wird unter anderem der Cyberkriminalität, der Verletzung des Briefgeheimnisses und der versuchten Erpressung beschuldigt und könnte nach Expertenschätzung zu 25 Jahren Haft verurteilt werden. Pinto wies bisher alle Vorwürfe zurück. Er sei kein Hacker und habe auch niemanden erpresst, beteuerte er. Am ersten Prozesstag versicherte er nach Medienberichten: „Nichts habe ich wegen des Geldes getan.“ Die Beschuldigungen seien für ihn ein Grund, „stolz“ zu sein und nicht beschämt. Der staatliche Fernsehsender „RTP“ zitierte den Angeklagten mit den Worten, er habe „im Namen der Ausdrucksfreiheit gehandelt, damit Gerechtigkeit geschieht“.

Die „Football Leaks“ behandeln unter anderem Informationen über dunkle Machenschaften von Benfica Lissabon, die Tricks von Manchester City in Bezug auf das Financial Fairplay und Steuerbetrug von Fußballstars wie Cristiano Ronaldo. Der Vorwurf der Vergewaltigung gegen den Portugiesen ist ebenfalls ein großes Thema. Auch Originaldokumente wurden online gestellt. Bei den Daten handelte es sich um vertrauliche Dokumente aus der internationalen Branche und dem Offshore-Bankenwesen. Viele der veröffentlichten Informationen zogen juristische Konsequenzen nach sich.

Unter den 45 geladenen Zeugen ist der Whistleblower Edward Snowden, der vor sieben Jahren das Überwachungssystem amerikanischer Geheimdienste enthüllte. Er floh nach Russland, wo er im Exil lebt, und soll nach amtlichen Angaben via Onlinekonferenz aussagen.

Nachdem die gehackten Dokumente geleakt worden waren, floh Pinto nach Ungarn, 2019 wurde er nach Portugal ausgeliefert. Pinto befindet sich in einem Zeugenschutzprogramm – als Gegenleistung für seine Mitarbeit in anderen Fällen. Der Hacker steckt nach eigenen Angaben auch hinter den Enthüllungen um die dubiosen Milliardengeschäfte der reichsten Frau Afrikas, Isabel dos Santos, die als „Luanda Leaks“ bekannt wurden. (sid/dpa/tf)

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