„Wir haben es satt“: Nie dagewesene Protestwelle im US-Sport

<p>Seit Monaten protestieren Sportmannschaften in den USA für Gleichberechtigung und gegen Polizeigewalt.</p>
Seit Monaten protestieren Sportmannschaften in den USA für Gleichberechtigung und gegen Polizeigewalt. | Foto: belga

Die Milwaukee Bucks hatten endgültig genug von Polizeigewalt und brachten damit eine riesige Protestwelle ins Rollen. Nachdem die Mannschaft um den griechischen Superstar Giannis Antetokounmpo am Mittwoch nicht zu ihrem Play-off-Viertelfinalspiel in der Basketball-Profiliga NBA auf dem Feld in Orlando/Florida erschienen, zogen Major League Baseball (MLB), Major League Soccer (MLS), die Frauenbasketball-Profiliga WNBA sowie die Tennis-Vereinigungen ATP und WTA in New York nach.

Die Spieler der Orlando Magic standen am Mittwochabend auf dem Feld in Orlando/Florida und warteten auf ihren Gegner, doch die Bucks aus dem US-Bundesstaat Wisconsin kamen nicht - ein Boykott. Wenig später sagte die Liga die zwei weiteren für Mittwoch geplanten Spiele ab. „Wir fordern Veränderungen. Wir haben es satt“, schrieb Superstar LeBron James von den Los Angeles Lakers auf Twitter.

Die Bucks reagierten mit dem drastischen Schritt auf den Fall Jacob Blake. Der Schwarze war am vergangenen Wochenende von weißen Polizisten von hinten niedergeschossen worden. Den 29-Jährigen trafen offenbar sieben Kugeln im Rücken, er kämpft im Krankenhaus um sein Leben. Die Tat ereignete sich in Kenosha/Wisconsin - Milwaukee liegt im selben Bundesstaat.

Nur wenige Stunden später zog die ehemalige Tennis-Weltranglistenerste Naomi Osaka nach und kündigte vor ihrem Halbfinalmatch bei den Western & Southern Open in New York gegen die Belgierin Elise Mertens ihren Rückzug an. „Als schwarze Frau habe ich das Gefühl, dass es viel wichtigere Dinge gibt, die sofortige Aufmerksamkeit erfordern, als mir beim Tennisspielen zuzuschauen“, sagte Osaka. Für Donnerstag wurden zunächst alle Partien bei der Generalprobe für die US Open abgesagt.

Die Brewers, das MLB-Team aus dem rund 55 Kilometer nördlich von Kenosha gelegenen Milwaukee, taten es den Bucks gleich und weigerten sich, gegen die Cincinnati Reds zu spielen. Danach wurden drei weitere Spiele verschoben. Auch die Profifußball-Liga MLS schloss sich den drastischen Maßnahmen an: Fünf der sechs angesetzten Partien wurden abgesagt. Lediglich die Eishockey-Liga NHL spielte weiter.

Die Sportler zeigten sich geschockt von den Bildern aus Kenosha vom vergangenen Wochenende. Blake soll sich seiner Verhaftung widersetzt haben und versuchte gerade, in sein Auto zu steigen, als ihn die Schüsse in den Rücken trafen. In dem Fahrzeug befanden sich nach Angaben seines Anwalts drei seiner Söhne im Alter von drei, fünf und acht Jahren.

Betroffen und erschüttert zeigte sich auch der ehemalige US-Präsident Barack Obama, der die Spieler lobte, „die für das einstehen, woran sie glauben. Alle unsere Institutionen werden unsere Werte verteidigen müssen“, fügte der 59-Jährige auf Twitter hinzu. Die Profisportler scheinen ihre Plattform jedenfalls zu nutzen. (sid)

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