Mollers: Schulschließung in Kelmis „nicht notwendig und überzogen“

<p>Die Gemeindegrundschule in Kelmis</p>
Die Gemeindegrundschule in Kelmis | Foto: David Hagemann

Am Dienstag, dem 23. Juni 2020, teilte die Gemeinde Kelmis mit, dass sie die Gemeindegrundschule Kelmis aufgrund einer Corona-Infektion eines Kindergartenkindes bis zum Schuljahresende schließen werde. Bildungsminister Mollers zeigt sich erstaunt über diesen Beschluss und stellt klar: „Diese drastische Maßnahme war ein Alleingang des Bürgermeisters und ist in der Tragweite unverhältnismäßig.“ Am 2. Juni 2020 öffneten die Kindergärten in der DG erneut ihre Pforten – unter Einhaltung der mittlerweile gängigen Sicherheitsbestimmungen und unter der Voraussetzung, dass das Prinzip der Kontaktblasen eingehalten wird. Zur Erinnerung: Ein Klassenverband gilt als Kontaktblase. In dieser Kontaktblase verbringen die Kinder den Unterricht und auch die Pausen. Kontakte zu anderen Kontaktblasen sind zu vermeiden.

Im Falle von ansteckenden Krankheiten gebe es für alle Schulen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft eine klare Verfahrensweise, die im Dekret vom 1. Juni 2004 zur Gesundheitsförderung und zur medizinischen Prävention festgelegt sei, so Mollers. „Sowohl im Normalbetrieb als auch zu Coronazeiten ist der behandelnde Arzt dazu angehalten, beim Auftreten einer ansteckenden Krankheit den Arzt-Hygieneinspektor zu informieren. Der Arzt-Hygieneinspektor arbeitet eng mit dem Fachbereich Gesundheit und Senioren des Ministeriums und mit Kaleido Ostbelgien zusammen. Im Falle einer Schule kann die Meldung auch direkt über Kaleido Ostbelgien an den Arzt-Hygieneinspektor erfolgen. Es obliegt der Hygieneinspektion oder einer von ihr beauftragten Behörde, die zu ergreifenden Maßnahmen in Absprache mit Kaleido und ggf. dem zuständigen Bürgermeister festzulegen und ggf. den Bürgermeister mit der Durchführung der Maßnahmen zu beauftragen. Kaleido Ostbelgien hat in Absprache mit dem Arzt-Hygieneinspektor Verfahren festgelegt, die im Falle eine Covid19-Ansteckung greifen. So wird unter anderem entschieden, ob nur die erkrankte Person isoliert werden muss oder ob vorsorglich mehrere Personen (bis hin zu einer ganzen Kontaktblase) in Quarantäne versetzt werden. In jedem Fall obliegt die Entscheidung darüber den Gesundheitsexperten, natürlich nach einer umfassenden Analyse der Gegebenheiten vor Ort“, erläutert Mollers.

Darüber hinaus arbeite Kaleido Ostbelgien eng mit der Kontakttracing-Zentrale des Ministeriums zusammen, um im Einzelfall mögliche Infektionsketten nachverfolgen und passgenaue Maßnahmen festlegen zu können. Bei der Pressekonferenz am Mittwoch zur Vorstellung der vier Szenarien für das neue Schuljahr 2020-2021 habe Bildungsminister Harald Mollers noch einmal mit aller Deutlichkeit auf die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse der Experten über die Rolle von Kindern (unter 12 Jahren) bei der Übertragung des Coronavirus hingewiesen: „Wir wissen mittlerweile, dass Kinder eine sehr untergeordnete Rolle bei der Verbreitung des Virus spielen und zudem selbst kaum gefährdet sind.“

Minister Mollers zeigt wenig Verständnis für die Entscheidung der Gemeinde: „Wenn wir davon ausgehen, dass das Prinzip der Kontaktblasen in der Gemeindeschule Kelmis angewandt wurde, was ich sehr hoffe, dann war die Schließung der kompletten Schule in diesem Fall nach meinem Dafürhalten nicht notwendig und damit überzogen. Die Gemeinde Kelmis hat diese Entscheidung im Alleingang getroffen. Nach unseren bisherigen Erkenntnissen hat es weder eine vorherige Konzertierung mit Kaleido Ostbelgien noch einen entsprechenden Antrag seitens des Arzt-Hygieneinspektors gegeben. Ich bedaure sehr, dass dadurch in der Bevölkerung erneut Verunsicherung entstanden ist und insbesondere die Eltern nun wieder vor dem Problem stehen, die Betreuung der Kinder selbst organisieren zu müssen, auch wenn faktisch aufgrund der anstehenden Sommerferien nur eine Woche Unterricht ausfällt. Die strikte Anwendung der Kontaktblasen-Logik wurde ja in Absprache mit den Experten des GEES genau deshalb eingeführt, damit Schulschließungen weitestgehend vermieden werden können.“ (red)

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