„Danke für die Reise“: Biathlon-Superstar Martin Fourcade hört auf

<p>Hängt die Skier an den Nagel: Martin Fourcade.</p>
Hängt die Skier an den Nagel: Martin Fourcade. | Foto: belga

Für seinen Abschied wählte Martin Fourcade ungewohnt leise Worte. „Danke für die Reise. Es ist Zeit, sich zu verabschieden“, schrieb der 31-jährige Franzose in den sozialen Medien. Der Mann für die großen Töne und noch größeren Erfolge, einer der erfolgreichsten Biathleten der Geschichte, zog im finnischen Kontiolahti auf kleiner Bühne einen Schlussstrich unter seine grandiose Karriere.

„Ich habe meine Träume erfüllt und die schönsten Emotionen erlebt“, schrieb Fourcade in einem langen und emotionalen Abschiedsbrief auf Facebook: „Manche Entscheidungen verändern das Leben.“ Und diese Entscheidung macht durchaus Sinn. Bei der WM in Antholz vor einem Monat erfüllte sich Fourcade seinen letzten großen sportlichen Wunsch, triumphierte noch einmal im Einzel - und holte vor allem Gold mit der Staffel.

Damit war klar: In Sprint-Vizeweltmeister Quentin Fillon Maillet (27) oder Verfolgungs-Weltmeister Emilien Jacquelin (24) hat Frankreich nun mehrere Erfolgsgaranten, kann auch ohne ihn Siege feiern. Zwar sei sein Wille, „das Beste zu geben und Berge zu versetzen“, immer noch vorhanden, „aber die Fortsetzung meines Wachsens als Mann, als Vater, muss jetzt auf anderen Wegen geschehen“, erklärte der Papa der beiden Töchterchen Manon und Ines.

Martin Fourcade dominierte. Auf der Loipe war der Franzose über viele Jahre hinweg nicht aufzuhalten, die zusätzliche Nervenstärke auf dem Schießstand machten ihn zu einem unschlagbaren Alleinherrscher. Als erster Skijäger holte er sieben Mal den Gesamtweltcup - hintereinander. Fünfmal durfte er sich Olympia-Gold um den Hals hängen.

Dazu kommen 28 WM-Medaillen, davon 13 in Gold und 79 Weltcupsiege. Nur Biathlon-Ikone Ole Einar Björndalen war mit 95 Siegen öfter erfolgreich - auch der Norweger zog seinen Hut: „Fantastische Karriere. Du hast den Biathlon auf ein neues Level gehoben.“

„Er war immer eine starker und lauter Verfechter für sauberen Sport.“

Martin Fourcade polarisierte. Kaum ein Sportler lebte seinen Ehrgeiz so offen aus wie er, viele warfen ihm eine gewisse Arroganz vor. Unter anderem deshalb, weil er sich aufgrund seiner Dominanz nach den letzten Schießeinlagen oft noch ein paar Sekunden Zeit nahm, um gestenreich zu jubeln.

Martin Fourcade kritisierte. Der Franzose war unter den Biathleten der mit Abstand größte Kritiker im russischen Dopingskandal, sprach sich oft für harte Sanktionen aus. Auch Olle Dahlin, Präsident des Weltverbandes IBU, lobte Fourcade deshalb überschwänglich: „Er ist nicht nur auf dem Schnee mit gutem Beispiel vorangegangen. Er war immer eine starker und lauter Verfechter für sauberen Sport.“

Am 14. März 2010 hatte Fourcade in Kontiolahti erstmals im Weltcup triumphiert, auf den Tag genau zehn Jahre danach macht er Schluss. Fourcade hinterlässt ein Vermächtnis, dem Biathlon will er aber auch in Zukunft treu bleiben. „Meine Liebe für den Sport ist größer denn je.“ (sid)

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