Burnout und Depressionen: Was tun wir unseren Kindern an?

<p>In der Schule schon genügend Stressmomenten ausgesetzt, ist der Rest des Tages für Heranwachsende nicht minder kräftezehrend.</p>
In der Schule schon genügend Stressmomenten ausgesetzt, ist der Rest des Tages für Heranwachsende nicht minder kräftezehrend. | Illustrationsfoto: dpa

Die Kindheit ist die wichtigste Phase im Leben eines Menschen. Während dieser Zeit wird das Fundament gelegt. Hier wird entschieden, wie diese Person mit Stress und Herausforderungen umgeht, welches Empathievermögen es sich aneignet, wie es Glück und Zufriedenheit empfindet und wie sich seine Persönlichkeit entwickeln wird.

Doch heute wird unseren Kindern ihre Kindheit genommen, weil der Druck auf den Nachwuchs in der Schule, in der Familie und in der Freizeit groß ist. In der Schule schon genügend Stressmomenten ausgesetzt, ist der Rest des Tages für die Heranwachsenden nicht minder kräftezehrend, weil durchgetaktet. Die „Work-Life-Balance“, eigentlich ein Begriff aus der Arbeitswelt, ist bei Kindern nicht mehr gegeben. Mittlerweile beginnt der Leistungsdruck schon bei Babys und Kleinkindern, die von einem Angebot zum anderen tingeln. Die Folge ist eine Reizüberflutung, die verheerend wirkt und das Gehirn überfordern kann. Dabei wissen wir doch, dass in den ersten drei Lebensjahren eines Kindes ein Übermaß an neuronalen Verbindungen und Synapsen angelegt wird. Gleichzeitig mangelt es am sogenannten Urvertrauen, das sich in den ersten Lebensjahren entwickelt.

Kinder müssen wieder in die Natur, auch während ihrer Zeit im Kindergarten und in der Schule.

Kinder sollten Kinder sein dürfen. Sie brauchen freie Zeit – zum freien Spielen, zum Aushalten von Langeweile und für Phasen der Entspannung, und das im Idealfall mit ihren Vertrauenspersonen, den Eltern. Mit Freunden abhängen oder spontan auf den Spielplatz gehen – für viele Kinder und Jugendliche ist das heute nicht mehr drin. Stattdessen gibt es einen durchorganisierten Alltag, der nur noch wenig Spielraum für erholsame Freizeit und mehr Achtsamkeit zulässt und der nach Effizienz schreit.

Die Lösungen, um das Problem zumindest abzuschwächen, sind vielschichtig. Kinder müssen wieder in die Natur, auch während ihrer Zeit im Kindergarten und in der Schule. Dorthin gehört auch das Lernen von Problem- und Stressbewältigungsstrategien, Achtsamkeitstraining, das freie Spielen, Anti-Mobbing-Kampagnen und die Sensibilisierung von Risiken, die zu Burnout und Depression führen können. Die ersten Ergebnisse der Umfrage zur neuen Bildungsvision in Ostbelgien weisen bereits die richtige Richtung.

Und wieso kann nicht die Schulzeit verlängert und die Angebote für ein daran anknüpfendes Auslandsjahr verbessert werden? Die wenigsten 18-Jährigen wissen heute, welchen Beruf sie ergreifen möchten. Außerdem werden Kreativität sowie die Freude an der persönlichen Weiterentwicklung in Zukunft in unserer Gesellschaft viel mehr wert sein als das reine Vorhandensein von Wissen.

Wenn wir ihnen dann noch in der Freizeit ausreichend körperlichen und sozialen Ausgleich zum Alltagsstress gewähren, könnten die Zahlen von Burnouts und Depressionen bei Kindern und Jugendlichen in Ostbelgien wieder sinken. Ein Versuch ist es allemal wert.

Kommentare

Kommentar verfassen

0 Comment