Das ist der Mann, der Didier Reynders Korruption vorwirft

<p>Nicolas Ullens de Schooten hat gegen Didier Reynders mobil gemacht.</p>
Nicolas Ullens de Schooten hat gegen Didier Reynders mobil gemacht. | Foto: Louis Colart / Le Soir

Nicolas Ullens de Schooten heißt der Mann, der Didier Reynders zurzeit das Leben schwer macht. Der 54-jährige Whistleblower, der zwölf Jahre bei der belgischen Staatssicherheit gearbeitet hat, gab vor einigen Tagen in einem Interview mit den Zeitungen „L‘Echo“ und „De Tijd“ bekannt, dass ihm während seiner Tätigkeit Ungereimtheiten darüber aufgefallen sein, wie öffentliche Aufträge unter Reynders‘ Aufsicht vergeben wurden. Laut seinen Angaben soll der MR-Politiker unter anderem Bestechungsgelder beim Bau der belgischen Botschaft in Kinshasa angenommen, Geldwäsche mithilfe von Briefkastenfirmen betrieben und Kontakte zu Waffenhändlern gepflegt haben. Konkrete Beweise hierfür konnte der Enthüller bislang aber nicht auf den Tisch legen.

Die Staatsanwaltschaft, die im April über die Verdachtsmomente in Person von Nicolas Ullens de Schooten informiert wurde, hat inzwischen ein Untersuchungsverfahren eingeleitet. Im Rahmen der Ermittlung wird nun entschieden, ob es genügend Beweise gibt, um Reynders oder andere beteiligte Personen anzuklagen. Wie momentan der Stand der Dinge ist, lässt sich kaum einschätzen – auch weil die Ermittler sich in Bezug auf Untersuchungsdetails in Schweigen hüllen.

Didier Reynders ließ kurz dem Bekanntwerden der Vorwürfe verkünden, dass er „keine Kenntnis von einer Untersuchung“ habe. Seine Rechtsvertreter wollten jedoch so schnell wie möglich „Klarheit“ schaffen. Der Sprecher des MR-Politikers, John Hendrickx, legte außerdem nahe, der ehemalige Agent, den er als „bösartigen Mann“ betitelte, wolle „mal wieder“ versuchen, Reynders politischen Schaden zuzufügen. Am Mittwoch untermauerte der Vizepremier zudem, dass es noch immer keine belastbaren Beweise für die Korruptionsvorwürfe gebe.

Nicolas Ullens de Schoote gab gegenüber „De Tijd“ zu verstehen, dass sein Vorgehen gegen Reynders nicht persönlicher oder beruflicher Natur begründet sei. Er wolle einfach nur die Demokratie schützen. „Ich bin davon überzeugt, dass Reynders unter dem Einfluss des russischen Geheimdienstes steht“, so Ullens de Schoote.

Die ganze Geschichte kommt für Didier Reynders äußerst unpassend. Denn der 61-jährige Lütticher wurde erst Anfang letzter Woche für die nächste EU-Kommission nominiert, wo er sich künftig für die Justiz und Rechtsstaatlichkeit verantworten soll. Und sollten die Ermittlungen wegen angeblicher Korruptions- und Geldwäscheaktivitäten gegen Reynders nicht zeitnah im Sande verlaufen, könnte seine Nominierung abgelehnt werden. (belga/calü)

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