Hans-Dieter Laschet ist kein Mann der langen Reden

<p>Hans-Dieter Laschet drei Legislaturperioden lang Bürgermeister der Gemeinde Raeren.</p>
Hans-Dieter Laschet drei Legislaturperioden lang Bürgermeister der Gemeinde Raeren. | Foto: GrenzEcho

Wenn alle Gemeinderatsmitglieder aufstehen und über Fraktionsgrenzen hinweg applaudieren, dann muss schon etwas Besonderes passiert sein. So einen Moment erlebte man am Donnerstagabend im Raerener Gemeindehaus. Der Grund: Hans-Dieter Laschet (Mit Uns) hatte soeben mit feuchten Augen und einem dicken Kloß im Hals seinen Rückzug aus dem Gemeinderat verkündet. Und das auf seine unnachahmliche Art und Weise: Lediglich drei Minuten Redezeit benötigte er, um seine insgesamt 30-jährige kommunalpolitische Karriere Revue passieren zu lassen. Eine Minute für jedes Jahrzehnt. Selbst für Laschets Verhältnisse war das rekordverdächtig.

Ein pragmatischer, aber manchmal auch richtig abgezockter Politiker

Keine unnötig langen Reden, stattdessen kurze Sätze auf den Punkt gebracht: Das zeichnete „Hadila“, wie ihn Bürger, Freunde und Weggefährten nennen, stets aus. Und während Gemeinderatssitzungen in anderen Kommunen im DG-Norden trotz karger Tagesordnung schon mal zu Marathonveranstaltungen ausufern konnten, bildete Raeren unter Bürgermeister Hans-Dieter Laschet über viele Jahre eine willkommene Ausnahme. „Natürlich muss man sich vernünftig austauschen und kann über alles sprechen, aber irgendwann ist auch mal gut“, sagte er einst nach einer langatmigen Sitzung mit einem Augenzwinkern.

Für einen guten Witz war Laschet indes im Dienst stets zu haben. Und nicht selten war er es, der mit einem lockeren Spruch für Unterhaltung sorgte. So wurde unter seiner Leitung im Raerener Gemeinderat so manches Mal lautstark gestritten, aber mindestens ebenso häufig auch herzlich gelacht. Der Politiker „Hadila“ war einer, mit dem man auskommen konnte. Einer, der pragmatisch zu Werke ging und auch mal richtig abgezockt war. Unvergessen bleibt der Bruch mit der CSL im Jahr 2012, als Laschet den langjährigen Koalitionspartner abservierte, bevor dessen Vertreter überhaupt im Gemeindehaus zur Ergebnisverkündung eingetrudelt waren. „Die Ecolos“, wie er die Grünen selbst hin und wieder nannte, wurden fortan zur festen Größe an der Seite von Mit Uns in Raeren. Und „Hadila“ räumte dem aufstrebenden Juniorpartner durchaus politischen Spielraum ein, boxte die Installation von Fotovoltaikanlagen und Energiesparmaßen in kommunalen Gebäuden mit durch. Ihn selbst begeisterten vor allem Kanalisations- und Bauprojekte. „Als ich damals anfing, standen wir da bei Null. Aber auch heute sind wir mit dieser Problematik noch lange nicht durch“, bilanziert er. Die Erneuerung der Hauptstraße, an der er selbst wohnt, hätte er gerne als Bürgermeister fertiggestellt. „Doch so ist das manchmal. Es läuft eben nicht immer alles wie am Schnürchen“, sagt er ganz ohne Wehmut.

Rückzug aus der Politik war ein geplanter Abschied auf Raten.

Sein Rückzug am Donnerstag kam nun nicht völlig überraschend. Bereits im Zuge der Kommunalwahlen 2018 hatte Hans-Dieter Laschet einen entscheidenden Schritt in diese Richtung unternommen, als er kein weiteres Mal für das Bürgermeisteramt in der Töpfergemeinde kandidierte und seitdem lediglich als einfaches Ratsmitglied der Mit-Uns-Fraktion angehörte. „Ich habe es ja lange genug gemacht. Der Stress und Druck, den man als Bürgermeister hat, ist wirklich ungemein. Irgendwann muss deshalb auch mal Schluss sein“, gesteht er offen. Hinzu kamen gesundheitliche Probleme, die ihn in seiner Entscheidung bestärkten, den Rückzug anzutreten.

Und doch bedeutet sein Abschied aus der Politik eine Zäsur. Schließlich hatte Hans-Dieter Laschet drei Jahrzehnte lang die Geschicke der Großgemeinde entscheidend mitbestimmt – zunächst zwölf Jahre als Schöffe, anschließend drei Legislaturperioden als Bürgermeister. Das bleibt haften, bei so manchem Raerener sogar bis heute. Denn hin und wieder wird „Hadila“ immer noch als „Herr Bürgermeister“ angesprochen, wenn er im Dorf unterwegs ist. „So ist das eben manchmal, wenn man so lange im Amt war“, glaubt er. Und schiebt hinterher: „Wenn meine Meinung bei den Leuten gefragt ist und ich ihnen mit einem Ratschlag helfen kann, dann mache ich das gerne.“ Man darf getrost darauf wetten: „Hadila“ tut es mit keinem Wort zu viel.

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