Rätselraten um eine Spornschildkröte

<p>Auf dem Rücken ihrer Mutter reitet eine kleine Spornschildkröte durch das Schildkrötengehege im Tierpark Berlin. Die Spornschildkröte ist eine bedrohte Art.</p>
Auf dem Rücken ihrer Mutter reitet eine kleine Spornschildkröte durch das Schildkrötengehege im Tierpark Berlin. Die Spornschildkröte ist eine bedrohte Art. | Foto: Thomas Holbach/dpa

Schildkröte Svenja streckt ihren runzeligen Hals aus dem Panzer und zupft frische Grashalme aus dem Rasen. „Vielleicht ist sie auch ein Sven“, sagt Tierärztin Pia Krawinkel vom Gelsenkirchener Zoo „Zoom Erlebniswelt“. Die Spornschildkröte ist einfach noch zu jung, um ihr Geschlecht bestimmen zu können. Denn Svenja oder eben Sven ist erst etwa drei bis fünf Jahre alt. Genau weiß das niemand, weil die Schildkröte von einem privaten Halter und nicht von einem anderen Zoo kommt. „Das Geschlecht können wir erst erkennen, wenn sie etwa acht bis zehn Jahre alt und größer und schwerer ist“, sagt Pia Krawinkel.

Bis dahin ist den Männchen dann ein deutlich längerer Schwanz gewachsen, der über den Panzer herausragt. Und ihr Bauchpanzer wölbt sich nach innen. So können sie sich besser mit den Weibchen paaren. Ihren Namen haben diese Schildkröten von ihren Spornen. Damit sind verknöcherte Stachel an den Hinterbeinen gemeint. Wofür er gut ist, weiß man nicht so genau, sagt die Tierärztin Pia Krawinkel. Spornschildkröten gehören zu den größten Landschildkröten der Welt. Svenja wiegt im Moment noch 13 Kilo. Falls es ein Weibchen ist, kann Svenja bis zu 50 Kilo schwer werden. Falls es ein Männchen ist, könnte es doppelt so schwer werden. Und etwa einen Meter groß.

So ähnlich wie Spornschildkröte Helmuth, der auch im Zoo in Gelsenkirchen lebt. Er ist 22 Jahre alt bringt 85 Kilogramm auf die Waage. Im Gegensatz zu Svenja bleibt Helmuth an diesem Morgen erst noch im Innengehege. „Ihm ist es draußen noch zu frisch, aber er geht sicher gleich raus“, sagt Pia Krawinkel. Schildkröten sind empfindlich für Temperaturen. „Sie sind so genannte wechselwarme Tiere und passen sich den Außentemperaturen an“, sagt die Expertin. Das heißt, sie erzeugen keine eigene Körpertemperatur, sondern sind auf die Wärme von außen angewiesen.

Im Schildkrötengarten in Gelsenkirchen gibt es daher Wärmelampen. Denn die Spornschildkröten kommen aus der Sahelzone Afrikas, einer sehr heißen Region. „Wenn es ihnen dort zu heiß wird, graben sie sich mit ihren Vorderbeinen Löcher und verstecken sich in Erdhöhlen“, sagt Pia Krawinkel. Sie ernähren sich dort von Kräutern, Gräsern und Sukkulenten. Das sind Pflanzen, die Wasser speichern. Tierärztin Pia Krawinkel beobachtet Schildkröte Svenja dabei, wie sie saftiges Gras frisst. „Ich glaube fast, dass sie ein Sven wird“, sagt sie. Aber das ist bisher nur ein Gefühl.

Die Frage, ob es sich um Weibchen oder Männchen handelt, hängt übrigens bei manchen Schildkrötenarten von der Brut-Temperatur der Eier ab. Auch bei den Spornschildkröten. Die Tiere vergraben ihre Eier in der Erde oder im Sand und überlassen sie dann sich selbst. Die Eier werden nur durch die Wärme des Bodens ausgebrütet. Je nachdem, wie warm es ist, schlüpft ein Männchen oder ein Weibchen.

Die Temperatur entscheidet darüber, welche Geschlechtshormone gebildet werden. Die so genannte Scheitel-Temperatur liegt bei 32,5 Grad Celsius. „Wenn sie darunter liegt, wird es ein Männchen - darüber ein Weibchen“, sagt Tierärztin Pia Krawinkel. Weil es auf der Erde immer wärmer wird, sind bei einigen Schildkrötenarten die Weibchen deshalb schon in der Überzahl. Das ist ein Problem: Denn zum Fortpflanzen brauchen sie ja auch Männchen.

Und noch etwas: Ihr harter Panzer schützt Schildkröten vor Fressfeinden. Trotzdem sind viele Schildkrötenarten gefährdet. Das auch wegen ihres Panzers. „In manchen Regionen wird daraus Schmuck gemacht - zum Beispiel Haarspangen“, sagt Pia Krawinkel. Es gibt sogar Menschen, die glauben, dass Stücke des Panzers gegen Krankheiten helfen. Der Panzer ist verknöchert und mit dem Rest des Körpers verwachsen. Er wird von den Rippen und Wirbeln gebildet.

„Und er ist schmerzempfindlich“, sagt die Tierärztin. Wenn sie Schildkröten operieren und dazu den Panzer aufschneiden muss, bekommen die Tiere daher immer eine Betäubung. Jede Schildkröte hat einen Panzer, doch die haben unterschiedliche Farben und Formen. Bei den Spornschildkröten ist er hellbraun und ein bisschen hubbelig. Die Größe der Schilder, aus denen der Panzer besteht, gibt auch Hinweise auf das Alter. (dpa)

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