Ganz gleich, ob bei Unfällen, Operationen, schweren Erkrankungen oder Geburten: menschliches Blut kann im Notfall leben retten. Nach Angaben des Roten Kreuzes wird hierzulande alle zehn Minuten eine Blutkonserve benötigt, das sind bis zu circa 50.000 Konserven pro Jahr. Das Problem: Der „rote Saft“ wird zunehmend zur Mangelware – auch in Ostbelgien. „Das Blutspendenaufkommen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft ist zwar nicht schlecht und liegt über dem Landesdurchschnitt, jedoch lässt die Regelmäßigkeit der Spenden etwas zu wünschen übrig“, erklärte die Blutspendebeauftragte des Roten Kreuzes St.Vith-Burg-Reuland, Karin Treinen, vor Kurzem gegenüber dem GrenzEcho.
Eine Tatsache, die vielleicht auch darauf zurückzuführen ist, dass das Rote Kreuz in Belgien keine finanzielle Aufwandsentschädigung bietet. Die Spende solle freiwillig erfolgen, da nur das garantiere, dass das Blut sicher sei, heißt es vom belgischen Roten Kreuz. „Menschen, die freiwillig Blut spenden, tun dies, weil sie Menschen helfen wollen“, so ein Sprecher der Hilfsorganisation. Ein Blick über die Landesgrenzen zeigt, wie vielfältig die Anreize sein können.
TSCHECHIEN
Blut kann man in Tschechien in den Transfusionsabteilungen vieler staatlicher und einiger privater Krankenhäuser spenden. Im Gegenzug bieten Krankenversicherungen Gutscheine für Erholungsaktivitäten wie Schwimmen, Massagen oder Saunabesuche an. Kommerzielle Plasmaspendedienste zahlen pro Besuch umgerechnet knapp 25 Euro und werben intensiv um Teilnehmer. Sie schicken das Plasma ins Ausland, wo es zur Herstellung von Medikamenten verwendet werden kann. Nach offiziellen Angaben gibt es rund 240.000 regelmäßige Spender, doch kommt es vor allem im Sommer zu Engpässen.
POLEN
In Polen gibt es für die Blutspende zwar kein Geld, aber Angestellte bekommen einen freien Tag, wenn sie ihrem Arbeitgeber einen entsprechenden Nachweis vorlegen. Außerdem erhalten die ehrenamtlichen Spender acht Tafeln Schokolade, einen süßen Riegel und einen Saft. Dies entspricht etwa 4.500 Kilokalorien und soll die Spender wieder zu Kräften bringen. Spender können außerdem Steuervergünstigungen geltend machen. Wie groß diese ausfallen, hängt von der gespendeten Blutmenge ab. Das Blut wird in regionalen Zentren gespendet, die dem Gesundheitsministerium unterstehen.
FRANKREICH
In Frankreich bekommen Spender ebenfalls kein Geld für ihr Blut. Das Monopol auf Blutspenden hat die staatliche Organisation EFS. Laut Weltgesundheitsorganisation gibt es in Frankreich rund 150 Zentren, wo das ganze Jahr Blut gespendet werden kann - zusätzlich betreibt EFS etwa 40.000 mobile Einrichtungen, etwa in Zelten. Die Organisation nutzt soziale Netzwerke für Spendenaufrufe und informiert über einen eigenen Youtube-Kanal.
DÄNEMARK
In Dänemark gibt es schätzungsweise 218.000 Blutspender. Geld gibt es fürs Spenden nicht, es wird an das Gewissen appelliert. In einer Broschüre heißt es: „Die Spende basiert auf dem Wunsch, anderen zu helfen, die es benötigen, und nicht auf dem Wunsch nach einem wirtschaftlichen Vorteil.“ Die Organisation bloddonor ist dafür zuständig, Blutspender anzuwerben und bisherige Spender an ihre Spendenbereitschaft zu erinnern.
ITALIEN
Wer in Italien gratis sein Blut spendet und einen Arbeitsvertrag hat, darf danach einen Tag ruhen. Dies gilt allerdings nicht für Selbstständige oder Menschen, die nicht ins öffentliche Sozialversicherungssystem einzahlen.
GRIECHENLAND
Braucht in Griechenland ein Patient Blut, rufen Ärzte Verwandte und Bekannte des Betreffenden zu Spenden auf. Zwar wird der Patient aus Reserven versorgt, doch die wiederum müssen dringend ersetzt werden, denn Griechenland hat eine hohe Zahl an Thalassämie-Patienten. Menschen mit dieser Erbkrankheit brauchen regelmäßig Bluttransfusionen. Diesen Bedarf kann das Land kaum decken und bietet deshalb einen besonderen Anreiz: Beamte und Soldaten erhalten zwei bis vier freie Tage, wenn sie Blut spenden – und das bis zu vier Mal im Jahr.
RUSSLAND
In Russland bekommen Blutspender laut Gesetz eine kostenlose Mahlzeit. Mehrfachspender sollen zudem am Arbeits- oder Studienplatz bei der Vergabe von vergünstigten Erholungsreisen in Sanatorien oder Kurorte bevorzugt werden. Vielspender mit 40 oder mehr Einsätzen erhalten auf Antrag den Titel „Ehrenspender“. Dafür gibt es jedes Jahr einen bezahlten Urlaub, eine kostenlose Vorzugsbehandlung im staatlichen Gesundheitssystem sowie ein jährliches Entgelt von mehr als 10.000 Rubel (knapp 140 Euro).
USA
Jedes Jahr spenden in den USA nach Angaben des Roten Kreuzes rund 6,8 Millionen Menschen Blut - weniger als zehn Prozent derer, die zugelassen wären. Blutspenden werden normalerweise nicht bezahlt, es gibt aber Kekse als Dank. Für Blutplasma-Spenden, eine deutlich aufwendigere Prozedur, gibt es Geld. Der Betrag hängt vom Betreiber des Spendenzentrums ab, gewöhnlich sind es rund 50 Dollar (etwa 45 Euro). Zuvor müssen strenge Medizintests absolviert werden. Blutplasma darf höchstens einmal pro Monat gespendet werden.
CHINA
China baut derzeit sein System zur Blutspende um. Bislang war es üblich, dass Patienten ihre Familienangehörige oder Freunde bitten mussten, Blut zur Verfügung zu stellen. Dies führte zu einem Schwarzmarkt für Blut. Nun will die Regierung eine Blutbank einführen, deren Bedarf durch freiwillige Spenden gedeckt wird. Dabei sollen Anreize helfen: Viele Mitarbeiter von Staatsfirmen bekommen für Blutspenden etwa freie Tage oder andere Belohnungen. (dpa/calü)
Alle Blutspendetermine in Ostbelgien finden Sie hier.
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