Julie Van Espen: Mutmaßlicher Mörder hätte im Gefängnis sitzen können

<p>Am Montagabend wurde die Leiche der vermissten 23-Jährigen aus dem Albertkanal geborgen.</p>
Am Montagabend wurde die Leiche der vermissten 23-Jährigen aus dem Albertkanal geborgen. | Foto: belga

Der Mann war in der Vergangenheit wegen Vergewaltigung zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden, allerdings sei dem Urteil nicht die sofortige Verhaftung gefolgt. Zudem habe sich das Berufungsverfahren hingezogen, wie Justizminister Koen Geens gegenüber dem flämischen Rundfunk sagte.

Der Mann ist bei der Polizei kein Unbekannter: „Er saß zwischen 2004 und 2008 viereinhalb Jahre im Gefängnis, unter anderem wegen Diebstahls, Verkehrsdelikten, Hehlerei und Vergewaltigung“, so ein Sprecher des Justizministers.

Ende 2016 beging er einen gewaltsamen Raub sowie Vergewaltigung, für die er zweieinhalb Monate in Untersuchungshaft saß. Zum Zeitpunkt der Verweisung der Rechtssache durch die Ratskammer an das Strafgericht Anfang 2017 beschloss die Kammer, ihn bis zu seinem Prozess unter Bedingungen auf freien Fuß zu setzen.

Das Antwerpener Strafgericht verurteilte ihn noch im selben Jahr zu vier Jahren Gefängnis. Die von der Staatsanwaltschaft geforderte sofortige Verhaftung war vom Gericht nicht angeordnet worden. Der Mann legte Berufung ein und sein Fall wurde im Mai 2018 vom Berufungsgericht geprüft. Bei dieser Anhörung wurde die Verhandlung für November 2018 angberaumt, später wurde der Fall jedoch auf unbestimmte Zeit verschoben. „Das letzte Urteil ist daher noch nicht endgültig und konnte noch nicht vollstreckt werden“, so der Sprecher weiter.

Obwohl das Urteil in erster Instanz sehr schnell gefallen sei, sei dies für das Berufungsverfahren nicht der Fall gewesen. „Ich bedaure das sehr. Vor allem, weil ich alles getan habe, um die Prozedur zu verkürzen“, so der Minister.

Nach Ansicht des Pressesprechers des Antwerpener Berufungsgerichts ist der Hauptgrund, warum der Fall noch nicht behandelt wurde, die Tatsache, dass der Verdächtige nicht verhaftet wurde. „Fälle, an denen verhaftete Personen beteiligt sind, haben Vorrang“, sagte Jo Daenen. „Auf der Grundlage des Inhalts der Akte gab es auch keinen Hinweis darauf, dass ihr Priorität eingeräumt werden sollte.“

Der leblose Körper der 23-jährigen Julie Van Espen, die seit Samstagabend vermisst wurde, war am Montag aus dem Albertkanal geborgen worden. Ein 39-jähriger Verdächtiger, den die Polizei ebenfalls am Montag in Löwen festgenommen hatte, wird am Dienstag dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Ihm wird Mord vorgeworfen. (belga)

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