Obsthändler Gerald Kreitz: „So günstig findet man die Erdbeeren nirgendwo“

<p>Obsthändler Gerald Kreitz: „So günstig findet man die Erdbeeren nirgendwo“</p>

Zwischen 1 und 1,20 Euro für ein 500-Gramm-Schälchen - so günstig waren gute Erdbeeren während der Hauptsaison für den Endverbraucher zuletzt, als er sie noch direkt beim Bauern vom Feld pflückte. Inzwischen ist der Erdbeermarkt stark reglementiert und kontrolliert, weiß Gerald Kreitz. Die Schlagzeile hatte den 44-jährigen Obst- und Gemüsehändler aus Bütgenbach vor seinen Kunden in Erklärungsnot gebracht. „Die Erdbeeren sind im Moment zwar günstig, aber nicht so günstig wie in dem Artikel dargestellt“, sagt er. „So günstig findet man sie nirgendwo.“

Zumindest muss man differenzieren und verstehen, wie der Handel mit den Erdbeeren in Belgien funktioniert: „Erdbeerbauern verkaufen ihre Erdbeeren heutzutage größtenteils über Versteigerungen an den Großhandel“, erklärt Kreitz. Tagtäglich wird in Brüssel und Tongern mit den süßen Früchten aller möglichen Qualitätsstufen gehandelt. Sowohl Großhändler als auch Supermarktketten und vergleichsweise kleine Obsthändler wie Gerald Kreitz wollen die besten Erdbeeren zum günstigsten Preis einkaufen, und die Konkurrenz schläft nicht. „Das ist ein Nervenspiel ohne Ende: Schlägt man zu schnell zu, ist der Preis zu hoch. Lässt man sich zu viel Zeit, besteht die Gefahr, dass man leer ausgeht.“

Der Bütgenbacher gibt ein Rechenbeispiel, auch wenn er sich bei täglich wechselnden Preisen nicht festnageln lassen möchte: „Vorausgesetzt, der Bauer verkauft seine Erdbeeren für 1,20 bis 1,50 Euro je 500 Gramm an den Großhandel, dann bezahlt der Endkunde nochmal ein bis zwei Euro drauf.“ Schließlich möchte jeder an den Erdbeeren verdienen, auch die verschiedenen Lebensmittelkontrollinstanzen, die zwischengeschaltet sind. So ergibt sich derzeit ein Preis von 3,95 Euro für ein Schälchen große Erdbeeren der besten Qualität und 1,95 Euro für 500 Gramm der minderen Qualität. „Aber wie gesagt: Es handelt sich um Tagespreise, die sich an dem Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage orientieren und stark schwanken können“, betont Gerald Kreitz.

Außerdem machen große Supermarktketten die Preise kaputt, bedauert der Obsthändler: „Die werben schon zwei Wochen, bevor sie den Tagespreis der Erdbeeren kennen, in ihren Prospekten mit einem günstigen Preis. Wenn der Tag X dann gekommen ist, und der Tagespreis ist wesentlich höher als das beworbene Angebot, verkaufen sie dennoch günstig, während kleinere Händler gezwungen sind, ihre Erdbeeren zum wesentlich höheren Tagespreis anzubieten.“

Was beim Kunden bleibt, ist Unverständnis. „Es ist nun mal so, dass der Verbraucher nur den Preis sieht“, weiß Kreitz. Klar werden die Erdbeeren beim Discounter zu einem unschlagbaren Preis angeboten, aber oft sei auch die Qualität dementsprechend. Der Bütgenbacher kauft dagegen ausschließlich beste Qualität ein: „Top-Erdbeeren“ nennt er sie - große, süße, aromatische Früchte aus Belgien. Nicht die aus Spanien, denn die gibt es bereits ab Januar, weshalb sie „dermaßen getrieben und bei weitem nicht so lecker wie die heimischen Erdbeeren sind“.

Fest steht jedenfalls: Die Nachfrage nach Erdbeeren ist derzeit besonders hoch. „Sobald sich die ersten Sonnenstrahlen blicken lassen, sind die Leute verrückt danach“, freut sich Gerald Kreitz. In seinem Obst- und Gemüsehandel gehen derzeit täglich mehrere hundert Schälchen über die Verkaufstheke. Zu seinen Kunden zählen neben Privatleuten auch Schulen, Krankenhäuser, Restaurants und Hotels.

Und woran erkennt man gute Erdbeeren? „Sie sollten eine satte rote Farbe haben, aber nicht zu sehr glänzen, denn dann haben sie meist kaum Geschmack“, so der Erdbeerexperte. Und grundsätzlich gilt: je aromatischer die Erdbeeren duften, desto stärker ist der Geschmack. Daher, Augen und Nase auf beim Erdbeerkauf.

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