Britische Aktivistinnen wollen Assange in Schweden vor Gericht sehen

<p>Demonstranten protestieren in Sydney gegen die Verhaftung des WikiLeaks-Gründers Assange.</p>
Demonstranten protestieren in Sydney gegen die Verhaftung des WikiLeaks-Gründers Assange. | Foto: Peter Rae/AAP/dpa

Wenige Tage nach der Festnahme von Julian Assange mehren sich in Großbritannien die Stimmen, dass sich der Wikileaks-Gründer wegen der Vergewaltigungsvorwürfe in Schweden verantworten müsse. Ein Bündnis von Gruppen gegen Frauengewalt drängte am Wochenende Innenminister Sajid Javid, eine Auslieferung an das skandinavische Land sicherzustellen. Andernfalls werde eine „Vergewaltigungskultur“ gefördert, heißt es in dem Aufruf, über den die Zeitung „The Guardian“ berichtete. Die Frauen befürchten, dass London den Interessen der USA, die die Auslieferung des Enthüllers verlangen, Vorrang geben könnte. Der gebürtige Australier war am Donnerstag von der britischen Polizei in der Botschaft Ecuadors in London festgenommen worden, nachdem das südamerikanische Land das politische Asyl aufgehoben hatte. Er war 2012 in die diplomatische Vertretung geflüchtet.

Die USA werfen Assange Verschwörung mit der Whistleblowerin Chelsea Manning vor, um ein Passwort eines Computernetzwerks der Regierung zu knacken.

Damals lag gegen ihn ein europäischer Haftbefehl wegen Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden vor. Assange, der die Vorwürfe immer zurückwies, fürchtete, via Schweden in die USA ausgeliefert zu werden. Die USA werfen Assange Verschwörung mit der Whistleblowerin Chelsea Manning vor, um ein Passwort eines Computernetzwerks der Regierung zu knacken. Manning hatte Wikileaks 2010 - damals noch als Bradley Manning - hunderttausende geheime Militärdokumente zukommen lassen. Es geht dabei um die US-Militäreinsätze im Irak und in Afghanistan. In Schweden hatte die Staatsanwaltschaft im Mai 2017 ihre Ermittlungen eingestellt. Die Anwältin der Frau, die Assange beschuldigt, hat aber die Wiederaufnahme beantragt.

„Er hat immer von seinem Kultstatus profitiert und gab sich dabei als Opfer und als sehr rechtschaffen aus. Hier geht es aber um Vergewaltigung, dafür ist er angeklagt worden. Das ist äußerst ernst“, sagte die Aktivistin Sara Green laut „Guardian“. Auch eine Gruppe von 70 britischen Abgeordneten schaltete sich in den Fall ein.

Die Parlamentarier appellierten an die Regierung, eine Auslieferung Assanges an Schweden zu ermöglichen, falls Schweden dies verlange. Sie stünden an der Seite der Opfer von sexueller Gewalt, schrieb die Labour-Abgeordnete Stella Creasy auf Twitter. Die Unterzeichner warnten, dass sich derzeit die Medienaufmerksamkeit ganz auf eine mögliche Auslieferung an die USA richte. Die britischen Abgeordneten wiesen auch darauf hin, dass die Vergewaltigungsvorwürfe im August 2020 verjähren würden.

Die Zeit in der Botschaft vertrieb er sich manchmal mit Skateboardfahren oder Ballspielen im Flur.

Die spanische Zeitung „El País“ enthüllte am Sonntag neue Details über den langjährigen Aufenthalt Assanges in der Botschaft. Seine einstigen spanischen Sicherheitsleute beschrieben sein exzentrisches Benehmen. TV-Interviews gab er demnach in Unterhosen, angezogen sei er nur vom Gürtel aufwärts gewesen, also dem auf dem Bildschirm sichtbaren Teil des Körpers.

Er habe sich gehen lassen und die Toilette nach Benutzung nicht gespült. Die Zeit in der Botschaft vertrieb er sich manchmal mit Skateboardfahren oder Ballspielen im Flur. Für die Reparatur einer Toilette sei 2016 eigens ein den Personenschützern bekannter Klempner aus Spanien eingeflogen worden. Die Sicherheitsleute befürchteten nämlich, dass ein lokaler Installateur das Klo verwanzen könnte. Kosten des viertägigen Einsatzes: 4.000 Euro.

Laut der Zeitung „El País“ kümmerte sich seit dem Jahr 2012 eine im südspanischen Cádiz ansässige Firma um die Sicherheit des Gastes. Sie wurde direkt von einem Geheimdienst in Quito bezahlt. Ihr Einsatz endete 2017, als in Ecuador der linke Präsident Rafael Correa von dem gemäßigten Lenín Moreno abgelöst wurde. (dpa)

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