„Leseunfähig“ (Wort des Jahres 2023, Platz 3)

Die neuesten PISA-Resultate sind alarmierend: 25 Prozent der 15-jährigen Schüler der DG haben Probleme komplexe Texte zu lesen, gerade mal 2,3 Prozent sind starke Leser. Die DG-Schüler schneiden beim Lesen landesweit am schlechtesten ab und 70 Prozent der Bewerber scheiterten 2023 bei der Aufnahmeprüfung zum Primarschullehrer-Studium (an der AHS) am deutschen Aufsatz!

Auch wir (Abiturjahrgang 1973) waren keine Leseratten, aber wir lasen und schrieben besser. In unserer Kindheit begann das Fernsehprogramm um 17 Uhr und endete um Mitternacht. Videorecorder, Handy, PC, Laptop, all das gab es noch nicht. Heute konsumieren schon Kleinkinder regelmäßig Bildschirmmedien. Dies führt nachweislich zu vermehrten Sprach-, Leserechtschreib- und Aufmerksamkeitsstörungen im Schulalter. Wer seinen Kindern vorliest, fördert ihre Konzentrationsfähigkeit und ihre Sprachentwicklung, wer sie vor dem Fernseher oder Computer parkt, schadet ihrer geistigen Entwicklung.

Im Elternhaus beginnt also die Leseerziehung, und sie sollte genauso im Kindergarten fortgesetzt werden, und zwar ohne elektronische Medien. Das gleiche gilt für die Primarschule, wo die Schüler selbst lesen und schreiben lernen.

Dies sind keine angeborenen Fähigkeiten, sondern anspruchsvolle Kulturtechniken, die von den Kindern ein hohes Maß an Konzentration, Selbstkontrolle und Feinmotorik, von ihren Lehrern viel Geduld, Beharrlichkeit und Zuwendung verlangen. Dabei ist das Schreiben mit der Hand elementar: „Das Gehirn lernt durch das, was die Hände tun“, meint der PISA-Experte Andreas Schleicher.

Aus 42 Jahren Erfahrung als Sekundarschullehrer weiß ich, dass viele Schüler des ersten Sekundarschuljahres nicht gut lesen und schreiben können. Bei der Klassenaufteilung sollten deshalb Deutsch-Leistungsgruppen gebildet werden, um die Schüler entsprechend ihrem Niveau zu fördern und sprachliche Defizite besser aufarbeiten zu können. Und nicht nur die Deutschlehrer, sondern alle Fachlehrer sollen sich als Lehrer der Muttersprache verstehen, denn Spracherwerb ist die Basis allen Lernens.

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