GE-Jahresrückblick: Das war das Sportjahr 2018

  • Eine wilde Sause zum Abschluss

Ausnahmezustand in Brüssel: Am 15. Juli feierten die Roten Teufel in der Hauptstadt mit Tausenden Fans die Rückkehr von der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland. Einen Tag zuvor konnte sich das Team von Roberto Martinez mit einem 2:0-Sieg gegen sichtlich frustrierte Engländer den dritten Platz des Turniers sichern, der den bisher größten Verbandserfolg mit Platz vier aus dem Jahr 1986 übertraf. „Für uns war das kein Freundschaftsspiel“, sagte Verteidiger Vincent Kompany im Anschluss über das „kleine“ Finale, dessen (Un-)Sinn auch in diesem Jahr wieder heftig diskutiert wurde: „Es ging um eine Medaille. Und nach so einem Turnier willst du die haben.“

  • Aus und (vorerst) vorbei

21 Rennen, 21 Mal stand Formel-1-Pilot Fernando Alonso im Qualifying vor seinem McLaren-Teamkollegen Stoffel Vandoorne. Eine äußerst beeindruckende Abschiedsvorstellung: Der Spanier hat Ende November nach 17 Jahren offiziell seine Karriere beendet. Schluss in der Königsklasse ist auch für Stoffel Vandoorne. Denn nach seiner Ausbootung im McLaren-Team wird der 26-jährige Belgier seine Karriere (vorerst) in der Formel E fortsetzen.

  • Eingestellt

Kamil Stoch konnte am 6. Januar einen 16 Jahre alten Rekord einstellen: Der 31-jährige Pole vollbrachte als zweiter Skispringer nach dem Deutschen Sven Hannawald (44) das Kunststück, alle vier Einzelwettbewerbe bei der Vierschanzentournee zu gewinnen.

 

 

 

 

 

  • Die Ablösung

Radprofi Geraint Thomas hat Ende Juli die 105. Tour de France gewonnen und den Titelverteidiger Chris Froome entthront. Der 32-jährige Waliser holte bei seinem ersten Tour-Triumph für das dominierende britische Team Sky den sechsten Erfolg in sieben Jahren. Als das Werk vollbracht war, wurde Thomas, der bis dahin immer gelassen gewirkt hatte, von seinen Emotionen überwältigt. Seine Stimme geriet ins Stocken, und er ließ den Tränen freien Lauf. „Oh Mann“, sagte er, „das letzte Mal, dass ich geweint habe, war bei meiner Hochzeit“.

  • Der Kronzeuge

Im Oktober erschütterte ein Megaskandal den belgischen Fußball. Es geht um Steuerbetrug, Geldwäsche und Spielmanipulationen im großen Stil. Mittendrin statt nur dabei: Spielervermittler Dejan Veljkovic. Der Serbe soll unter anderem mithilfe von Spielmanipulation versucht haben, den KV Mechelen in der Saison 2017/18 vor dem Abstieg zu retten. Ein Unterfangen, das jedoch scheiterte, da die AS Eupen einen 4:0-Sieg über Mouscron feiern konnte. Um einer bis zu 15-jährigen Haftstrafe zu entgehen, ist Veljkovic im November auf die „andere“ Seite gewechselt. Als sogenannter Kronzeuge soll er nun die Justiz mit wertvollen Informationen über seine Machenschaften, Transfers und mögliche Spielmanipulationen füttern, anstatt sie mit illegalen Tricks zu hintergehen. „Er wird in den kommenden Wochen alle Geheimnisse enthüllen. Er will nicht der große Sündenbock werden. Auch Klubs, Spieler und Verantwortliche saßen auf dem drehenden Karussell“, teilte sein Anwalt Kris Luyckx am 21. November mit.

  • Der Rekordnationalspieler

Der gebürtige St.Vither Mario Mutsch hatte am 11. September allen Grund zum Feiern. Denn der 34-jährige Fußballprofi hat Luxemburgs Rekordnationalspieler Jeff Strasser (98 Einsätze) abgelöst. Beim Nations-League-Spiel in San Marino, das die „Roten Löwen“ mit 3:0 gewinnen konnten, stand Mutsch zum 99. Mal für das Großherzogtum auf dem Platz.

 

  • WM-Titel Nummer fünf

Mercedes-Pilot Lewis Hamilton hat im Oktober beim Großen Preis von Mexiko seinen insgesamt fünften WM-Titel seiner Karriere eingefahren. Damit zog der Brite mit dem Argentinier Juan Manuel Fangio, der zwischen 1951 und 1957 ebenfalls fünf Titel gewann, gleich.

 

 

 

 

 

  • Radsport in Trauer

Die „Hölle des Nordens“ hat im April für Radprofi Michael Goolaerts ein fatales Ende genommen. Der 23-jährige Belgier war während der 116. Ausgabe des Frühjahrsklassikers Paris-Roubaix ums Leben gekommen. Pikant: Für den aus Lier stammenden Goolaerts war es der erste Start beim Eintagesrennen in seinem zweiten Profijahr. Belgischen Journalisten ist der frühere Bahnradfahrer als aufstrebendes Talent in Erinnerung geblieben, der mit viel Begeisterung fuhr und jedes Mal von seiner Gänsehaut berichtete, wenn er bei Klassikern dabei war.

  • Eine neue Herausforderung

Die Ketteniserin Kathy Hendrich hat den nächsten Karriereschritt gemacht – und was für einen. Im Sommer wechselte die 25 Jahre alte Verteidigerin vom 1. FFC Frankfurt zum FC Bayern München, wo sie einen Zweijahresvertrag unterschrieb. „Ich habe nach vier Jahren in Frankfurt den Entschluss gefasst, beim FC Bayern eine neue Herausforderung zu suchen“, äußerte sie sich im GE-Interview über den Transfer.

  • Eine Premiere

Der 16. Februar war ein Tag für die Geschichtsbücher: Zum ersten Mal ging ein Athlet mit ostbelgischen Wurzeln bei den Olympischen Winterspielen an den Start. Im südkoreanischen Pyeongchang hatte der Elsenborner die Landesfarben vertreten – und das mit Erfolg. Im Langlauf über 15 Kilometer in der freien Technik konnte der 27-Jährige einen ordentlichen Platz 66 erreichen. Die Goldmedaille unter den 119 Athleten sicherte sich übrigens der Schweizer Dario Cologna, auf den Langer am Ende „nur“ 4:01 Minuten Rückstand hatte. „Am Ende bin ich echt zufrieden mit meinem Resultat. Der 66. Platz ist das, was ich mir im Vorfeld ungefähr ausgerechnet hatte, auch mit dem Abstand zum Sieger“, äußerte sich der Chemiestudent nach dem Wettkampf.

  • Eindruck hinterlassen

Gegen die beste Mannschaft der Welt kann man mal verlieren: Die belgischen Basketballerinnen haben sich Ende September im Halbfinale der Weltmeisterschaft gegen die USA teuer verkauft und können erhobenen Hauptes auf ein erfolgreiches und historisches Turnier zurückblicken, an dessen Ende sie Vierter wurden.

  • Poker beendet

Das wochenlange Gezerre um Axel Witsel hat Anfang August ein Ende gefunden. Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund sicherte sich für vier Jahre die Dienste des belgischen Regisseurs. Für Schwarz-Gelb verzichtete der 30-Jährige sogar auf Geld. Denn laut „Bild“-Zeitung verdient der Rote Teufel in Dortmund „nur“ rund zehn Millionen Euro pro Jahr. Beim chinesischen Klub Tianjin Quanjian strich er zuvor deutlich mehr ein, wollte aber nach eineinhalb Jahren in der sportlichen Bedeutungslosigkeit (endlich) wieder für einen europäischen Topklub auflaufen.

  • Generationswechsel

Im Darts-Sport ist im Januar eine Ära zu Ende gegangen: Rekordweltmeister und Publikumsliebling Phil „The Power“ Taylor wurde in seinem letzten WM-Finale vom Shootingstar Rob Cross deklassiert.

 

 

  • Die „Reinwaschung“

Michael Bartholemy behält im Juni seine weiße Weste: Die schweren Vorwürfe, die in den letzten Tagen gegen den ehemaligen Teammanager des Motorrad-Rennstalls Marc VDS Racing erhoben wurden, haben sich nicht bestätigt. Im Gegenteil. In einer Pressemitteilung verkündete Team-Besitzer Marc van der Straten, dass er den Eupener von den Vorwürfen freispricht und ihn damit „völlig rehabilitiert“. Zum Verständnis: In diversen Medien wurde über Unregelmäßigkeiten im Umfeld Bartholemys spekuliert, die dazu geführt haben sollen, dass mehrere Millionen Euro verschwanden. Anschuldigungen, die Bartholemy aber vom ersten Tag an bestritten und von sich gewiesen hat. Mit der „Reinwaschung“ endete für den Eupener eine Leidenszeit.

  • Der Held vom Kehrweg

Am 11. März hat sich die AS Eupen in einem hochdramatischen Spiel zum zweiten Mal in Folge den Klassenerhalt in der 1. Division gesichert. Überragender Spieler beim 4:0 über Excel Mouscron war der Angreifer Yuta Toyokawa, der beim Saisonfinale drei Treffer erzielen konnte. Mit seinen Toren wurde der Japaner zu einem Helden, der er eigentlich gar nicht sein möchte. „Wir haben das alle gemeinsam geschafft, nicht ich alleine“, erklärte er anschließend im Interview mit dieser Zeitung.

  • Mal wieder

Olympiasiegerin und Weltmeisterin Nafissatou „Nafi“ Thiam hat Anfang August wieder einmal belgische Sportgeschichte geschrieben: Bei der Leichtathletik-EM in Berlin konnte die 23-jährige Siebenkämpferin aus Namur eine Weltjahresbestleistung erzielen und sich somit die Goldmedaille sichern. Sage und schreibe 6.816 Punkte konnte die Geografie-Studentin an der Uni Lüttich erkämpfen – absolute Spitze.

 

 

 

  • Ausgebremst

Am 17. November platzte für Thierry Neuville der Traum vom WM-Titel. Bei der 22. Wertungsprüfung – am letzten Tag der Rallye Australien – rammte der St.Vither einen Baum. Eine Kollision mit fatalen Folgen. Der Hyundai i20 WRC des 30-Jährigen wurde so schwer beschädigt, dass das Rennen für ihn vorzeitig beendet war. „Wir haben alles versucht und sind auf der schmierigen Schotterpiste auf Angriff gefahren. Ich glaube, ohne den Reifenschaden hätten wir hier glänzen können“, äußerte Neuville anschließend. Am Ende einer langen Rallye-Saison mussten sich Thierry Neuville und sein Beifahrer Nicolas Gilsoul mal wieder „nur“ mit dem Vize-Meistertitel begnügen.

  • Der nächste Sprung

Im März war es für die ostbelgische Profi-Handballerin Kim Braun Zeit, den nächsten Sprung zu machen. Die Eupenerin, die bei der KTSV Eupen das Handballspiel erlernte, hat sich dazu entschlossen, nach fünf Jahren den deutschen Bundesligisten TSV Bayer Leverkusen zu verlassen und sich dem deutschen Ex-Meister, der SG BBM Bietigheim, anzuschließen. „Handball hat für mich schon seit Jahren oberste Priorität, daher bin ich sehr froh, in einem professionell aufgestellten Team wie Bietigheim die nächsten Karriereschritte machen zu können. Ich werde alles dafür tun, diesem Anspruch gerecht zu werden.“

  • Ekstase pur

Finalfluch beendet: Nach dem zweiten Platz bei Olympia 2016 und insgesamt vier Endspielniederlagen in Serie haben sich die belgischen Hockey-Herren am 16. Dezember (endlich) den Weltmeistertitel gesichert. Im Endspiel des Turniers in Indien setzten sich die „Red Lions“ im Nachbarschaftsduell mit den Niederlanden im Penaltyschießen mit 3:2 durch. „Ich bin sehr stolz auf das Team, wir sind so weit gekommen. Wir haben uns große Ziele gesetzt und sie mit großen Schritten auch erreicht“, äußerte sich „Red-Lions“-Kapitän John-John Dohmen nach dem Triumph. Vor dem Turnier hatte Feldspieler Loïck Luypaert zu den Ambitionen der Mannschaft gesagt: „Wir haben zu Hause schon genug Silberwaren im Schrank, es wird Zeit für ein wenig Gold“. Und er sollte Recht behalten.

  • Der „Dino“ muss runter

Im Mai hat es auch den „Dino“ erwischt: Nach 55 Jahren musste sich der Hamburger SV erstmals aus der Fußball-Bundesliga verabschieden.

 

 

 

 

  • Belgiens Beste

Was für ein Jahr: Turnerin Nina Derwael konnte 2018 am Stufenbarren nicht nur mit einer unglaublichen Leichtigkeit ihren EM-Titel verteidigen, sondern sich einige Wochen später auch zur Weltmeisterin krönen – und das alles mit 18 Jahren. „Es war ein unglaubliches Jahr und ich habe nicht wirklich Worte dafür“, so die Limburgerin, die Ende Dezember von der Vereinigung der belgischen Sportjournalisten („Sportspress“) völlig verdient zu Belgiens „Sportlerin des Jahres“ gewählt wurde.

 

 

  • Eine Saison zum Vergessen

Für Belgiens besten Tennisspieler, David Goffin, lief das Jahr 2018 alles, nur nicht rund. Seine Bilanz spricht Bände: Null Titel und „nur“ 28:16-Siege. Zum Vergleich: In der Marathonsaison im Jahr zuvor konnte er zwei Turniere und insgesamt 59:24-Erfolge feiern. Anfang Oktober erlebte Goffin dann den absoluten Tiefpunkt des Jahres: In den sozialen Netzwerken erklärte der Lütticher, dass er aufgrund eines Knochenödems im Ellenbogen seine Saison vorzeitig beenden muss. Unter dem Strich eine zum Vergessen.

  • Die Form seines Lebens

Er hat im Jahr 2018 seine Gegner besonders beeindruckt: Fußball-Profi Eden Hazard. Der Rote Teufel hat trotz der WM-Strapazen mit Chelsea London einen starken Saisonstart hingelegt – und auch nicht nachgelassen. Der 27-Jährige befindet sich in der Form seines Lebens. Für die Vereinigung der belgischen Sportjournalisten („Sportspress“) Grund genug, den Chelsea-Star zum „Sportler des Jahres“ zu küren.