Die TSG Blau-Weiß Raeren zog in das Reich der guten Laune

Passend zum Motto „Expedition“ zeigte die TSG den „König der Löwen“. | Klaus Schlupp



„Cool bleiben“, rief eine Mitstreiterin aus dem Verein dem Tanzpaar der TSG Blau-Weiß, Lena Simon und Calvin Keutgen Raeren zu. Es gab kleine Probleme mit der Technik, und die Musik setzte nicht an. Doch der Zuruf war nicht erforderlich, die beiden blieben locker und als alles blitzschnell behoben war, zeigten sie ihr Tanztheater von Nähe und Distanz mit schönen Figuren und atemberaubender Akrobatik. Die beiden lieferten herrliche Bilder ab, an denen Kostümbildnerin und Sitzungsmoderatorin Joëlle Xhonneux, die selbst im Tropenkostüm erschien, einen wesentlichen Beitrag lieferte, in dem sie das Paar bunt und punkig ausstaffierte. Wenn eine Tanzsportgruppe im 30. Jahr des Bestehens zur Karnevalssitzung lädt, dann stehen natürlich die starken Bilder auf der Bühne, die Akrobatik und die Bewegung im Vordergrund.

Aber es war eine Karnevalssitzung und zwar eine abwechslungsreiche und gute, eine Expedition in das Reich der guten Laune. Dafür sorgten neben den Akrobatinnen auch die Gäste, die für Stimmung sorgten. Es ist eine geniale Idee als Onkel- und Nichtenpaar die ostbelgischen Bühnen zu erobern. „Et Müschke än der Wöch“ zeigten punktgenau kindliche Schlagfertigkeit. Denn „schöne Kinder bringt der Klapperstorch“, sagt das Müschke. „Aber ich bin doch in Eupen im Krankenhaus geboren“, entgegnet der Wöch. „Ja, da kommen auch die hässlichen Kinder her“. Mit kindlicher Logik kommentiert sie den Verlust einer 400 Jahre alten Vase: „Gott sei Dank, sie war nicht neu!“. Dass die Tänzerinnen ein gutes Händchen für ihr Programm hatten, bewiesen auch „Ne bonte Pitter“ aus der Eifel und der Bauchredner Gerard Rother. Der suchte sich allerdings kein Opfer im Publikum für die frechen Sprüche der Puppen, sondern ließ diese auf ihn selbst und seine nicht ganz beeindruckende Körpergröße los. Mit modulationsreicher Stimme, die jeder Puppe ihren unverwechselbaren Sound gibt und einer gehörigen Portion Selbstironie machte der Mann Spaß.

Auch wenn die Jugendsolotänzerin Nanya Förster und das Mariechen vom Gastverein Cercle les 21 aus Gemmenich sehr gute tänzerische Leistungen ablieferten und das Publikum mitrissen – die Raerener Solotänzerin Fabienne Barz stellte alles in den Schatten. Mit atemberaubendem Tempo, fast schon fliegend, wirbelte die Raerenerin über die Bühne. Das Ballett im Berliner Friedrichstadt-Palast dürfte keine bessere Solotänzerin haben. Ein kreatives Programm lieferten auch die beiden Pantomimen „Lamfuss“, die sich nach einjähriger Kreativpause wieder auf die heimischen Bühnen wagen. Mit dem passenden Grunzlaut und treffender Mimik kommentierten sie die Gegenstände aus ihren Koffern. Das durfte auch einmal eine Unterhose aus Omas Aussteuer sein. Auch die Tatas waren mit ihrer bekannten Beachnummer und einer witzigen Parodie der Bohemian Rhapsody dabei.

Im Karenval gehört natürlich auch Mitmachen zum Programm. Und da waren mit dem Kölner Six Pack, Los Cannonos“ und Sven die richtigen Anheizer im Expeditionscorps. Während die Kölner Coverband die Klassiker von Höhner bis Paveier routiniert ablieferte, zeigten die Cannonos, diesmal in Zweierbesetzung, und Sven, wie man einem Publikum richtig einheizt. Besonders Sven nutzte gleich den ganzen Saal als Bühne, dass es auch Prinz Cedric und seine Pagen nicht auf den Stühlen hielt, und das Dreigestirn auf der Bühne einen wilden Tanz vollführte.

Der Schluss der Sitzung war ein perfektes Bild. Passend zum Motto „Expedition“ zeigte die TSG den „König der Löwen“ natürlich mit der Musik aus dem Musical. Man kann nur den Hut ziehen, vor dieser in Kostüm und Akrobatik beeindruckenden Show mit vielen Hebefiguren und einer erzählenden und lebendigen Choreografie.