Schneller, besser, günstiger: die iPhone-15-Reihe im Test

<p>Die vier Neuen auf einem Stapel (von unten nach oben): iPhone 15 Plus, iPhone 15 Pro, iPhone 15 und iPhone 15 Pro Max.</p>
Die vier Neuen auf einem Stapel (von unten nach oben): iPhone 15 Plus, iPhone 15 Pro, iPhone 15 und iPhone 15 Pro Max. | Foto: Christoph Dernbach/dpa

Die gute Nachricht zu Beginn: Die neue iPhone-Generation ist günstiger geworden. Das Einstiegsmodell iPhone 15 kostet nun 949 Euro, also 50 Euro weniger als das iPhone 14 vor einem Jahr. Das Pro-Modell ist mit 1199 Euro sogar um 100 Euro günstiger geworden. Der Preis des großen Pro Max liegt unverändert bei 1.449 Euro, allerdings ist dessen Speicher auf 256 Gigabyte (GB) verdoppelt worden. Apple gibt damit überraschend schnell den besseren Umtauschkurs des Euro gegenüber dem US-Dollar an die Kundschaft weiter. Der Vergleich zum Vorjahresmodell fällt für das iPhone 15 aber nicht nur wegen des Preisschildes positiv aus. Im Praxistest zeigt sich, dass das Standardmodell in vielen Bereichen mit dem Pro-Modell des Vorjahres mithalten kann.

Der Bildschirm des kleineren iPhone 15 misst 6,1 Zoll, der des größeren iPhone 15 Plus 6,7 Zoll. Ansonsten sind sie bis auf den größeren Akku des Plus-Modells identisch. Beide Modelle werden vom Chipsystem A16 Bionic angetrieben, das bereits im iPhone 14 Pro zum Einsatz kam.

Alle reif für die Insel

Das iPhone 15 übernimmt von seinem Vorgänger, dem iPhone 14 Pro, die „Dynamic Island“. Diese Design-Lösung dient dazu, das Selfiekamera-Loch, das sonst oben im Display sitzt, zu verstecken. Der Bereich wird einfach als schwarzer Infobalken genutzt, auf dem in heller Schrift etwa bestimmte Benachrichtigungen angezeigt werden. Die Entscheidung von Apple, das Feature auf breiter Front verfügbar zu machen, könnte dazu führen, dass in Zukunft noch mehr Entwickler ihren Apps „Dynamic Island“-Unterstützung spendieren. Der mit OLED-Technik arbeitende Bildschirm des iPhone 15 und 15 Plus leuchtet schön hell und ist auch draußen bei grellem Sonnenlicht gut ablesbar. Wir haben einen Wert von knapp 1800 Nits gemessen, bei HDR-Videowiedergabe sogar fast 2000 Nits. Das sind sehr gute Ergebnisse, die nur knapp unter den Display-Werten der beiden Pro-Modelle liegen.

An anderer Stelle kann man jedoch den Klassenunterschied zwischen Pro und Nicht-Pro deutlicher bemerken. Die beiden Pro-Modelle fühlen sich in der Hand großartig an, auch weil der Rahmen aus hochfestem Titan besteht. Durch den geschickt abgerundeten Rahmen wirken die Pro-Telefone viel dünner und ergonomischer als die bisherigen iPhones. Es besteht die berechtigte Hoffnung, dass der gebürstete Titan-Rahmen auch äußerst kratzfest ist. Das darunterliegende Chassis besteht indes aus Aluminium.

Der Klassenunterschied

Den beiden Einstiegsmodellen gönnt Apple kein Titan und hat auch an einer anderen Stelle geknausert: Das Display bietet nur eine Bildwiederholfrequenz von 60 Hertz. Bei den beiden Pro-Modellen wird die Bildwiederholrate dagegen vom Betriebssystem dynamisch von 1 bis 120 Hertz angepasst. Damit lässt sich zum einen Strom sparen, wenn etwa beim Lesen eines E-Books keine häufigen Aktualisierungen der Display-Inhalte erforderlich sind. Zum anderen ruckelt bei Games oder beim Scrollen im Web oder in einer Karten-App bei 120 Hertz nichts. Auch bei der Buchse zum Laden und Übertragen von Daten gibt es einen spürbaren Unterschied. Zwar verwenden alle vier Modelle nun USB-C statt der hauseigenen Lightning-Schnittstelle. Das iPhone 15 und 15 Plus verharren aber bei einer maximalen Datenübertragungsrate von 480 Mbit/s, weil wie bei Lightning nur USB-2.0-Speed geboten wird. Die beiden Pro-Modelle haben dagegen technisch gesehen ein Update auf USB 3.0 mit 10 Gbit/s erfahren. Videoprofis hätten sich allerdings die nächst höhere Stufe (Thunderbolt) mit 40 Gbit/s gewünscht. In unserem Test hat das zugegebenermaßen keine Rolle gespielt. Doch beim Einsatz eines iPhone 15 Pro an einem Filmset könnte eine höhere Geschwindigkeit relevant sein.

Auch beim Ladetempo hat Apple die Chance verpasst, sich an die Spitze zu setzen. Egal wie groß das USB-Netzteil auch sein mag: Mehr als 25 Watt Ladeleistung werden nicht erreicht. Damit kann man den leeren Akku eines iPhone 15 in einer halben Stunde wieder zur Hälfte füllen, nach einer Stunde landet man bei 80 Prozent. Andere Hersteller bieten da schnellere Ladezeiten. Die Akkus der neuen iPhones laufen nicht länger als bei den Vorjahresmodellen, auch nicht beim 15 Pro und beim 15 Pro Max, obwohl Apple dort erstmals mit dem A17 Pro ein modernes Chipsystem mit einer Strukturbreite von 3 Nanometern verwendet. Eigentlich hätte die Verkleinerung von 5 auf 3 Nanometer eine Einsparung bringen müssen. Dies wird nun aber wohl von der zusätzlichen Leistung aufgefressen, so dass bei Videolaufzeiten von bis zu 29 Stunden Schluss ist.

Das iPhone wird grüner

Lobenswert ist, dass Apple in den iPhone-15-Akkus inzwischen nur noch zu 100 Prozent recyceltes Kobalt verwendet. Nachhaltig ist auch die Tatsache, dass die Rückseite des Gehäuses einfacher zu entfernen ist. Das erleichtert den Austausch des Akkus, sollte der nach ein paar Jahren einmal schlapp machen, aber auch den Austausch der Rückseite selbst, sollte deren Glasbeschichtung einmal dahin sein. Mit der Power des A17-Pro-Chipsystems preist Apple das iPhone 15 Pro als mobile Spielkonsole an. So sollen künftig auch Games wie „Resident Evil: Village“, „Assassin's Creed Mirage“ oder „The Division“ im gleichen Umfang wie auf einer Playstation 5 oder Xbox Series S/X laufen. Tatsächlich verfügen insbesondere die beiden Pro-Modelle über eine beeindruckende Grafik inklusive Raytracing-Lichteffekten. Die Spiele laufen allerdings nicht in der vollen Auflösung der Konsolen-Games.

Und ausprobieren ließen sich die Konsolenfähigkeiten des 15 Pro noch nicht, weil die genannten Titel erst in diesem Herbst erscheinen werden. Kommen wir zu den Kameras: Hier dürfen sich Käuferinnen und Käufer über mehrere Verbesserungen freuen. Wenn man bei einem iPhone 15 auf den Auslöser drückt, nehmen die Linsen bei allen vier Modellen gleich mehrere Bilder mit unterschiedlicher Belichtung auf. Diese werden dann in einem Prozess (Smart HDR 5) zu einem einzigen Foto zusammengeführt. Dabei sollen helle Bereiche nicht überstrahlen und dunkle Bereiche nicht absaufen. Die Ergebnisse können sich sehen lassen, auch weil es Apple nicht übertreibt und die Farben natürlich erscheinen.

Scharfe Bilder

Apple nutzt bei den neuen iPhones eine interessante Methode, um Fotos mit der Weitwinkelkamera ideal zu gestalten. Dafür werden zwei Aufnahmen kombiniert: eine mit der vollen 48-Megapixel-Auflösung des Fotosensors und eine 12-Megapixel-Aufnahme. Dabei werden jeweils vier Pixel des Sensors zu einem „Quadpixel“ zusammengeführt. Die in diesem Prozess entstandenen Bilddaten werden in einer Datei mit 24 Megapixeln (MP) gespeichert. Beim iPhone 14 waren es nur 12 MP. Den so gewonnenen Spielraum nutzen das iPhone 15 und das iPhone 15 Plus wiederum aus, um eine nicht vorhandene Telelinse zu kompensieren. Damit wird ein Zweifach-Zoom ermöglicht, indem nur die zentralen 12 MP des Sensorbilds verwendet wertden. Wer entfernte Objekte noch näher heranrücken möchte, muss zu den teueren Pro-Modellen greifen. Das iPhone 15 Pro bietet eine Hardware-Linse für einen dreifachen optischen Zoom, das iPhone 15 Pro Max einen fünffachen. Dazu wurde ein Tetra-Prisma quer zur Kamera eingebaut, um das Licht mehrfach umzuleiten und damit ein längeres Objektiv zu simulieren. Hersteller von Highend-Android-Smartphones nutzen ein ähnlich funktionierendes Periskop-System und kommen damit sogar auf einen Zehnfach-Zoom.

Im Test überzeugen die Ergebnisse des iPhone 15 Pro Max: Die Teleaufnahmen zeigen viele Details, auch wenn man die Tele-Leistung per Software noch einmal verdoppelt. Je dichter man jedoch an den Maximalwert einer 25fachen Vergrößerung kommt, desto verrauschter fallen die Fotos aus. Fazit: Die vier Modelle der iPhone-15-Generation sind alle deutlich leistungsstärker als die Vorjahresmodelle und kosten jeweils weniger. Und mit der neuen Ladebuchse USB-C besteht zumindest mittel- und langfristig die Aussicht, dass sich der Elektromüll reduziert, weil ein Kabel dann unterschiedlichste Geräte versorgen kann. Apple hätte aber die Gelegenheit nutzen sollen, auch mit schnelleren Ladezeiten und höheren Datenübertragungsgeschwindigkeiten zu punkten. Und auch die mit 60 Hertz niedrige Bildwiederholrate bei den beiden Einstiegsgeräten ist nicht mehr zeitgemäß. Es hätten ja nicht gleich die Spitzenwerte des Pro-Modells sein müssen, 90 Hertz hätten schon gereicht. Vorbildlich ist dagegen die lange Software-Unterstützung, die dafür sorgen wird, dass ein iPhone 15 auch nach Jahren noch zu einem guten Preis weiterverkauft werden kann. (dpa/sc)

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