Kreditnehmer taxieren ihre Verpflichtungen heute genauer

<p>Die Zahl der Kreditverweigerungen ist zuletzt keineswegs ungewöhnlich gestiegen. Es fehlen schlichtweg die Anfragen.</p>
Die Zahl der Kreditverweigerungen ist zuletzt keineswegs ungewöhnlich gestiegen. Es fehlen schlichtweg die Anfragen.

Der Markt sei „ungewohnt träge“, räumt Cédric Matte ein, bei der KBC zuständig für das Einzelkundengeschäft („retail“). Die Folge ist „ein verschärfter Wettbewerb in einem Segment, das über Jahre ein Selbstläufer war“. Oder anders ausgedrückt: „Nicht nur unsere Mitarbeiter müssen die Ärmel hochkrempeln, sondern letztlich alle, die das Hypothekenkreditgeschäft betreuen.“

Bei anhaltenden hohen respektive steigenden Zinsen sehen sich die Banken durchaus unter Druck. Weshalb es gar nicht so selten ist, dass Geldinstitute die Zinslast nicht vollumfänglich auf den Kunden „abwälzen“, sondern stattdessen an den hauseigenen Margen „schnippeln“. Mit dem Ziel, „ungeachtet der geringeren Aktivität und des gesunkenen Volumens unseren Teil am Markt zu sichern“. Eine Strategie, die bisher aufgeht, wie Cédric Matte selbstbewusst anfügt. Ohne sich dafür aber in einen „Zinskrieg“ einzulassen. Gefolgt vom Hinweis, dass der Anteil an verweigerten Darlehen keineswegs gestiegen ist - „nur ist die Zahl der Anfragen halt stark rückläufig“.

Zu kämpfen haben letztlich alle mit der Verlangsamung des Marktes: Kauf- und Bauinteressenten, Banken und Makler. „Der potenzielle Kunde zeigt sich vorsichtiger, wägt präziser ab, wie er einerseits seine Investition besser definieren, andererseits seine Verpflichtungen genauer taxieren kann.“ Weshalb die Laufzeiten erkennbar steigen - vielfach bis zu fünfundzwanzig Jahren (bei KBC in der Zwischenzeit bei immerhin mehr als der Hälfte der neuen Kredite der Fall).

Interessant ist in diesem Kontext eine Rechenübung, wonach jedes gestiegene Zinsprozent das Kreditvolumen über zehn, fünfzehn Jahre um circa 10.000 € mindert. Ein substanzieller Einschnitt, der die eigene Budgetierung unmittelbar betrifft. Zum Vergleich: Während der Zinssatz für Hypothekenkredite Anfang 2022 noch nur 1,5 Prozent betrug, sind es aktuell bis zu 4,5 Prozent, nach Adam Riese theoretisch ein „nicht verfügbares“ Kapital von 30.000 €. Bei Kauf und mehr noch bei Bau eine nicht zu unterschätzende, da stark einschränkende Differenz.

Ungeachtet des möglichen Handlungsspielraums, der sich für den Kunden aus der gestiegenen Konkurrenz am Bankenmarkt ergeben könnte, geht der Trend - so die allseits bittere Erkenntnis - eher zum Aufschub des angedachten Projektes.

„Kreditanfragen kommen derzeit vielfach aus sozialen Kreisen, die über höheres Eigenkapital verfügen und zugleich von der Inflations- und Energiekrise weniger betroffen sind“, so die Erkenntnis von Cédric Matte.

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