Mehr Trotz als Wut: BVB glaubt weiter an den Titel

<p>Bochums Erhan Masovic (links), Dortmunds Youssoufa Moukoko(Mitte) undIvan Ordets (rechts) kämpfen um den Ball.</p>
Bochums Erhan Masovic (links), Dortmunds Youssoufa Moukoko(Mitte) undIvan Ordets (rechts) kämpfen um den Ball. | Foto: Federico Gambarini/dpa

Aus Wut wurde Trotz. Nach dem großen Ärger über einen ausgebliebenen Elfmeterpfiff und dem Verlust der Tabellenführung geht der Blick bei Borussia Dortmund wieder nach vorn. Obwohl der FC Bayern mit einem mühsamen 2:0 gegen Hertha BSC vorbeizog, schlug BVB-Jungstar Youssoufa Moukoko vor dem kniffligen Saisonfinale mit vier Endspielen um die Meisterschaft ungewohnt kämpferische Töne an: „Wir lassen uns von keinem Gegner, von keinem Schiri, von keiner Krankheit aufhalten. Wir glauben daran, wir sind fest davon überzeugt. Die Mannschaft hat Bock darauf, der Trainer, die Menschen hier, die Stadt - alle.“

Um den Fokus wieder auf die sportlichen Aufgaben gegen Wolfsburg (H), Mönchengladbach (H), Augsburg (A) und Mainz (H) zu lenken, zog Hans-Joachim Watzke einen Schlussstrich unter die emotionale Diskussion um Schiedsrichter Sascha Stegemann und Video-Assistent Robert Hartmann. „Das war definitiv krass. Aber jetzt muss es auch gut sein“, sagte der BVB-Geschäftsführer der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die Schlüsselszene beim 1:1 in Bochum, als das Schiedsrichter-Duo ein Foul von Danilo Soares an Karim Adeyemi im Strafraum ungeachtet der Dortmunder Proteste nicht ahndete.

Mehr noch als durch den anschließenden medialen Entschuldigungs-Marathon Stegemanns sah sich Watzke durch die heftigen Reaktionen in den sozialen Netzwerken zu einem Statement mit deeskalierender Wirkung veranlasst. Die „Anfeindungen jeder Art“ seien trotz aller Enttäuschung „nicht einmal im Ansatz“ zu tolerieren, ließ der Vereinschef verlauten. Zuvor hatte Stegemann von ernst zu nehmenden Drohungen berichtet, die ihn zu einer Strafanzeige veranlasst hätten.

„Das ist der Punkt, wo die Grenze überschritten wird“, kommentierte Felix Brych die Drohungen gegen Stegemann am Sonntagabend in der BR-Sendung „Blickpunkt Sport“. Der 47 Jahre alte Spitzenschiedsrichter nahm Watzkes Aussagen positiv auf: „Ich fand es ziemlich gut, dass er gesagt hat, jetzt ist mal Schluss.“

Auch aus der Liga gab es verbalen Beistand für den Referee. „Das ist der Wahnsinn. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand so etwas ernst meint. Das sind einfach Idioten, die nicht wissen, was sie damit auslösen. Man sollte darüber nachdenken, so etwas auch strafrechtlich zu verfolgen“, kommentierte der Mainzer Sportvorstand Christian Heidel bei „ran.de“.

Doch bei aller Unterstützung für Stegemann bleibt dem DFB und der Liga eine weitere Diskussion über das Zusammenspiel von Schiedsrichter und Video-Assistent nicht erspart. Trotz der eindeutigen Fernsehbilder sah Hartmann keine Veranlassung, Stegemann zur Überprüfung der Szene in den Review-Bereich zu schicken. „Es wäre sehr, sehr hilfreich gewesen, wenn da ein entsprechender Impuls gekommen wäre“, bemängelte Stegemann in der Sport1-Sendung „Doppelpass“.

Sebastian Kehl bezeichnete dieses Versäumnis als „absolut fahrlässig“ und „völlig falsch“. In der ersten Aufregung sprach der BVB-Sportdirektor sogar davon, dass es „nicht mit rechten Dingen zugegangen“ sei und deutete nebulös an: „Ich will nicht wissen, was passiert wäre, wenn der FC Bayern heute hier gespielt hätte.“

Bei einer besseren Chancenauswertung der Borussia wäre allen Beteiligten viel Aufregung erspart geblieben. 21 Torschüsse gab das Team von Trainer Edin Terzic ab, traf aber nur einmal durch Adeyemi (7.). Aus der Überlegenheit mit deutlich mehr Ballbesitz und 62 Prozent gewonnener Zweikämpfe schlug der entthronte Tabellenführer zu wenig Kapital.

Das Drehbuch einer denkwürdigen BVB-Saison mit abrupten Stimmungswechseln ist damit um ein Kapitel reicher. Auf ermutigende Auftritte folgten immer wieder frustrierende Rückschläge. Dass allein bei den jüngsten drei Unentschieden gegen die vom Abstieg bedrohten Clubs Schalke (2:2), Stuttgart (3:3) und Bochum sechs Punkte leichtfertig verspielt wurden, passt ins Bild fehlender Konstanz. „Wir waren einfach nicht effizient genug“, klagte Mittelfeldspieler Jude Bellingham, „wir müssen das Spiel entscheiden, wenn wir so viele große Chancen haben.“

Auch die Auswärtsschwäche der Borussia mit zuletzt sechs Pflichtspielen ohne Sieg gibt zu denken und ist eines Titelanwärters nicht würdig. Im Fernduell mit dem um einen Punkt besser platzierten FC Bayern könnte dem Tabellenzweiten allerdings zugutekommen, dass drei der letzten vier Saisonspiele vor heimischer Kulisse ausgetragen werden. Wie Moukoko hat auch Bellingham den Kampf um die Meisterschaft noch lange nicht aufgegeben: „Die Lage ändert sich so schnell.“

Kommentare

  • .. so können die Bayern, natürlich auch Meister werden, wenn ein Bayer den VAR bei einem Dortmund spielt.. was für eine Organisation...

Kommentar verfassen

1 Comment