Jahr der (harten) Zinswende

<p>Besonders aufgrund der Verteuerung der Wohnkredite infolge der unerwartet schnell und stark gestiegenen Zinsen wird das Eigenheim in der Zwischenzeit für viele zur Illusion.</p>
Besonders aufgrund der Verteuerung der Wohnkredite infolge der unerwartet schnell und stark gestiegenen Zinsen wird das Eigenheim in der Zwischenzeit für viele zur Illusion.

Das vergangene Jahr dürfte nicht nur als unerwartete „kriegerische“ Marke auf der fast acht Jahrzehnte lang friedlichen (west)europäischen Landkarte in die Geschichtsbücher eingehen. Nein, 2022 war ebenfalls das Jahr der Zinswende.

Nach einer ungewohnt langen Phase niedriger, gar teils negativer Zinsen setzte bei den Zentralbanken ab dem Frühjahr eine Trendwende ein. Vor circa zwölf Monaten waren die Vorboten eines Paradigmenwechsels erkennbar, selbst wenn die Europäische Zentralbank (EZB) unter der Ägide der vormaligen französischen Finanz- und Wirtschaftsministerin Christine Lagarde die Wende erst im Juli einleitete (und somit merklich später als die US-Notenbank „Fed“, die bereits drei, vier Monate früher gegensteuerte).

In der Folge erhöhte die EZB ihre Leitzinsen sechsmal: Im Juli um einen halben Prozentpunkt, im September und Oktober jeweils um einen dreiviertel Punkt sowie im Dezember, Februar und nun im März wieder um je einen halben Punkt. Macht in der Summe dreieinhalb Prozentpunkte, die vielen Bauherren schwer im Magen liegen. Und unweigerlich einen „Mechanismus“ in Gang setzen.

Die Erhöhung der Leitzinsen hat als schwerwiegendste Auswirkung, dass Banken einen höheren Zins zahlen müssen, um sich Geld bei der Zentralbank zu „besorgen“. Höhere Kosten, die sie zwangsläufig an ihre Kunden weiterreichen, vorrangig durch die eigene Erhöhung der Zinsen für Kredite. Was Investitionen teurer macht und zugleich dem Sparen gegenüber dem Konsum zu „neuer“ Attraktivität verhilft. Ein „modus operandi“, der die gesamtwirtschaftliche Nachfrage dämpft.

Wichtig ist zugleich die psychologische Wahrnehmung und Wirkung. Die EZB will tunlichst verhindern, dass sich Haushalte und Unternehmen an hohe Inflationsraten gewöhnen. Denn wenn erst einmal alle mit einer Preissteigerung rechnen, kann schnell ein Preiswettlauf einsetzen. Erwarten etwa Beschäftigte dauerhaft steigende Preise, erheben sie de facto höhere Lohnforderungen, was wiederum die Preise treiben kann. Womit beständig steigender Druck auf dem Kessel ist…

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