„Aus einer anderen Galaxie“: Fünferpacker Haaland sprengt alle Grenzen

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Erling Haaland war am Dienstagabend der Mann des Spiels. | Foto: Photo News

Erling Haaland schnappte sich nach seiner rekordträchtigen Fünf-Tore-Gala mit seinem fetten Grinsen den Spielball als Andenken, ehe der unvermeidliche Tor-Wikinger zu den Bässen des Eurodance-Hits „No Limits“ im ehrfürchtigen Applaus der Fans badete. In einer magischen Europapokal-Nacht hatte Manchester Citys Star-Stürmer wahrlich Grenzen verschoben, gleich mehrere Rekorde gesprengt - und die Frage aufgeworfen, wer ihn in Zukunft überhaupt aufhalten soll.

„Ich habe einfach nur geschossen, nicht nachgedacht. Alles ist in meinem Kopf etwas verschwommen, ich erinnere mich nicht wirklich an die Tore“, gab Haaland nach dem denkwürdigen 7:0 (3:0) im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen RB Leipzig zu, wobei ihm seine fünf (!) Treffer in 35 Minuten und der lupenreine Hattrick in der ersten Halbzeit nicht zu reichen schienen. Als ihn Teammanager Pep Guardiola nach 63 Minuten ausgewechselte, konnte sich der 22-Jährige einen Kommentar nicht verkneifen.

„Als ich runterging, habe ich ihm gesagt: Ich würde gerne einen Doppel-Hattrick machen, aber was soll man da machen“, scherzte Haaland. Schließlich hatte sechs Tore in einem Königsklassen-Spiel noch niemand geschafft. Guardiola war es indessen ganz lieb gewesen, dass sein Schützling diese Schallmauer an jenem Abend nicht auch noch einriss. „Wenn er das mit 22 Jahren erreicht hätte“ so der Katalane, „wäre ihm in der Zukunft langweilig!“

Auf der Insel überschlugen sich die Medien, die Haaland in den vergangenen Wochen durchaus kritisiert hatten, vor Lobpreisungen. Als „Kanonenkugel“ bezeichnete ihn die Daily Mail: „Wenn Erling Haaland schießt - wie beim 7:0-Sieg gegen RB Leipzig gleich fünf Mal - bleiben nur wenige stehen.“ Auch in Frankreich sorgte Haalands Sternstunde auf Aufsehen. „Der Cyborg hat alles verwüstet“, schrieb L'Equipe: „Haaland zeigt gegen Leipzig, dass er aus einer anderen Galaxie kommt.“

Überhaupt war Haaland nach dem Brasilianer Luiz Adriano (2014 beim 7:0 von Schachtar Donezk bei BATE Borrisow) und Lionel Messi (2012 beim 7:1 des FC Barcelona gegen Bayer Leverkusen) erst der dritte Spieler, dem in einem Champions-League-Spiel fünf Tore gelangen. Dazu brach er Citys Klubrekord für die meisten Tore in einer Saison, 39 Treffer erzielte Haaland bislang in 36 Pflichtspielen - und es ist gerade einmal Mitte März. Mit 22 Jahren und 236 Tagen ist er zudem der jüngste Spieler, dem 30 Tore in der Champions League gelangen. 33 sind es nun, um genau zu sein.

Angesichts dieser Zahlen wirkt es grotesk, dass Haalands Leistungen in England zuletzt harsch bemängelt wurden. Ein Strafraumstürmer wie er passe nicht ins ballbesitzorientierte City-System, hieß es, nachdem Haaland beispielsweise im Hinspiel in Leipzig (1:1) völlig abgemeldet gewesen war. Ja, manch einer warf gar die Frage auf, ob die Skyblues nach Haalands Wechsel von Borussia Dortmund im vergangenen Sommer schlechter geworden seien. Der aktuelle Meister liegt in der Premier League derzeit fünf Zähler hinter Tabellenführer FC Arsenal.

Von all der Kritik war nach Haalands Beutezug im Rückspiel, als er immer perfekt stand und den Ball fünfmal eiskalt über die Linie drückte, jedoch nichts mehr zu hören. Und Haaland wiederum schickte gleich einmal einige Worte an die Konkurrenz um den ersehnten Henkelpott, dessen erstmaliger Gewinn die große Bürde des seit 2016 im Amt befindlichen Guardiola ist.

„Der Klub will die Champions League gewinnen, sie wollen mehr Titel“, sagte Haaland: „Sie haben mich nicht geholt, um die Premier League zu gewinnen. Sie wissen, wie man die Premier League gewinnt. Ich bin hier um dem Klub dabei zu helfen, sich noch weiter zu entwickeln, um zu versuchen, die Champions League zum ersten Mal zu gewinnen.“ In manchen Ohren dürfte dies wie eine Drohung geklungen haben. (sid/calü)

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